Kaufberatung Sicherungsgeräte

DAV/Wolfgang Ehn
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Egal ob Kletterneuling oder erfahrener Bergsportler: damit du dich an der Wand sicher fühlst und dich voll und ganz auf deinen Lieblingssport konzentrieren kannst, brauchst du eine verlässliche Kletterausrüstung und einen ebenso zuverlässigen und geschulten Kletterpartner. Denn schließlich vertraust du ihm oder ihr dein Leben an. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Sicherungsgerät. Hier erfährst du, welches die gängigsten Sicherungen am Markt sind und worauf bei der Wahl des Sicherungsgeräts zu achten ist. Für welches Modell du dich auch entscheidest, wichtig ist in jedem Falle, dass du dich vor dem ersten Einsatz intensiv mit der Funktionsweise des Sicherungsgerätes auseinandersetzt. In einem Kletterkurs, zum Beispiel beim DAV (Deutscher Alpenverein) oder in deiner lokalen Kletterhalle, kannst du zunächst den Umgang mit unterschiedlichen Sicherungsgeräten und Methoden lernen, bevor du dich für dein Gerät entscheidest. Insbesondere für Anfänger gilt der Leitsatz »Erst Kurs, dann Kauf«.

Wie funktionieren Sicherungsgeräte?

Bei einem Sturz aus großen (und auch schon kleineren) Höhen, wirken enorme Kräfte auf das Kletterseil. Da du diese mit deinen bloßen Händen niemals halten könntest, benötigst du beim Klettersport ein Sicherungsgerät. Je nach Modell bremst dieses den Seildurchlauf entweder dynamisch ab oder blockiert das durchlaufende Seil komplett.

Welche Sicherungsgeräte gibt es?

Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Sicherungsgeräte am Markt. Am weitesten verbreitet sind heutzutage die sogenannten Halbautomaten, zu denen auch die Unterkategorie der Autotubes gehört. Hier geben wir dir eine kurze Übersicht, über die unterschiedlichen Typen von Sicherungsgeräten und ihre Eigenschaften:

Halbautomaten

Halbautomatische Sicherungsgeräte verfügen über eine Blockierfunktion, die bei einem Sturz oder Sitzen im Seil greift. Dadurch erfordern sie nur wenig Handkraft und sind besonders komfortabel für den Sichernden, zum Beispiel wenn dein Kletterpartner gerade langwierig am Projektieren ist. Wichtig: Trotz der Blockierfunktion musst du immer das Seil mit der Bremshand festhalten!

Man unterscheidet zwei Arten von Halbautomaten:

Kaufberatung Sicherungsgeraete Edelrid Jul2
Kaufberatung Sicherungsgeraete Petzl Grigri
Siegel Yannick
  1. Geräte, bei denen die Bremshand mit dem Seil zur Auslösung der Bremsfunktion zwingend unter dem Sicherungsgerät platziert sein muss. Zu dieser Kategorie gehören alle sogenannten Autotuber, wie das Mammut Smart, Edelrid Jul² und Megajul, Climbing Technology Click-Up, Austri Alpin Fish oder Black Diamond ATC Pilot. Mit ausschlaggebend für das Blockieren ist bei diesen Modellen der Karabiner: Das Seil wird beim „Dichtmachen“ zwischen Sicherungsgerät und Karabiner eingeklemmt. Entsprechend wichtig ist es, dass du den passenden Karabiner für das jeweilige Gerät nutzt. Viele Hersteller empfehlen spezielle Karabiner zu ihren Autotubern (beachte hierzu die jeweilige Produktbeschreibung) oder bieten diese direkt im Set an.
  2. Geräte mit einer Bremsmechanik, deren Funktion nicht durch die Position der Bremshand (über oder unter dem Gerät) beeinflusst wird, wie das Petzl GriGri und GriGri+. Hier wird das Seil bei Belastung automatisch im Gerät blockiert und kann mittels eines Hebels wieder gelöst bzw. kontrolliert ausgegeben werden. Bremshand-unabhängige Halbautomaten sind zugunsten der Sicherheit sensibler und blockieren mitunter auch schon mal bei zu rascher Seilausgabe. Die korrekte Bedienung lernst du in einem Kurs.

Autotuber

Gemäß dem DAV bilden sie eine Untergruppe der Halbautomaten. Vom Handling her ähneln sie stark einem »normalen« Tube, jedoch verfügen Autotuber über eine Blockierunterstützung. Diese greift nicht automatisch, sondern ist von der korrekten Position der Bremshand abhängig. Die Bremswirkung tritt je nach Modell bereits bei einem deutlich kleineren Winkel als bei einem normalen Tuber ein.

Tubes/Tuber

Bis zur Entwicklung des Mammut Smarts 2009 waren Tubes (auch Tuber genannt) die meistverwendeten Sicherungsgeräte hierzulande. Tubes sind vor allem durch ihre Vielseitigkeit im Einsatz, ihr einfaches Handling und ihre leichte Konstruktion beliebt. Im Vergleich zu Halbautomaten und Autotubern bergen sie jedoch ein größeres Risiko der Fehlbedienung und werden daher für die Partnersicherung beim Sportklettern mittlerweile nicht mehr empfohlen. Ein Tuber erfordert aktive Haltekraft und verzeiht wenig Fehler. Da er im Sturzfall das Seil nicht automatisch blockiert, sondern nur dann bremst, wenn die Bremshand das Bremsseil konsequent nach unten hält und fest umschließt, wird er als dynamisches Sicherungsgerät bezeichnet. Tuber sollten von erfahrenen Sicherern verwendet werden.

Black Diamon ATC XP Kaufberatung Sicherungsgeräte
DMM Pivot
Black Diamond ATC Guide Kaufberatung Sicherungsgeräte

Tuber kommen heutzutage vorrangig noch bei alpinen Klettereien und Mehrseillängen zum Einsatz. Es gibt unterschiedliche Versionen: einfache Geräte für einen Seilstrang oder Modelle mit doppeltem Seilkanal, die auch zum Abseilen und – je nach Bauform – für Halb- und Zwillingsseile geeignet sind. Für den alpinen Einsatz werden außerdem Ausführungen mit einer Öse zum Sichern nachsteigender Personen angeboten.

Hinweis zur Nutzung von Tubern: Achte darauf, dass deine Bremshand zu jedem Zeitpunkt unterhalb des Sicherungsgerätes positioniert ist. Damit sich zwischen Seil und Sicherungsgerät Bremskräfte entwickeln können, muss der Winkel zwischen Führungsseil und Bremsseil deutlich größer als 90° sein. Deine Bremshand muss das Bremsseil ununterbrochen fest mit der Hand umschließen!

Abseilachter

Edelrid Bud Abseilachter

Die Ära der Achter bei der Partnersicherung gehört mittlerweile der Klettergeschichte an. Während er früher DAS Standardsicherungsgerät im Bergsport war, wird heutzutage aus Sicherheitsgründen ausdrücklich vom Sichern mit dem Achter abgeraten. Jedoch wird er von einigen BergsportlerInnen noch immer zum Abseilen verwendet und ist hierbei sehr flexibel mit Einfach-, Halb- oder Zwillingsseilen nutzbar. Abseilachter sind als klassische runde Acht, V-förmig und in eckiger Form erhältlich, wobei die markanteren Formen für eine höhere Bremskraft sorgen.

HMS-Knoten

Edelrid HMS Magnum Screw Karabiner Kaufberatung Sicherungsgeräte

Auch wenn es sich hierbei streng genommen nicht um ein Sicherungsgerät handelt, sei abschließend noch der HMS-Karabiner erwähnt. HMS steht für »Halbmastwurfsicherung«, eine klassische Sicherungsmethode mit Halbmastwurf-Knoten und einem großvolumigem, birnenförmigem HMS-Verschlusskarabiner. Diese Methode wird heutzutage fast nur noch beim Alpinklettern angewendet, wo sie ein abwechselndes Klettern (überschlagendes Klettern) ohne Umbau der Sicherung ermöglicht und bei der Nachsteigersicherung wenn nötig das Seilausgeben beim Ablassen vereinfacht – ein Vorteil gegenüber allen anderen Sicherungsgeräten. Durch die Halbmastwurfsicherung entstehen jedoch dauerhafte Verwindungen im Seil (Kragelbildung), auch ein Grund, weshalb diese Methode bei der Partnersicherung beim Sportklettern so gut wie gar nicht mehr angewendet wird.

Übrigens: Die HMS-Sicherung ist die einzige Sicherungsmethode, bei der die Bremshand das Bremsseil zwingend nach oben halten muss!

Der bauchige HMS-Karabiner wird heute unter anderem als Verbindungskarabiner zwischen Sicherungsgerät und Gurt verwendet.

Was versteht man unter dynamischen Sicherungsgeräten?

Zu den dynamischen Sicherungsgeräten zählen Tubes, Achter und die Halbmastwurfsicherung (HMS), allesamt Geräte ohne Blockierunterstützung.

Aufgrund der fehlenden Blockierunterstützung des Geräts kann ein sehr geübter Sichernder beim Sturz des Kletternden kontrolliert noch etwas Seil durch das »dynamische Sicherungsgerät« laufen lassen, ehe die Bremshand es blockiert. Auf diese Weise kann ein drohender harter Anprall des Stürzenden an der Wand abgemildert werden. Diese Sicherungsmethode nennt man »gerätedynamisches Sichern«.

Um eine dynamische Sicherung zuzulassen, muss ein Bodensturz oder Zusammenprall mit dem Sichernden immer ausgeschlossen sein, d. h. die Höhe, in der der Sturz passiert muss ausreichend hoch sein und die Dehnung des Seils unbedingt einkalkuliert werden. Daher kommt diese Methode hauptsächlich beim Vorstieg zum Einsatz, wenn das Gelände und die Höhe des Kletternden eine solche Sicherungstechnik zulassen.

Hinweis: Dieser Vorteil des »gerätedynamischen Sicherns« wägt jedoch die grundsätzlichen Risiken einer Fehlbedienung der dynamischen Sicherungsgeräte nicht auf. Zudem gibt es eine andere Methode der sanften Sturzsicherung, die auch mit Halbautomaten und Autotubes durchgeführt werden kann, das sogenannte »körperdynamische Sichern«: Wenn die Sturzhöhe es erlaubt, kann der geübte Sichernde den weichen Auffang unterstützen, indem er (A) einen kleinen Schritt Richtung Wand geht oder (B) im richtigen Moment dem Kletternden entgegen springt oder (C) noch etwas Seil ausgibt, bevor er zumacht. Dadurch wird der Kletternde sanfter aufgefangen. Natürlich bedarf es auch für diese Art der Sicherung unbedingt ausreichend Erfahrung! Und es gilt selbstverständlich: die Bremshand muss IMMER am Bremsseil bleiben.

Was ist der Vorteil von halbautomatischen Sicherungsgeräten?

Als Halbautomaten bezeichnet man per Definition des Deutschen Alpenvereins Sicherungsgeräte mit einer Blockierunterstützung. Waren damit früher ausschließlich Geräte mit einer Klemmmechanik gemeint (z. B. das Petzl GriGri), schließt die Familie der Halbautomaten heutzutage auch die sogenannten Autotuber (z. B. das Mammut Smart oder das Edelrid Jul²) mit ein.

Alle Halbautomaten haben gemeinsam, dass sie bei richtiger Anwendung bei einem Sturz das Seil stark bremsen oder abrupt »dicht machen«. Ein großer Vorteil von halbautomatischen Sicherungsgeräten ist, dass der Sichernde kaum Handkraft aufwenden muss, um das Seil bei einem Sturz zu halten. Auch bei langem Auschecken kniffliger Routen oder wenn der Kletterpartner schwerer ist, sind Halbautomaten daher sehr zu empfehlen. Durch die Blockierunterstützung können im Idealfall auch einige menschliche Fehler ausgeglichen werden.

Sowohl in der Halle als auch am Fels sind halbautomatische Sicherungsgeräte sehr beliebt. Einzig im alpinen Bereich gibt es Einschränkungen, die wir im Kapitel Mehrseillängen erläutern.

Welche Sicherungsgeräte empfiehlt der DAV?

Der Deutsche Alpenverein (DAV), der größte deutscher Bergsportverband, setzt sich regelmäßig mit Produkten für den Bergsportmarkt auseinander, testet ausgiebig und gibt Risikoeinschätzungen sowie Empfehlungen ab. Der DAV rät, beim Sport- und Hallenklettern nur noch mit Halbautomaten und Autotubes zu sichern. Dieser Empfehlung schließt sich auch der Kletterhallenverband KLEVER ausdrücklich an.

In unserem Sortiment findest du verschiedene ausdrücklich vom DAV empfohlene Sicherungsgeräte: Sehr verbreitet sind das Petzl Grigri und GriGri Plus, das Mammut Smart 2.0, das Edelrid Jul² und Mega Jul. Zu den empfohlenen Autotubern gehören außerdem das Black Diamond ATC-Pilot und Climbing Technology Click Up.

Dies bezieht sich aufs Sportklettern in Kletterhallen, Klettergärten und (mit wenigen Ausnahmen) am Fels. Für Mehrseillängen (siehe unten) sowie anspruchsvolle alpine Routen und Wettkämpfe gelten nochmal andere Voraussetzungen, die jedoch erfahrenen Kletterern und Profis vorbehalten sind.

Grundsätzliche kann man sagen, dass alle hier erwähnten Sicherungsgeräte bei aufmerksamer und korrekter Bedienung, zulässiger Gewichtsverteilung der Seilschaft und Beherrschung durch den Sichernden als technisch sicher gelten. Doch menschliches Versagen ist nun mal menschlich und daher stellen wir selbst eines der größten Sicherheitsrisiken im Bergsport dar. Fehler passieren häufig durch Unaufmerksamkeit oder eine Fehlbedienung. Dadurch ist die Frage, wie fehlerverzeihend ein Sicherungsgerät in seiner Bedienung ist, nicht unerheblich. Automatisch blockierende Halbautomaten sind diesbezüglich im Gegensatz zu Tubes klar im Vorteil. Fehlbedienungen sind natürlich nie ausgeschlossen, doch im Falle kleiner Unaufmerksamkeiten ist ein Halbautomat deutlich fehlerverzeihender als ein Tube.

Welches Sicherungsgerät ist für Anfänger geeignet?

Du hast das Klettern gerade neu für dich entdeckt und bis auf der Suche nach dem passenden Sicherungsgerät für die Halle oder erste Routen draußen am Fels? Dann empfehlen wir dir einen Autotuber oder Halbautomaten. Der bekannteste und weit verbreitetste Halbautomat ist seit vielen Jahren das GriGri von Petzl.

Wichtig: Besuche immer zuerst einen Kletterkurs, in dem du den korrekten Umgang mit dem Sicherungsgerät erlernst. Als Kletterneuling empfiehlt es sich oftmals, genau das gleiche Sicherungsgerät zu kaufen, dessen Bedienung bereits aus dem Toprope-Kurs bekannt ist.

Halbautomaten haben den großen Vorteil, dass sie dich durch ihre Blockierfunktion aktiv beim Sichern unterstützen, jedoch musst du die Bedienung des Geräts und das richtige Verhalten beim Sturz deines Kletterpartners erst sicher verinnerlicht haben, ehe du alleine sichern solltest. In einem Sicherungskurs lernst du unter anderem, wie du das Seil korrekt einlegst, die korrekte Bremshandposition und wieviel Seil du ausgeben bzw. einziehen musst oder wie du deinen Körper beim Auffangen eines Sturzes effektiv einsetzt (körperdynamisches Sichern).

Petzl Grigri
Siegel Yannick
Mammut Smart 2.0 Kaufberatung Sicherungsgeräte
Edelrid Jul2

Tipp: Neben dem Petzl GriGri lehren die meisten Kletterkursanbieter derzeit das Sichern mit den seit Jahren etablierten Autotubern Smart 2.0 von Mammut oder dem Jul von Edelrid. Beide ähneln sich im Handling.

Welches Sicherungsgerät wähle ich für Mehrseillängen?

Unter Mehrseillängen-Klettern versteht man besonders lange Routen, auf denen mindestens zwei oder mehr Seillängen nacheinander bewältigt werden müssen. Beim Klettern von Mehrseillängenrouten muss ein Sicherungsgerät daher gleich mehrere verschiedene Sicherungsfunktionen erfüllen, die sich von der Anwendung beim Hallenklettern oder beim Sportklettern am Fels unterscheiden:

  1. Das bereits bekannte Sichern des Vorsteigenden
  2. Das Sichern des Nachsteigenden (nachholen)
  3. Das Ablassen des Nachsteigenden im Notfall
  4. Das eigene Abseilen (sich selbst am Seilstrang ablassen, um nach dem Klettern wieder vom Fels herunter zu kommen)

Gängig für Mehrseillängen-Routen ist die Sicherung mit einem Doppeltuber mit Öse (z. B. der ATC-Guide oder die für dünne Seile optimierte Version ATC-Guide Alpin von Black Diamond).

Am Standplatz wird in der Regel das Sicherungsgerät im Zentralpunkt eingehängt, nicht am Körper des Sichernden. So wird das Risiko verhindert, dass der Sichernde bei einem starken Sturz des Nachsteigenden durch die einwirkende Sturzkraft nach unten gerissen wird.

Startet der Vorsteigende in die nächste Seillänge, kann ebenfalls mit Fixpunkt oder für sehr erfahrene Kletterer auch per Körpersicherung gesichert werden. Mit der aus dem Sportklettern gewohnten Körpersicherung (Sicherungsgerät ist am Klettergurt fixiert) wird das Seilhandling oft als komfortabler empfunden, jedoch ist diese Methode nur unter optimalen Voraussetzungen des Standplatzes geeignet. Bei der Fixpunkt-Sicherung ist der Sichernde nicht direkter Teil der Sicherungskette, wodurch das Risiko, gerade bei großen Sturzhöhen von der Auffangkraft aus der Position gerissen zu werden oder gar die Kontrolle über das Seil zu verlieren, eingedämmt wird.

Vorsteiger vom Körper sichern
© Claudia Ziegler
Nachsteiger sichern am Fixpunkt
Martin Pötter / THIRD POLE
Vorsteiger sichern vom Fixpunkt
Martin Pötter / THIRD POLE

Für ein weiches Sichern mit Fixpunkt wird gerätedynamisch gesichert. Hier gilt zu beachten, dass der Seildurchlauf und die Kraft, die bei einem Sturz auf die Bremshand einwirkt, stärker sein kann als bei der Körpersicherung. Kletterhandschuhe können hier von Vorteil sein.

Inzwischen gibt es auch Halbautomaten, die speziell für den alpinen Bereich entwickelt wurden. Mit dem Edelrid MegaJul und dem MicroJul kann im Doppelstrang gesichert werden. Beim Sichern des Nachsteigenden am Stand funktionieren diese Geräte im blockierenden Modus wie eine Plate. Beim Sichern des Vorsteigenden mit Blockierunterstützung kann mit diesen Halbautomaten aber ausschließlich körperdynamisch gesichert werden, wodurch der Sichernde wie zuvor beschrieben bei einem Sturz stärker nach oben gerissen werden kann.

Eine weitere Methode ist die bereits erwähnte Sicherung mit Halbmastwurf-Knoten (HMS), die ein überschlagendes Klettern (Kletterpartner wechseln sich im Vor- und Nachstieg ab) ohne Umbau ermöglicht. Am Standplatz wird der HMS-Karabiner im Selbstsicherungskarabiner eingeklippt und ein Halbmastwurf gelegt (HMS-Karabiner anschließend sicher verschließen!). Beachte auch, ob noch eine Seilverbindung zum zweiten Fixpunkt/Bohrhaken am Standplatz eingerichtet werden muss. Wenn der Nachsteigende den Standplatz erreicht hat und in den Vorstieg wechselt, kann die aufgebaute HMS-Sicherung direkt weitergenutzt werden – nur, dass das Seil nun ausgegeben und nicht mehr eingeholt wird.

In den allermeisten Fällen wird eine Mehrseillängenroute als Zweier-Seilschaft begangen. Es ist jedoch auch möglich, eine Dreier-Seilschaft zu bilden. Hierfür sind Sicherungsgeräte mit doppeltem Seilkanal wie Doppeltubes oder Autotuber mit zwei Seilkanälen unerlässlich, mit denen auch zwei Nachsteigende parallel gesichert werden können – dies wird jedoch ausdrücklich nur sehr erfahrenden BergsportlerInnen empfohlen.

Tipp: Das speziell für den Alpineinsatz konzipierte Giga Jul von Edelrid ermöglicht darum den Wechsel zwischen dynamischer und blockierender Sicherungsfunktion.

Wer darf wen beim Klettern sichern?

Dein Kletterpartner und du solltet ein ähnliches Körpergewicht haben, wenn ihr euch gegenseitig sichern wollt. Idealerweise beträgt das Körpergewicht des Kletternden das 0,9 bis 1,1-fache des Sichernden. Beim Vorstieg-Sichern sollte der Sicherende nicht weniger als 75 % vom Körpergewicht des schwereren Partners wiegen.

Wird eine schwerere Person von einer leichteren gesichert, so wird der Sichernde bei einem Sturz (vor allem wenn viel Seil ausgegeben wurde) in die Höhe gerissen. Als Folge davon fällt der Kletternde entsprechend tiefer. Unter gewissen Bedingungen am Fels ist dies nicht weiter problematisch. Bei Stürzen aus niedrigeren Höhen und in der Halle sind solche Situationen jedoch höchst kritisch, da der Kletternde hierbei dem Boden schnell bedrohlich nahekommen kann oder Kletternder und Sichernder in der Luft zusammenstoßen können.

Edelrid OHM

Gewichte (z. B. spezielle Sandsäcke) können als Hilfsmittel eingesetzt werden, um das Gewichtsverhältnis etwas auszugleichen. Besteht ein zu großer Gewichtsunterschied zwischen den Partnern, ist ein passives Zusatzgewicht jedoch nicht mehr ausreichend. Für das Sichern im Vorstieg ist das Ohm von Edelrid eine gute Lösung für Kletterpartner mit größerem Gewichtsunterschied. Das Gerät wird mit einer Exe im ersten Haken der Sicherungskette fixiert und wirkt dort wie ein vorgeschalteter Widerstand. Durch diesen zusätzlichen Widerstand wird die Seilreibung erhöht, wodurch weniger Haltekraft aufgebracht werden muss (insbesondere beim Sichern mit einem Tuber) und verhindert wird, dass die leichtere Person beim Auffangen eines Sturzes zu stark vom Boden gerissen wird. Auch das Ablassen des schweren Kletterpartners wird durch das Ohm erleichtert.

Wenn du eine erheblich leichtere Person sichern möchtest (zum Beispiel ein Kind), ist dies von der Haltekraft her natürlich unproblematisch möglich – nur solltet ihr anschließend nicht die Rollen tauschen ☺. Allerdings ist es wichtig, wenn der Kletternde deutlich leichter ist als der Sichernde, eine dynamische Sicherung zu gewährleisten, um Verletzungen zu vermeiden. In diesem Falle können dynamische Sicherungsgeräte von Vorteil sein. Wer mit Kindern klettern geht und selbst aktiv werden möchte, nimmt am besten den (Kletter-)Partner oder die Partnerin mit, damit ihr euch zwischendurch gegenseitig sichern könnt, während die kleinen Leichtgewichte verschnaufen.

Welches Seil passt zu meinem Sicherungsgerät?

Nicht jedes Sicherungsgerät ist auch für jedes Kletterseil geeignet. Achte auf den angegebenen Wert für den passenden Seildurchmesser. Dieser ist in der Regel ein von/bis Wert (beispielsweise »für Seildurchmesser: 8 – 11 mm«). Wenn das Seil sehr schlank ist und im unteren Bereich liegt, so gleitet es leichter durch das Sicherungsgerät. Aber auch der Bremseffekt setzt erst bei stärkerer Krafteinwirkung effektvoll ein! Ein dickeres Seil kann hingegen sehr schwergängig durch das Gerät laufen und auch das Seilausgeben recht mühselig gestalten. Kletterseile rauen im Laufe des Gebrauchs auch noch etwas auf und werden dadurch dicker.

Tipp: Daher empfehlen wir dir, einen Seildurchmesser zu wählen, der im mittleren Bereich der Angabe am Sicherungsgerät liegt.

Worauf muss ich beim Sichern noch achten?

Die goldenen Worte beim Sichern lauten: Partnercheck und Bremshandprinzip.

Fehler können den routiniertesten Kletterern unterlaufen, daher passt immer gegenseitig auf euch auf und führt vor jeder Route einen Partnercheck durch. Hierzu zählt selbstverständlich auch die Überprüfung, ob das Seil korrekt ins Sicherungsgerät eingelegt wurde und der Sichernde richtig eingebunden ist.

Kaufberatung Sicherungsgeräte Bremshand
DAV/Julian Rohn
Partnercheck Kaufberatung Sicherungsgeräte
DAV/Wolfgang Ehn

Das Bremshandprinzip besagt, dass sich deine Bremshand stets am Bremsseil befinden muss. Dies gilt nicht nur für dynamische Sicherungen, sondern selbstverständlich auch fürs Sichern mit einem Halbautomaten.

Ungeteilte Aufmerksamkeit, eine passende Gewichtsverteilung innerhalb der Seilschaft, die sichere Beherrschung des Sicherungsgerätes sowie eine kritische Beurteilung des Geländes (Stichwort: dynamische Dehnung vs. Fallhöhe) sind wie oben ausgeführt ebenfalls extrem wichtig.

Deine eigene Sicherheit und die deines Partners oder deiner Partnerin sollten immer höchste Priorität haben. Nur dann lässt sich dein Lieblingssport auch in vollen Zügen genießen und du kannst dich mit gutem Gefühl auf die nächste Kletterchallenge fokussieren!

Tipp: Eine sogenannte Sicherungsbrille kann ebenfalls zu mehr Sicherheit im Bergsport beitragen, da du den Kletternden beim Sichern so permanent im Blick behalten kannst. Die Scheiben von Sicherungsbrillen sind so konzipiert, dass du deinen Kopf entspannt gerade halten kannst, während deine Sicht durch die angewinkelten Scheiben nach oben gerichtet wird. So hast du den Kletternden stets aufmerksam im Blick, kannst dabei eine natürliche Standhaltung einnehmen und bekommst keinen steifen Nacken vom langen Hochschauen.

Welchen Karabiner benutze ich für mein Sicherungsgerät?

Mit einem Verschlusskarabiner wird dein Sicherungsgerät nicht nur mit dem Klettergurt (oder Fixpunkt am Standplatz) verbunden, der Karabiner hat oftmals auch direkten Einfluss auf die Bremswirkung. Beim Sichern mit dem Petzl GriGri dient der Karabiner „nur“ als Verbindungsmittel zwischen Gurt und Sicherungsgerät. Bei anderen Sicherungsgeräten ist er hingegen Teil des Sicherungsmechanismus und muss entsprechend zum Sicherungsgerät passen. Beim Sichern mit einem Tuber rutscht der Karabiner beispielsweise ein Stück weit ins Gerät und klemmt das Seil dadurch ein. Größe, Form und Verschlusstyp spielen hier eine Rolle. Für viele Halbautomaten und Tubes gibt es daher konkrete Herstellerempfehlung bzgl. der Karabinerwahl. Einige Modelle werden sogar direkt als Set angeboten. Beachte hierzu die Hinweise in der jeweiligen Produktbeschreibung!

Edlerid Mega Jul
Click Up
Austri Alpin Gold Fish

Entscheidend ist – sowohl beim GriGri als auch anderen Sicherungsgeräten –, dass du einen Verschlusskarabiner wählst, z. B. mit 3-Wege-Verschluss. Karabiner mit Drahtbügel, Riegeln und ähnlichen Klappvorrichtungen sorgen zudem dafür, dass sich der Karabiner nicht ungünstig in der Einbindeschlaufe des Klettergurtes verdrehen kann und somit eine kritische Querbelastung vermieden wird.

Wo kann ich Sichern lernen?

Bevor du dich für ein Sicherungsgerät entscheidest, solltest du unbedingt zuvor einen Kurs belegen, in dem du das Sichern und den Umgang mit einem oder unterschiedlichen Sicherungsgeräten erlernst. Oftmals bietet es sich an, auch genau das Modell zu erwerben, mit dem du das Sichern im Kurs geübt hast. Einen Sicherungskurs kannst du beim DAV, bei Bergschulen oder in privaten Kletterhallen buchen.