Im Rahmen der Veranstaltung „Grüne Hauptstadt Essen“ fanden 2017 zahlreiche Aktivitäten im Umweltbereich in der Ruhrgebietsstadt statt. Mein Freund Thomas fragte mich, ob ich für dieses Projekt nicht ein Plakat mit dem Motiv „Plastiktüten“ entwerfen könnte. Da ich zu dieser Zeit oft auf Mallorca war, entstand die Idee, am Strand von „es trenc“, eine Installation aufzubauen und zu fotografieren.
Dazu sammelten wir Plastiktüten mit Motiven aus der Ruhrregion und von der deutschen liebsten Insel. Zusammen mit einer auf Mallorca lebenden Freundin installierte ich in teils unberührter Natur drei unterschiedliche Motive zum Titel „Plastics Army“: Eine Invasion von Plastiksoldaten zu See, an der Küste und in den Dünen am Strand.
Jedes Motiv ist eine Fotoinstallation mit einem anderen Alltagsgegenstand aus Kunststoff. Für das zweite Motiv wurden so alle gelben öffentlichen Müllbehälter in der näheren Umgebung nach geeigneten Plastikflaschen durchsucht.
Die Werkreihe „Plastics Army“ dokumentiert unseren verantwortungslosen Umgang mit der Natur und die Vergeudung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten. Ich wählte Plastikmüll als Umweltsünde, um das Ausmaß und die Folgen dieses Skandals spielerisch und in ästhetischer Form mittels Fotostrecke vor Augen zu führen.
Der Zyklus erzählt in metaphorischen, aufeinander bezogenen Bildern kleine Geschichten. Diese Geschichten beinhalten den Einfall und die Eroberung der Landschaft durch menschengemachte „Feinde“ der Umwelt, und die verheerenden Folgen, die diese Invasion in Flora und Fauna verursachen – von der Verschmelzung von Müll und Organischem bis hin zur völligen Zerstörung der Natur. In ästhetischen Sinnbildern werden hier zutiefst unästhetische und katastrophale Sachverhalte dargestellt.
Die Anfänge der Serie erfuhr bereits viel Aufmerksamkeit. Sie wurde mit verschiedenen Auszeichnungen und Preisen gekürt – zuletzt mit dem Staatspreis NRW 2019. Dermaßen ermutigt bewarb ich mich um einen Künstleraustausch, ausgerichtet von meinem Kunstverein (Verein Düsseldorfer Künstler), in einer Kunstresidenz bei Reykjavik auf Island. Ich hatte einen Monat Zeit, um die mir gesetzte Zahl von drei bis vier Motiven zu realisieren.
Ich konnte Globetrotter als Sponsor für Kleidung und Ausrüstungsgegenstände für meine beiden Mitarbeiter und mich gewinnen. Die erste Woche auf Island verbrachten wir mit der Location Suche im südlichen Teil der Insel. Die touristischen Highlights entlang der Ringstraße 1 nahmen wir dabei auch in den Fokus, jedoch waren die Fahrten in die abgelegenen Highlands (fotografisch) noch interessanter. Nach einigen abenteuerlichen Exkursionen, und einer Woche Recherche, standen Destinationen und Motive für die Fotoinstallationen fest.
Nun konnte ich mich darauf konzentrieren, die benötigten Plastikartikel für die einzelnen Motive zu besorgen. Zusätzlich musste die Route samt Übernachtungsmöglichkeiten im Zelt festgelegt werden. Glücklicherweise wurde es erst um 23:00 Uhr dunkel, was für uns von unschätzbarem Vorteil war. Das wechselhafte Wetter stellte den größten Risikofaktor dar: zu starker Wind, frostige Temperaturen oder Dauerregen hätten den Aufbau der Installationen unmöglich gemacht.
Nach etwa drei Wochen hatte ich mit etwas Glück und der Hilfe meiner beiden Assistenten Luna und Peter, fünf Motive sowohl in den Bergen als auch an der Küste realisiert.
Meist wurden die Aufbauten aus Plastikbesteck, Bechern, Strohhalmen, Schwämmen und Verpackungen ungestört in wenig besuchten Locations inszeniert. Einzig das Eis-Motiv bei Jökularson, der ausschlaggebend für meine Wahl von Island als Fotolocation war, konnte nur nachts realisiert werden – ungestört von dem dort herrschenden Tourismus.
Die letzten Tage des Aufenthalts auf der Insel gönnte ich mir ein mehrtägiges Trekking mit Zelt in der phantastischen Natur der südlichen Highlands. Nach den ersten finalen Nachbearbeitungen der fünf unterschiedlichen Motive am heimischen Schreibtisch, hat sich meine Island Reise bereits jetzt als voller Erfolg herausgestellt.