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Berge Special

5 Wege auf die Zugspitze

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Deutschlands höchster Berg, die 2962 Meter hohe Zugspitze, liegt ganz im Süden von Bayern bei Garmisch-Partenkirchen. Auf ihren Gipfel führen mehrere Wege – von einer langen, aber technisch nicht allzu schwierigen Bergwanderung bis hin zur anspruchsvollen alpinen Hochtour. Ein Überblick.

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Im August 1820 gelang dem Leutnant Josef Naus und dem Bergführer Johann Georg Tauschl die erste nachgewiesene Besteigung der Zugspitze. Im Rahmen eines Vermessungsauftrags bestiegen die beiden zusammen mit einem Gehilfen Deutschlands höchsten Berg durch das Reintal – der leichteste Weg auf die Zugspitze. Im Laufe der Zeit kamen diverse neue Wege dazu. Heute ist das Zugspitzmassiv touristisch sehr gut erschlossen: Es gibt Seilbahnen, ausgeschilderte Wege und Berghütten, in denen man übernachten kann. Jedes Jahr sind Tausende Wanderer und Bergsteiger in dem ↗Gebiet unterwegs. Diese ↗vier Routen auf den Zugspitzgipfel werden heute am häufigsten begangen (sortiert von leicht nach schwer):

  1. ab dem Skistadion in Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal
  2. ab Ehrwald (Österreich) über das Gatterl
  3. vom Eibsee aus über das Österreichische Schneekar und den Stopselzieher
  4. ab Hammersbach durch das Höllental

    Neben diesen vier klassischen Anstiegen ist der Jubiläumsgrat zu nennen – eine anspruchsvolle, lange, teilweise unversicherte Gratkletterei für erfahrene Bergsteiger.

Dem Superlativ »höchster Berg Deutschlands« verdankt die Zugspitze einen Platz auf unzähligen Bucketlists. Doch viele unterschätzen den Berg, nicht zuletzt wegen der guten Infrastruktur im Gebiet. Hier einige Anmerkungen dazu:

Planung: Für eine Besteigung der Zugspitze – egal auf welchem Weg – ist eine gute und gründliche Tourenplanung unerlässlich. ↗Der Deutsche Alpenverein (DAV) bietet fundierte Infos, genaue Tourenbeschreibungen und das nötige Kartenmaterial.

Bergführer: Gerade unerfahrene Wanderer und Bergsteiger sollten sich der kompetenten Führung eines Bergführers anvertrauen. Für Touren auf die Zugspitze sind die rund 70 autorisierten und staatlich geprüften Bergführer prädestiniert, die der ↗»Bergführervereinigung Werdenfels« angehören.

Timing: Gerade am Wochenende und in den Ferien kann es an der Zugspitze voll werden.  An einzelnen Stellen (z.B. an der Randkluft im Höllental) kommt es an machen Tagen zu regelrechten Warteschlangen. Wer es einrichten kann, sollte die Tour unter der Woche angehen. 

Verhältnisse: Im hochalpinen Gelände können sich die Verhältnisse schlagartig ändern. Für eine Besteigung der Zugspitze ist es unerlässlich, ↗sich über die aktuellen Verhältnisse vor Ort zu informieren.

Hütten: Die Zugspitze wird in aller Regel in zwei Tagen mit einer Hüttenübernachtung bestiegen. Der »Abstieg« erfolgt meist mit der Seilbahn vom Gipfel. ↗Die Hütten haben begrenzte Kapazitäten und müssen lange im Voraus gebucht werden. 

Höhe: Auch wenn die Zugspitze »nur« knapp 3000 Meter hoch ist, sollte die Höhe nicht unterschätzt werden: So gut wie niemand besteigt Deutschlands höchsten Gipfel mit vorheriger Akklimatisierung. Ab circa 2500 Metern Höhe, also genau vor dem auf vielen Routen anspruchsvollen Gipfelanstieg, beginnen viele, die Höhe zu spüren, und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. 

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Ab dem Skistadion in Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal 

Distanz: 21,4 km, 2300 hm
Dauer (Gehzeit): 7:30 h

Der weiteste, aber auch einfachste Weg auf die Zugspitze führt durch das Reintal. Bis auf den Schlussanstieg gibt es auf dieser Route kaum technische Schwierigkeiten. Dennoch: Auch diese Tour sollte wegen ihrer Länge, Abgeschiedenheit und Höhe ab dem Zugspitzplatt nicht unterschätzt werden. Übernachtet wird in der Regel in der Reintalangerhütte (1370 m). Ein echtes Highlight dieser Tour ist die Partnachklamm gleich am Anfang.

Sicherheitshinweise: Vorsicht bei Nebel auf dem Zugspitzplatt! Wer am Sonn-Alpin erschöpft ist, sollte die Bahn zum Gipfel nehmen! Achtung vor Schneefeldern in der Gipfelflanke!

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Ab Ehrwald (Österreich) über das Gatterl

Distanz: 13,6 km, 2064 hm
Dauer (Gehzeit): 8:30 h

Von Ehrwald führt die Gatterlroute zur Knorrhütte und von dort gemeinsam mit der Reintalroute auf das Zugspitzplatt und zum Gipfel. Wer konditionell fit genug ist, kann die Tour an einem Tag absolvieren. Alternativ kann man auf der Knorrhütte übernachten. Die Tour lässt sich gleich am Anfang durch eine Fahrt mit der Ehrwalder Almbahn abkürzen (Ersparnis: ca. 390 hm).

Sicherheitshinweise: Vorsicht bei Nebel auf dem Zugspitzplatt! Wer am Sonn-Alpin erschöpft ist, sollte die Bahn zum Gipfel nehmen! Achtung vor Schneefeldern im Bereich »Gatterl« und der Gipfelflanke!

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Vom Eibsee aus über das Österreichische Schneekar und den Stopselzieher

Distanz: 4,8 km,
1716 hm
Dauer (Gehzeit): 4:30 h

Der kürzeste Aufstieg zum Gipfel führt vom Eibsee (950 m) (oder von Obermoos (1228 m)) über das Österreichische Schneekar. Beide Wege führen zunächst steil zur Wiener-Neustädter-Hütte (2209 m) hinauf und durchqueren anschließend das Österreichische Schneekar. An dessen Ende beginnt ein einfacher Klettersteig, der durch die gesamte Nordwestflanke verläuft. Am Anfang wird der »Stopselzieher«, eine natürliche Auswaschungshöhle, durchstiegen.

Sicherheitshinweise: Steinschlaggefahr über dem »Stopselzieher« durch Vorausgehende. In der Gipfelwand bis in den Sommer hinein Altschnee. Anstieg mit wenig Sonneneinstrahlung.

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Ab Hammersbach durch das Höllental

Distanz: 9,9 km,
2190 hm
Dauer (Gehzeit): 7:00 h

Der Anstieg über das Höllental ist der beliebteste und abwechslungsreichste Anstieg auf die Zugspitze. Der Weg durch die Höllentalklamm ist spektakulär. Nach der Klamm trifft man auf die Höllentalangerhütte (1387 m), wo in der Regel übernachtet wird. Danach geht es zum ersten Steilaufschwung an der »Leiter«. Oberhalb davon quert man das »Brett« mit Stahlstiften in einer Felswand. Für die Überquerung des Höllentalferners sind Steigeisen nötig, in der Regel wird ohne Seil gegangen. Schwierigkeiten kann die Randkluft bereiten, da sich das Eis durch Abschmelzung immer weiter vom Fels entfernt. Nach ihr führt ein mittelschwerer Klettersteig auf den Gipfel.

Sicherheitshinweise: Klettersteigset, Gurt und Helm nötig. Gletscher mit Steigeisen begehen. Abseits der Trasse am Gletscher Spaltensturzgefahr! Vorsicht vor Staus an der Randkluft! Frühzeitig aufbrechen! In der Gipfelwand bis in den Sommer hinein Altschnee. Über den Sommer 2022 sind die Bedingungen am Gletscher aufgrund der warmen Temperaturen und der weiteren Ausaperung schwieriger geworden (viele steile Blankeis-Stellen sowie offene Gletscherspalten, die überquert werden müssen). Daher sollte eine komplette Gletscherausrüstung mitgeführt werden: Steigeisen, Eispickel, Seil und Rettungsmaterial (Eisschrauben, …).

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Über den Jubiläumsgrat

Distanz: 5,7 km,
700 hm
Dauer (Gehzeit): 8:00 h

Der Jubiläumsgrat ist eine der bekanntesten und längsten Gratrouten der Ostalpen – und sie ist erfahrenen Bergsteigern vorbehalten. Die Tour ist kein Klettersteig, es müssen viele unversicherte Passagen im II. bis III. Schwierigkeitsgrad bewältigt werden. Die Route endet an der Grießkarscharte (2463 m). Von dort steigt man entweder über das Matheisenkar ins Höllental ab. Oder geht weiter zur Alpspitze (2628 m) und steigt über die Nordwandferrata zur Bergstation der Alpspitzbahn am Osterfelderkopf (2050 m) ab.

Sicherheitshinweise: Empfehlenswert ist der Start von der Zugspitze nach einer Nacht im Münchner Haus oder morgens die Auffahrt mit der ersten Seilbahn. Die konditionellen Anforderungen sind aufgrund der Länge des Grates sehr hoch. Zudem bewegt man sich ständig in Höhen über 2500 Metern. Im Sommer oft hohes Gewitterrisiko. Kein Wasser zwischen Zugspitze und Alpspitze.


TEXT: Moritz Schäfer

FOTOS: istockphoto.com/scoutdoor (Gatterl 1), unsplash.com/karsten-wurth (Gatterl 2), unsplash.com/markus-spiske (Gatterl 3), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Stopsel 1), unsplash.com/henry-dick (Stopsel 2), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Stopsel 3), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Hölle 1), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Hölle 2), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Hölle 3), Zugspitz Region GmbH, W. Ehn (Jubi 1), DAV/Hans Herbig (Jubi 2), DAV/Hans Herbig (Jubi 3)