6 Tipps für den Sommer in Österreich

Ob entschleunigendes Wandern, kernige Radrunden, kickende Kraxelabenteuer oder Fun in südländischen Seen: Die Alpen Österreichs sind für aktive Bergliebhaber ein Muss. Sechs Ideen für sinnliche bis nervenaufreibende Erfahrungen.

Uli Wiesmeier

#1 Klettersteige am Arlberg

Und der Haifisch, der hat Zähne … und die scheinen sich gerade tief in die Muskulatur zu beißen: Die Anstrengung macht sich all­ mählich bemerkbar. Haizähne nennen sich auch die grotesk zerklüfteten Felstürme an der Weißschrofenspitze, mitten am Arl­berger Klettersteig. Der gilt als der Extrem­ klassiker unter den Klettersteigen. Extrem schwierig, extrem anstrengend – und ex­trem schön. Etwa 1,8 Kilometer zieht sich der Steig über einen abenteuerlich luftigen Felsgrat bis zum Gipfel der Weißschrofen­ spitze auf 2752 Metern. Doch damit nicht genug: Darauf folgt der schwierige Abstieg über den Südgrat. 2000 Meter Stahlseil, 1050 Seilklemmen und 500 Haken sichern den äußerst abwechslungsreichen und kräf­tezehrenden Weg. Dafür lassen großartige Fernsichten sämtliche Haifischbisse verges­sen. Der überwältigende Rundblick reicht von den Lechtaler und Allgäuer Alpen über die Stubaier und Ötztaler Alpen bis hin zur Verwallgruppe und zur Silvretta. Mit etwas Glück ist in der Ferne sogar der Bodensee auszumachen.

Und wer vom Kraxeln mit starken Aussich­ ten nicht genug bekommen kann, erklimmt anderntags den Patteriol. Oder nimmt eine der etwa siebzig weiteren Kletterrouten in der Region.

Informationen zur Region: www.stantonamarlberg.com


#2 Kraxeln in der Tiroler Zugspitz Arena

In der Tiroler Zugspitz Arena ist die Erobe­rung der Zugspitze quasi Pflicht. Selbst­redend auf kletternde Weise. Zum Beispiel über den Stopselzieher­Klettersteig: Nach einem 3,5­stündigen Aufstieg geht es ei­nen halben Kilometer durch den leichten, abschnittsweise gesicherten Steig hinauf zum Zugspitzgipfel – mit 2962 Metern der höchste Berg des Wettersteingebirges. Et­was niedriger, aber viel anspruchsvoller ist die Ehrwalder Klettersteig­Runde: Dabei sind drei äußerst schwierige Klettersteige zu überwinden. Schon zu Beginn wird’s kernig: Der Seebener Sportklettersteig führt direkt neben dem Seebenfall steil die Wand hinauf. Nach einer Übernachtung auf der Coburger Hütte geht es weiter zum Tajakante-Klettersteig: Auf einem Felsgrat wird der Vordere Tajakopf erklommen. Um noch einen zweiten Gipfel mitzunehmen, geht es weiter über den Coburger Steig auf den Hinteren Tajakopf. Doch aufgepasst: Die Steige sind allesamt sehr schwierig und ausgesetzt, benötigen sehr gute Kondition und das Wetter muss passen! Wer erst mal eine Nummer kleiner einsteigen möchte: Jeder Steig ist jeweils auch einzeln als Eintagestour begehbar. Doch keine Sorge, selbst dann bleibt der Ausblick auf die zahl­reichen Gipfel und Bergseen unübertroffen.

Informationen zur Region: www.zugspitzarena.com
Klettersteigtouren sind z. B. bei Bergsport total buchbar: www.bergsport-total.at


#3 Bergradeln in Osttirol

Überwältigend tost und gurgelt das Was­ser, prallt gegen den Fels und zerschellt in Abermillionen winziger Perlen. Nicht über­all kommt man auf seinem Bike derartigen Naturwundern so nahe wie auf dem Natur­-Kraft-­Weg: Hier am Fuße des Großvenedi­gers rauschen die gewaltigen Umbalfälle bergab und einer der letzten frei fließenden Gletscherflüsse bahnt sich seinen Weg ins Tal. Und wir dürfen ihm auf dem Sattel 20 Kilometer bis nach Matrei folgen – allerdings nicht ohne zuvor kräftig in die Pedale getre­ten zu haben: Schließlich müssen ganze 100 Höhenmeter auf nur 1,5 Kilometer Strecke gemeistert werden. Osttirol ist mit seinen neun Gebirgszügen wie gemacht für Berg­radler. Allein in der Bike Arena Lienzer Dolomiten sind über 40 Mountainbike­-Stre­cken ausgewiesen, alle akkurat mit GPS kar­tiert. Insgesamt schlängeln sich ganze 120 markierte Routen mit einer Gesamtstrecke von 1000 Kilometern an den zahlreichen Dreitausendern Osttirols vorbei. Die Rad­wanderwege führen sogar bis dicht an den Nationalpark Hohe-Tauern heran, den ältes­ten und größten Nationalpark Österreichs. So zum Beispiel auf der Lucknerhausrunde: Auf der Kalser Glocknerstraße geht es hi­nauf bis zum Lucknerhaus auf 1920 Metern. Und als würde man nicht schon angemessen genug keuchen, raubt einem dort der Blick auf den mächtigen Großglockner auch noch den restlichen Atem.

Informationen zur Region mit interaktiven Karten und Tourenbeschreibungen: www.osttirol.com


#4 Die Karwendel Rundtour am Achensee

Ob Radkick in höchsten Höhen oder Ge­nussradeln im Tal: Die Achensee­Region ist das Bikerzentrum par excellence in Tirol. Der absolute Höhepunkt ist die Kar­wendel Rundtour. In vier Tagen werden 306 Kilometer und 6869 Höhenmeter auf abwechslungsreichen Forst­ und Schotter­wegen bewältigt. Anstrengende Bergfahr­ten wechseln sich ab mit aufregenden Downhill­-Strecken vor einem großartigen Gebirgspanorama. Immer wieder können Blicke aufs benachbarte Kaisergebirge, die Stubaier und die Tuxer Alpen erhascht wer­den. Die Tour startet in Kufstein und führt zunächst durch die Brandenberger Alpen mit ihren Alm­ und Hochmoorlandschaften bis zum Achensee, dem größten See Tirols.

Von dort geht es mitten hinein in die un­ glaubliche Kulisse des Naturparks Karwen­del, der am Westufer des Sees beginnt. Und wieder ein Superlativ: Der Park ist das größte zusammenhängende Schutzgebiet der Nördlichen Kalkalpen. Spätestens hier sollte man absteigen und ziemlich lange innehalten, den See, die urige Bergwelt auf sich wirken lassen und einfach nur durchatmen.

Die folgende Strecke zum Karwendel­haus gehört zu den ersten Mountainbike­ Wegen in Tirol und genießt Kultstatus. Schroffe, bleiche Kalkfelsen beherrschen die Szenerie. In der dritten Etappe führt die Route von Scharnitz hinunter ins Inntal zum Bergwerksstädtchen Schwaz, um dann am vierten Tag wieder über den Achensee zum Ausgangspunkt zurückzukommen.

Informationen zur Region: www.achensee.com
Informationen zur Karwendel Rundtour mit GPS-Daten: www.bike.tirol.at


#5 Ursprünglichkeit im Großen Walsertal

Irgendwie scheint die Zeit stehen ge­blieben zu sein. Diese Stille. Rau und ursprünglich sind die Berglandschaften des Großen Walsertals. Vor allem hier am Formarinsee unter der Roten Wand auf fast 1800 Meter Höhe. Der innere Tachometer fährt auf null zurück. Ver­bundenheit mit dem Fels um einen herum. Der Berg erdet das Innerste. Nicht von ungefähr wurde das Tal zum UNESCO­-Biosphärenpark ernannt. Die Bewirtschaftung des Tals erfolgt noch nach uralten Bräuchen und bringt Pro­dukte von großer Güte hervor. Eben eine Frischzellenkur nicht nur für die Seele, sondern auch für den Leib. Auf über zwanzig Sennalpen wird in traditi­oneller Handarbeit Alpkäse hergestellt, der würzige Walserstolz beispielsweise. Schließlich liegt die Kunst des Käse­machens den Walsern seit über 600 Jahren im Blut. Die Naturprodukte ma­chen die Jause auf der Hütte zu einem nachhaltigen Genusserlebnis.

Bekannt ist das Große Walsertal ebenso für seine Magerwiesen mit ihrer über­ bordenden Fülle an Pflanzen und Kräu­tern. Die Augen öffnen für die kleinen Dinge am Wegesrand, das ist sozusagen das Motto einer Wanderung mit einer Expertin, der Alchemilla Kräuterfrau. Dabei lernt man viel über essbare Kräu­ter, ihren Geschmack und wie sie verar­ beitet werden. Sehr hilfreich fürs nächs­te gemeinsame Kochen mit Freunden.

Informationen zum Großen Walsertal: www.walsertal.at


#6 Wandern rund um die Kärntner Seen

Wann geht’s endlich hinein in dieses glasklare Wasser? Unwiderstehlich liegen die Kärntner Seen in ihren Tälern. Stets in Sichtweite scheinen sie einem zuzuflüstern: »Spring doch endlich rein!« Zahlreiche solcher See­-in­Sichtweite­-Touren zeichnen Kärnten aus, und das ganz im Süden Öster­reichs, sozusagen auf der Sonnenseite der Alpen.

Ein Highlight für Naturfetischisten ist der Weißensee: Fjordartig schmiegt sich der leuchtend grüne See an die unberührten Hänge der Gailtaler Alpen. Luchs und Bart­geier sind hier zu Hause.

Wer es übers Wasser angehen möchte, den bringt auf dem Wörthersee ein Schiff nach Maria Wörth. Von da geht’s dann zu Fuß zum Pyramidenkogel: Dort steht der höchste Aussichtsturm, der bis dato aus Holz errichtet wurde. Überwältigende Aus­sichten garantiert und eine Rutsche gleich mit eingebaut.

Liebestechnisch hat der Millstätter See eini­ges zu bieten: Auf dem Sentiero dell’Amore (Weg der Liebe), einem Teil des Millstätter See Höhensteigs, flattern sehnsuchtsvolle Gedanken nur so umher. An Ruhepunkten sind Reflexionen bekannter Persönlich­keiten und vorbeikommender Pärchen über die Liebe zu entdecken.

Warm ums Herz kann es einem am Klopei­ner See auch werden, mit 28 Grad im Som­mer ist er der wärmste Kärntens. Erfrischt erkundet man von hier aus etwa den nahen Geopark Karawanken – einen äußerst inte­ressanten Gebirgszug, in dem sich geolo­gisch betrachtet Afrika und Europa treffen. In die Höhe geht es am Ossiacher See, dort hebt man von der Gerlitzen Alpe, die sich über dem Nordufer erhebt, zum Paragliden ab. Den See immer im fantastischen Blick!

Informationen zur Region: www.seenlust.at