Moin Bjarne! Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns von Deiner SUP Tour von Berlin nach Hamburg zu erzählen. Zuallererst: Wie bist Du eigentlich auf diese waghalsige Idee gekommen?
Die Idee von Berlin nach Hamburg zu paddeln hat sich mit der Zeit einfach so ergeben. Im Sommer 2019 war ich häufig auf dem Wasser in Hamburg. Was sollte man auch sonst machen während dieser Zeit? Ich war dann häufig auf den Kanälen hier unterwegs. Da ich auch sonst ein begeisterter Paddler bin, habe ich mir dann irgendwann die Frage gestellt: Wie leistungsfähig bin ich eigentlich auf einem SUP? Wie lässt sich das Stand-Up-Paddeln mit Wasserwandern vereinbaren? Nach ein wenig Recherche und ein paar Interviews mit meinen Kollegen habe ich festgestellt: Kaum jemand hat mehr als zwei Tage am Stück auf dem SUP verbracht. Da dachte ich mir: Dann fang ich halt damit an. Also habe ich angefangen zu planen.
Das klingt nach Pionierarbeit! Wie bist Du dann in die Planungsphase eingestiegen?
Als Pionier würde ich mich zwar jetzt nicht bezeichnen, aber es war trotzdem eine spannende Herausforderung. Welche Route wähle ich, die in unmittelbarer Nähe ist und ohne großartig auf ein Auto angewiesen zu sein? Erst wollte ich eine Rundtour machen – von Ratzeburg nach Ratzeburg. Aber das war mir dann am Ende zu wenig Reisecharakter. Ich wollte konkret Start- und Zielpunkt definieren, und die sollten nicht ein und derselbe Ort ein. Am Ende wurde es dann der Weg von Berlin nach Hamburg über die Mecklenburgische Seenplatte. Dort hatte ich als Kind schon viel Zeit verbracht und zu beobachten, was sich alles in der Zeit verändert hat, hat mich dann am meisten gereizt.
Und dann bist Du mit der geplanten Route im Gepäck nach Berlin gefahren?
Ja, genau. Der Wasserweg von Berlin nach Hamburg, ist je nach Route zwischen 350 und 550km lang. Das war für mich die optimale Strecke, um den Weg auch in 14 Tagen schaffen zu können. Und ich konnte ganz entspannt mit dem Bus nach Berlin reisen. Da hatte ich dann auch noch mal genug Zeit meinen Flussführer genau zu studieren.
Wo genau bist Du dann losgepaddelt?
Ich bin in der Nähe von Hakenfelde eingesetzt und dann immer der Havel entlang gepaddelt. Die ersten 40km sind dann allerdings unspektakulär gewesen. Viel Stadtgebiet, zum Ende hin wird es dann etwas ländlicher. Eigentlich wollte ich am ersten Tag noch weiter paddeln, aber ich habe an der Schleuse in Oranienburg meine GoPro Ausrüstung liegen lassen. Zum Glück habe ich das rechtzeitig gemerkt. Ich bin dann fix 5km zurück gejoggt und konnte mein Equipment wieder einsammeln. Einschlafen war auf jeden Fall an dem Abend kein Problem!
Wo hast Du denn immer übernachtet?
Das war immer unterschiedlich. Da wo es erlaubt war, habe ich biwakiert. Also unter freiem Himmel geschlafen. Einfach die Hängematte an zwei Bäume gebunden und schon war der Schlafplatz fertig. Aber ich habe auch an einem wunderschönen Campingplatz an einem alten Hafen in Zehdenick übernachtet.
Einfach unter freiem Himmel schlafen? Das ist schon abenteuerlich, oder?
Ja, das ist es tatsächlich. Eine Nacht wurde ich auch vom Regen überrascht – obwohl der Wetterbericht eine sternklare Nacht vorhergesagt hat. Aber so ist das manchmal. Dann trocknet man seine Sachen am nächsten Tag und nutzt die Zeit, um sich die Gegend anzuschauen, Proviant zu kaufen und Land und Leute kennenzulernen.
Zurück zum Paddeln. Was hast Du auf dem Board alles erlebt?
Das sind so viele Eindrücke gewesen, dass es schwer ist, da etwas hervorzuheben. Ich habe Eisvögel gesehen. Das war etwas Besonderes. Ansonsten habe ich die Ruhe genossen. Längere Strecken zu paddeln, ohne zeitweise einem Menschen zu begegnen, hat schon etwas Meditatives. Da habe ich mich richtig aus meinem Alltag ausklinken können.
„Alleine auf dem Wasser, war sehr erholend. Zwar war ich körperlich angespannt, aber sehr erholt vom Alltag.“
Du hast auf Deinem Trip niemanden getroffen?
Doch, natürlich! Ehrlich gesagt, wurde ich als Paddler, der so viel Gepäck auf seinem Board transportiert hat, häufig angesprochen. Das haben die meisten von denen so noch nicht gesehen. Und da fragt man halt nach. Einmal ist mir bei einem kleinen Zusammenprall die Finne abgebrochen. Das habe ich abends dann auf dem Campingplatz erzählt und einer der anderen Gäste hat mir dann eine Ersatzfinne angeboten. So ist das Miteinander in der Natur halt. Alles ist ein bisschen ungezwungener. Da kommt man auch mal abends zusammen zum Essen und tauscht sich gegenseitig aus.
„Ich reise unglaublich gerne alleine, weil ich so eher Menschen kennenlerne.“
Apropos Essen. Wie hast Du Dich eigentlich verpflegt?
Trockenfood – also Reis, Nudeln und dergleichen habe ich mir vor dem Trip gekauft. Und wenn es sich dann angeboten hat, habe ich bei meinen Stopps dann frisches Essen, viel Gemüse und Obst ganz klassisch im Supermarkt gekauft.
Gab es auch Probleme auf dem Trip?
Ja klar. Am Tag als ich vom Labussee bis zur Müritz wollte, war es richtig stürmisch. Da wollte ich nicht auf das offene Gewässer. Die Gefahr war einfach zu groß, dass ich in Not gerate. Glücklicherweise hat sich mir dann eine Mitfahrgelegenheit angeboten, die mich im Segelboot mitgenommen hat. Abends dann am Campingplatz habe ich mein SUP zu den anderen Kanus gelegt…
Um dann am nächsten Morgen weiter zu paddeln?
Leider nein. Irgendjemand hat seine Kippe auf meinem Board ausgedrückt. Das Loch war so groß, dass ich es mit meinem Flickzeug nicht mehr kitten konnte. Das war schon ärgerlich, da ich von den insgesamt geplanten 510km nur 270km weit gekommen bin. Aber das werde ich bei Gelegenheit nachholen.
Worauf sollte man achten, wenn man auf so eine Tour gehen möchte?
Auf jeden Fall vernünftiges Flickzeug! Meins hat leider nicht ausgereicht. Da gilt am Ende die Regel: Haben ist besser als brauchen. Ansonsten empfehle ich eine gute Schutzausrüstung, Schwimmweste und man sollte sich vorher mit den Wasserverkehrsregeln beschäftigt haben.
Hast Du schon Pläne für Deine nächste Tour?
Wie gesagt: Den Rest möchte ich schon noch nachholen. Dafür hat es einfach zu viel Spaß gemacht und es fühlt sich für mich noch nicht beendet an. Ansonsten würde ich gerne mal mit dem Kanu nach Schweden und Finnland. Eine richtig lange Wasserwandertour in der schwedischen und finnischen Seenlandschaft wäre eins meiner Highlights.
Vielen Dank für das Gespräch!