Mit dem SUP von der Zugspitze nach Sylt

Als Christo Foerster mit Sack und Paddel auf die Zugspitze kraxelt, machen die Touris große Augen. Wieder unten, wird der Sack zum SUP und der Abenteurer ­startet seine Deutschlandtraverse. Ziel? Sylt.

Jozef Kubica Fotografie

Wer sein Brett liebt, der zieht – Hochwasser auf
der Loisach zwingt Christo zum Landgang.

»1600 Kilometer und 54 Tage stehen am Ende auf der Uhr, als ich Sylt erreiche.«

Ich bin jetzt dreiundvierzig Jahre alt, eigentlich genau im richtigen Alter für eine ausgewachsene Midlife-Crisi­s. Aber ich will mir kein Motorrad kaufen, auf Studenten­partys gehen oder mich in eine Affäre stürzen. Ich will eine neue Vision. Nach und nach formt sich aus meinen Sehnsüchten und Spinnereien eine konkrete Idee: einmal komplett durch Deutschland, allein­e und aus eigener Kraft, auf dem Wasser. Ich würde mein Stand-up-Paddleboard schultern und mich damit von Fluss zu Fluss durch­schlagen – von Süden nach Norde­­n, andersherum müsst­e ich zu oft gegen die Strömung paddeln.

Welche Route könnte ich nehmen? Vom Bodensee aus einfach den Rhein hinunter? Von München bis nach Hause, in meinen Wohnort Hamburg? Vom höchsten Punkt Deutschlands bis zum niedrigsten, also von der Zugspitze bis nach Neuen­dorf-Sachsenbande unweit der Elbmündung? Oder die längste Variante: von der Zugspitze bis zum nördlichsten Punkt der Republik auf Sylt? Das gefällt mir.

Acht Wochen!? Wie erkläre ich das meiner Familie?

Ich definiere eine grobe Route über Loisach, Isar und Dona­­u, dann über die Naab an die Saale. Von dort würde ich zur Elbe gelangen, kurz vor Hamburg in den Elbe-Lübec­­k-Kana­l abbiegen, die Ostseeküste hoch, rüber an die Nordsee laufen und von dort die letzten Kilometer nach Sylt paddeln. Ich überschlage die Strecke. Wenn alles gut läuft, komme ich auf acht Wochen Reisezeit. Acht Wochen!? Wie erkläre ich das meiner Familie? Ich weiß, wie dünn das Eis nach Wochen im Corona-Lockdown ist, aber ich weiß auch, wie viel Verständnis meine Frau für meinen Ent­deckerdrang hat. Nach kurzer Überlegung stimmt sie zu.

Sommer 2021. Fünf Monate später hocke ich immer noch zu Hause. Mai und Juni, die ich mir als Zeitfenster ausgeguckt hatte, sind vorüber. Der Winter hat sich dieses Jahr extrem lange gehalten, vor allem in den Bergen. Selbst in der ersten Maiwoche liegt die Temperatur auf der ­Zugspitze nie im Plus, dazu ordentlich Schnee. Ich habe mein Abenteuer also auf August/September schieben müsse­­n, doch auch dahinter stehen wieder eine Menge Frage­zeichen. Die Flüsse im Süden Deutschlands führen aufgrund von Rekordniederschlägen so viel Wasser, dass an entspanntes Paddeln nicht zu denken ist.

Doch schließlich fasse ich mir ein Herz, checke ein ­letztes Mal die Ausrüstung und besteige die Bahn nach Grainau. Zugspitze – Sylt, here I come!

Nicole Hoppe

Auf der teilweise gestauten Saale geht es durch Mitteldeutschland bis zur Elbe.

Und wenn Klinker das Fachwerk ersetzt und frittierter Fisch
den Obazdn, kann der Norden nicht mehr weit sein.

Mit dem SUP von der Zugspitze nach Sylt

Das nehm’ ich mit:

Alles für deine nächste Spritztour