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Immer dem Frühling nach, so wie die Zugvögel – das war das Motto der Hitzemanns auf ihrer Bikepacking-Tour quer durch Italien. Von Palermo auf Sizilien ging die Reise bis nach Hause in Franken – wo sie nach zwei Monaten, 2500 Kilometern und rund 100 Pizzen später mit eisernen Waden und wunderbaren Erinnerungen ankamen.
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Immer dem Frühling nach, so wie die Zugvögel – das war das Motto der Hitzemanns auf ihrer Bikepacking-Tour quer durch Italien. Von Palermo auf Sizilien ging die Reise bis nach Hause in Franken – wo sie nach zwei Monaten, 2500 Kilometern und rund 100 Pizzen später mit eisernen Waden und wunderbaren Erinnerungen ankamen.
Mit diversen Zügen und einer Fähre reisen wir ab unser Haustür bei Herzogenaurach über Bologna, Florenz und Livorno bis nach Palermo. Das schont die Umwelt und entschleunigt, braucht aber ein entsprechendes Zeitpolster – in unserem Fall drei Tage.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Fahrrad bis Sizilien mitzunehmen. Entweder man verwendet einen maßgerechten Karton für die Bikes, dann kann man alle Züge benutzen, ohne das Gepäckstück zusätzlich anmelden zu müssen. Diese Variante eignet sich unserer Einschätzung nach aber nur für Rennradfahrer mit sehr kleinem Gepäck. Will man auf Demontage und Verpackung verzichten, kommt nur der Transport im Personenabteil in Frage. Der EuroCity (EC) von München nach Bologna erlaubt die Fahrradmitnahme lediglich im separaten, für Reisende nicht zugänglichen Gepäckwagen. Hierzu ist ein durchaus erschwingliches, aber umständlich z.B. per Telefon (030/2970) oder in den Reisezentren der DB zu erwerbendes Ticket notwendig. Dieses wird, falls telefonisch gekauft, per Post zugestellt und kostet pro Fahrrad inklusive Reservierung 12 € (Stand Februar 2022). Die Tickets für Personen hingegen sind einfach über www.bahn.de online buchbar. (ca. 68 € p. P.)
In Bologna haben wir die Tickets für die Lokalzüge bis Livorno vor Ort am Bahnhof gekauft (21 Euro pro Person inklusive Fahrrad).
Ab Livorno ging für uns sehr entspannt mit der Fähre weiter nach Palermo. Tickets können auch hierfür online gebucht werden: www.grimaldi-lines.com. Preis pro Person in der Außenkabine 70 €. Im Schlaf reisen wir so bequem in 29 Stunden durchs Mittelmeer und radeln aus dem Bauch des Schiffes direkt ins quirlig lebendige Palermo.
Italien ist eine radbegeisterte Nation. Radsportgruppen schreien uns ein »Buon viaggio« zu, als wir die Tore Palermos verlassen. Die Passion für das »bici« begleitet uns durchs ganze Land. Während man sich als Radfahrer im Süden überschwänglich begrüßt, nickt man sich im Norden Italiens wohlgesonnen zu. Gepflogenheiten, die einem auch ohne Ortsschild aufzeigen, dass man der Heimat näher kommt. In der Toskana bekommen wir in der wunderschönen Unterkunft Le Fornaci in Laterina ein Trikot des lokalen Jugendmeisters als Anerkennung für unsere Reise geschenkt.
Frühstück in Italien ist anders. Ein Cappuccino, ein Cornetto (Hörnchen mit köstlichen Füllungen wie Schokolade, Pistazie, Honig, etc.) und ein Klönschnack versüßen den Start in den Tag, halten aber nicht lange vor. Schon früh am Tag machen wir daher häufig Picknick mit Köstlichkeiten aus den örtlichen Alimentaries, das sind kleine Tante-Emma-Läden wie wir sie gar nicht mehr kennen. Regional unterschiedliche Brot-, Käse-, Kuchen- und Süßkram-Sorten sorgen für Abwechslung auf dem Speiseplan.
Dolce Vita heißt ins Deutsche übersetzt »süßes Leben«, bekannt geworden durch den gleichnamigen Film von Federico Fellini. Cineasten erinnern sich gerne an die weltberühmte Szene des Schwarz-Weiß Films mit Marita Ekberg im Trevi-Brunnen. Uns offenbart sich die italienische Lebensart als sehr gelassen und lebensfroh. Man sitzt mit Freunden im Cafe, schlürft denselbigen oder Aperol-Spritz am Abend, flaniert durch malerische Gassen, unterhält sich mit Freunden über alles und nichts. Kein Satz wird gesprochen, ohne mit ausschweifender Gestik das Gesagte mit Händen zu untermalen. Je länger wir durch dieses Land radeln, desto mehr wird dieses Lebensgefühl auch zu unserem.
Regionale Spezialitäten sind eine Bereicherung der Reiseroute. Egal ob klassische oder frittierte Pizza in Neapel, sizilianische Cannoli oder Aranchi di Riso (Frittierte Reisbällchen in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen), toskanischer Brotauflauf, mannigfaltige Deserts (Dolchi), Spaghetti Calabrese, Spaghetti Vongole oder zuletzt dann Knödel-Tris in Südtirol. Verbrannte Kalorien dürfen ohne Reue genussvoll aufgefüllt werden.
Wir starten Mitte März morgens bei -8 Grad in Deutschland. In Süditalien sind um diese Jahreszeit normalerweise Tagestemperaturen um die 20° Grad zu erwarten. Unser Plan ist, diesen erhofften Frühling mit nach Hause zu bringen. In Palermo starten wir allerdings dann morgens bei 3 Grad. Der Ätna liegt dampfend unter einer dicken Eisschicht. Schnee bis auf 500 m über dem Meeresspiegel. Es kann nur besser werden. Doch auch am Capo Vaticano, einem wunderschönen Küstenabschnitt weiter nördlich auf dem Festland, wird uns der Ernst der Lage in einem Supermarkt bewusst. Es gibt nirgendwo mehr Brennholz zu kaufen, erzählt uns eine Deutsche, die hier lebt. Noch nie hat sie ein solch kaltes Frühjahr erlebt. Normalerweise ist T-Shirt-Wetter ab Mitte Februar. Nächtliche Minusgrade bleiben noch lange ein treuer Begleiter auf unserer Tour.
Seit vielen Jahren sind wir leidenschaftliche Mountainbike- und Rennradfahrer. Zu Hause in Franken dürfen wir uns glücklich schätzen, dass wir wenig befahrene Straßen und in der Fränkischen tolle Trails vor der Haustüre haben. Auf unserer Tour wollten wir maximal flexibel sein und wünschen uns einerseits die Aerodynamik und die Leichtigkeit von Rennrädern, andererseits aber auch die Robustheit von Crossern, um eben auch Forstwege und kleine Schotterstrassen befahren können. Eine komfortable Sitzposition ist natürlich ebenfalls von großer Bedeutung
Final entschieden wir uns für Gravelbikes der Marke Rose aus Bocholt. Das auserwählte Backroad Carbon wiegt fahrfertig unter 10 kg und der Name ist Programm, denn durch seine gravelpezifische Geometrie fühlt man sich sowohl auf der Straße als auch im leichten Gelände gleichermaßen wohl. Die Bikes wachsen uns während dieser Reise nicht nur an unseren Hintern sondern auch ans Herz. Eigentlich sind sie vergleichbar mit einer gut genährten Gazelle, in unserem Fall gleichen sie durch das Gepäck allerdings mehr einem ausdauernden und laufstarken Kamel. Optisch wirkt das Backroad durch die vollständige interne Kabelführung sehr aufgeräumt und es klappert nichts. Die SRAM Ausstattung ist robust, funktional und mit seinem elf Gängen ausreichend für die meisten Anstiege dimensioniert. Hier und da, wie z.B. im Apennin, hätten wir uns allerdings eine größere Übersetzungsbandbreite gewünscht.
Es gibt Hunde … und dann gibt es noch den Maremmen-Abruzzen-Schäferhund. Dieser ist aufgrund seines Charakters speziell. Er ist sehr gelehrig und keinesfalls unterwürfig und wurde über Jahrhunderte als selbstständiger Herdenschutzhund gezüchtet. Er nimmt es aufgrund seines unerschrockenen Charakters und Größe sogar mit Bären und Wölfen auf. Eine Begegnung mit ihm, besonders als Radfahrer oder Wanderer, sollte immer mit der nötigen Vorsicht und dem entsprechenden Respekt erfolgen. Definiert er den »Eindringling« als Gefahr für seine Herde, schlägt er zu. Auch ohne Vorwarnung. Diese Lektion haben wir auf unserer Tour lernen müssen. In der nahegelegenen Klinik wurde uns zum Glück unbürokratisch geholfen, so dass wir nach ein wenig Ruhe, Antibiotika und Desinfektion unsere Tour fortsetzen können.
Wir sind der Sprache nicht mächtig. Aber wozu gibt es diese praktischen Übersetzungs-Apps? Wild gestikulierend singt unsere B&B-Vermieterin in aller Ausführlichkeit Informationen in unser Smartphone und wird von einer bezaubernden Damen-Stimme ins Deutsche übersetzt. Mit ein paar Wörtern und Händen und Füßen kommen wir überall zurecht. Es wird honoriert, dass man sich Mühe gibt. Manchmal wünschen wir uns einen intensiveren Austausch, aber durchgekommen sind wir überall. Nur einmal nicht. Eine Truppe Einheimischer traf sich am Sonntag um den Radweg des Ortes nach dem Winter aufzuhübschen. Ein Auto versperrte den Weg, Motorsensen im Einsatz, ein Mann beim Zubereiten von Mortadella-Broten. Durchfahrt verboten. Noch eh wir uns versahen, hatten wir Rotwein & Pausenbrot in den Händen und machten Selfies in dieser surrealen Situation. Gastfreundschaft wie wir sie nicht für möglich gehalten hätten.
Neben all den touristisch sehr bekannten Orten Italiens finden wir auch »janz weit draußen« wunderschöne Natur und kleinere Dörfer und Städte. Besonders gefallen haben uns …
Italien verfügt über einen grenzenlosen Schatz an historischen Bauten, Denkmälern sowie Kulturschätzen aus unterschiedlichsten Epochen. Römische Ausgrabungen, Palazzos, prunkvolle Marktplätze und Kirchen, sowie Kunstsammlungen können im Vorbeifahren und an Ruhetagen erkundet und bestaunt werden.
Neapel macht den Eindruck eines Rohdiamanten. Unendlich viele charmante Altbauten, lebendig genutzt. Zum Teil saniert. Man darf gespannt sein wie sich die Stadt weiter entwickelt. An einem Regentag begaben wir uns in den Untergrund Neapels. Neapel besteht als Stadt bereits seit der Antike, die älteren Versionen der Stadt wurden aber immer wieder überbaut, so dass unter der heutigen Stadt viele Reste des älteren Neapel zu sehen sind. Die Untergrundwelt von Neapel (Napoli Sotterranea) erlaubt diese Zeitreise zu römischen Aquädukten und Tunneln, die noch im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker genutzt wurden.
Eine Überraschung war der Ort Diamante in Kalabrien. Hier wurde vor 41 Jahren urbane Kunst als Mittel zur Wiederbelebung des Ortes gewählt. Streetart entstand, 330 Open Air Gemälde sind in dem malerischen Küstenort am Fuße des Nationalparks Pollino zu bestaunen. Eine für diese Zeit ziemlich visionäre und innovative Entscheidung des Künstlers Nani Razetti.
Der Palazzo Reale in Palermo, Schloss und Regierungssitz, die versunkene Stadt Pompeii bei Neapel, die Engelburg in Rom und die Uffizien in Florenz waren weitere Highlights neben der unzähligen Kirchen und Kathedralen. Allein Rom hat über 600 Kirchen.
Das Taschenset von Brooks namens Scape bietet viele praktische Details und eine sehr solide Verarbeitung, kombiniert mit englischer Eleganz.
Die Kombination aus Gewicht und Isolation bei gleichzeitig hohem Schlafkomfort ist ungeschlagen. Da nimmt man auch das leise Rascheln der Sea-to-Summit-Luftmatratzen gerne in Kauf. Und obwohl der Stoff auf den ersten Blick wenig robust wirkt, hatten wir in zwei Monaten keinerlei Probleme mit
Zum Glück haben wir uns zu guter Letzt doch für die wärmere Dreier-Version des Spark entschieden. Sein Komfortbereich reicht bis unterhalb des Gefrierpunkts – da nahmen wir die nicht einmal 100 Gramm Mehrgewicht im Vergleich zum Zweier gern in Kauf.
Der Packsack (nicht im Bild) komprimiert den Schlafsack auf sein absolutes Minimum durch die im Deckel verarbeitete luftdurchlässige Eventmembran. Ein schweres wie defektanfälliges Ventil ist somit nicht nötig. Zugleich ist der Packsack zu 100 % wasserdicht, so dass man ihn bei Platzproblemen auch separat ans Rad schnallen kann. Nicht umsonst schon seit Jahrzehnten ein Bestseller im Sea-to-Summit-Sortiment.
Der im In-Mold-Verfahren hergestellte Abus Aventor bringt in der kleinsten Größe lediglich 240 Gramm auf die Waage und bewahrt deinen Kopf durch die großen Lüftungsschlitze vor Überhitzung. Zusätzliche Verstärkungen und optimierte Stabilität durch Strukturveränderung im EPS ermöglichen es Abus, den Helm mit großen Belüftungsöffnungen zu versehen. Das ergibt eine um 40 % offene Helmoberfläche.
Eigentlich für Trailrunner konzipiert, macht die Jacke auch auf dem Bike eine gute Figur. Das Material der Terrex Agravic Regenjacke ist leicht stretchig – zusammen mit Stretch-Elementen im Saum und in der Kapuze macht die Jacke so alle deine Bewegungen mit. Das federleichte, dünne Material (140 Gramm in Größe M) lässt sich auf ein geringes Packmaß komprimieren. So kannst du die Jacke platzsparend in ihrer eigenen Reißverschluss-Brusttasche unterbringen und für den Fall der Fälle immer dabei haben.
Egal wie warm es tagsüber im Süden wird, die Nächte sind meist noch frisch – eine leichte Isolation darf daher nicht im Gepäck fehlen. Ideal sind Daunenjacken in der Gewichtsklasse 300 bis 400 Gramm mit leichtem Oberstoff, die sich auf minimales Packmaß komprimieren lassen.
Wer für zwei Monate Bekleidung, technische Gadgets UND Campingausrüstung dabei hat, wird um einen Rucksack zusätzlich zu den Fahrradtaschen, nicht herumkommen. Wir hatten einen Fotorucksack von F-Stop und einen Tagesrucksack von Lowe Alpine mit gut belüftetem Netzrücken dabei. Beim Packen gilt: die schweren, harten Dinge ans Bike, leicht und weich auf den Rücken.
Wer zu zwei unterwegs ist und sich ab und an gemeinsam ablichten will, sollte eine Fotodrohne wie die DJI Mini 3 Pro einpacken. Die bietet einen automatischen Verfolgungsmodus, filmt in 4K mit 60 Bildern in der Sekunde und macht Fotos mit 48 Megapixel. Und dank des Startgewichts von nur 249 Gramm entfällt vielerorts die Registrationspflicht und man muss sich nicht an die oft geltenden Einschränkungen für schwere Drohnen halten.
Wenn wir schon ständig Gefahr laufen von all den köstlichen Süßigkeiten und der leckeren italienischen Küche schwerer zu werden, sind wir froh über unsere ultraleichte Ausrüstung. Neben Bike (siehe G wie Gravelbike) und Zelt (wie Zelt) hat sich folgende Ausrüstung bewährt:
Cosa Nostra, Ndrangheta und Camorra. Namen, die Angst und Schrecken verbreiten. Dazu das Klischee von Krokodillederschuhen, dunklen Anzügen, Sonnenbrillen, Pistolen und ernsten Minen. Wir waren sensibilisiert in Sizilien, Kalabrien und Kampanien. Doch angetroffen haben wir allein grenzenlose Gastfreundschaft. Eine Ausnahme bildete allein der Ort Castel Volturno. Einst ein florierender Badeort, heute heruntergekommen und von der nigerianischen- sowie italienischen Mafia besetzt. Die Mafia verdient hier Millionen mit Menschen- und Drogenhandel. Die Politik scheint machtlos. Wir übernachteten dort, zogen aber so früh wie möglich mit einem mulmigen Gefühl weiter.
Unsere Route haben wir zu Hause grob am Rechner ausgetüftelt und die Etappen abgespeichert. Aber meist kommt es anders als man denkt und Flexibilität war immer wieder angesagt. Beispielsweise wollten wir auf Sizilien die Route über den Ätna nehmen. Schnee und Kälte machten diesem Vorhaben jedoch einen Strich durch die Rechnung. Ein leistungsfähiges Smartphone, ein bluetooth-taugliches Navigationstool z.B. von Garmin sowie Apps wie Komoot oder ähnliches empfehlen sich hier, um auf die geänderten Anforderungen schnell reagieren zu können.
Auf langen Etappen macht eine unabhängige Stromversorgung Spaß, damit Garmin, Smartphone und Co. immer ausreichend mit Energie versorgt sind. Wir haben einen Nabendynamo von »Son«, einer kleinen Edelschmiede aus Tübingen, sowie den Spannungsstabilisator NC-17 von AppCon verwendet. So braucht es abends keine Steckdose, damit am nächsten morgen wieder alle Akkus voll sind, sondern nur ein paar Watt mehr aus den Waden.
O sole mio – Auch wir hatten es ständig auf den Lippen. Der Musiker Di Capua schuf mit ’O sole mio einen Gasenhauer, der durch seine ins Ohr gehende Melodie einen Siegeszug um die ganze Welt feierte. Der große neapolitanische Tenor Enrico Caruso nahm das Lied 1916 auf Platte auf. Auch Sänger aus der Unterhaltungsmusik, wie etwa Dean Martin, spielten das Lied mit großem Erfolg. Als man bei den Olympischen Spielen 1920 die italienische Nationalhymne nicht finden konnte, spielte man stattdessen ’O sole mio.
Wir hatten zwei Platten auf der gesamten Tour, aber Werkzeug und Ersatzschläuche für viele Eventualitäten dabei. Mit den Werkzeugen Leatherman und dem Multifunktionswerkzeug RAP II 18 fühlten wir uns sicher, viele auftretende Probleme unterwegs selbst fixen zu können. Zum Glück ist nicht mehr passiert.
Alle Wege führen nach Rom. Der Radweg am Tiber entlang katapultiert einen direkt ins Herz der Metropole. Schon nach ein paar hundert Metern vom Fluss entfernt steht man vor dem Monumento a Vittorio Emanuele II und radelt dann weiter durch die Steine des alten Roms aufs Kolosseum zu. Der Empfang in dieser Stadt könnte nicht spektakulärer sein. Selbst nach all den Superlativen, die wir vorher gesehen hatten, stehen wir staunend in dieser wunderschönen ewigen Stadt, Zeitzeuge so vieler Epochen. Rom darf auf einer Reise durch Italien nicht fehlen.
Jeder, der Rad fährt, weiß, dass der Po mitunter schmerzt. Ohne viele Trainingskilometer auf Tour zu gehen ist ein Garant für Popoweh vom Feinsten. Tägliches Waschen der Bibshort, sofortiges Ausziehen derselben unmittelbar nach der Etappe und morgendliches Eincremen mit einer Gesäßcreme hilft das Wundwerden zu vermeiden. Passiert es trotzdem, hilft es, die Sitzposition immer mal minimal zu verändern, die Hose zu wechseln und eine Hydrocortison-Creme aufzutragen, bis die Wunde wieder verheilt ist. Am Anfang war das ein Problem, weshalb ich mir unterwegs den klassischen Sattel B17 von Brooks besorgte. Damit hatte ich keine Probleme mehr, sogar ohne das stets empfohlene Einfahren und Einfetten.
Wir waren überrascht wie flächendeckend das Brunnensystem in Italien ist. Auch in kleineren Orten konnten wir an den Hauptplätzen Trinkwasser finden, so dass wir auf den Kauf von Wasser in Plastikflaschen meist verzichten konnten. Auch in den Bars war man gerne bereit uns die Trinkflaschen aufzufüllen. Da die Wasserqualitäten regional sehr unterschiedlich sind, haben wir uns immer auf die Empfehlungen der Einheimischen verlassen. Die App »Fountains in Italy«, leider derzeit nur für Android Devices erhältlich, gibt präzise Auskunft über öffentliche Brunnen.
Wir waren unterschiedlich unterwegs. Pensionen und Hotels buchten wir meistens mittags über Booking.com für den selben Tag, als sicher war, wie weit wir noch kommen würden. Das Angebot war im Frühjahr groß und preiswert, nicht selten waren wir die einzigen Gäste. Die Gastgeber überraschen mit einer sehr herzlichen Gastfreundschaft wie wir sie nicht erwartet hätten. Campingplätze waren in der Vorsaison noch vielfach geschlossen und die Nächte zudem zu kalt für eine erfolgreiche Regeneration. Erst ab Rom nordwärts haben wir vermehrt Nächte im Zelt verbracht – meist ganz offiziell auf Zeltplätzen, ab und an aber mangels Alternativen auch im Straßengraben.
Ätna, Vesuv und Stromboli sind den meisten von uns wegen ihrer vulkanischen Aktivitäten durch ausgiebige Berichterstattung in den Medien bekannt. Die Phlegräischen Felder (Campi flegrei) bei Pozzuoli in der Nähe von Neapel jedoch nicht. Doch diese Felder werden als Supervulkan eingestuft. Hier schlummert unter einer Gesteinsschicht eine riesige Magmablase. Da sich der Boden in lang-periodischen Mustern hebt und senkt, soll eine ständige Höhenmessung des Untergrundes helfen, einen eventuell bevorstehenden Ausbruch zu erkennen. Ein detaillierter Notfallplan ist vorhanden, um Millionen Menschen in und um Neapel binnen kürzester Zeit zu evakuieren. Wer sich jedoch einmal in Neapels Straßen und dem entsprechenden Verkehrsgewühl bewegt hat, hat da so seine Zweifel.
Wir haben auf dem ersten Teil unserer Reise bevorzugt wenig befahrene Regionalstraßen (kurz SR) oder Provinzstraßen (kurz SP) genutzt. Natürlich gab es auch Schotter- und Feldwegpassagen. Falls notwendig, haben wir jedoch auch mal Staatsstraßen (wie die SS 18) genutzt. Diese waren vom Verkehrsaufkommen her meist sehr erträglich. Drei Ausnahmen gab es allerdings …
1. Die wunderschöne aber stark befahrene Amalfiküste ab Salerno. Wer hier stressfrei radeln will, sollte mit Sonnenaufgang unterwegs sein und sein Tagwerk bis 10 Uhr verrichtet haben.
2. Zwischen Gaeta und Sperlonga gibt es drei längere Tunnel. Nur Selbstmörder benutzen diese, denn viele LKW’s rauschen hier mit 80 km/h rein und haben keine Chance, bei Gegenverkehr auszuweichen. Stattdessen bitte unbedingt die Umfahrung via SP 138 und SP 105 über die Berge nehmen.
3. Die Verbindung von Lido di Ostia nach Rom. Zunächst zweispurig und schmal, dann mit Autobahn-Charakter. Immer extrem befahren mit allem, was Räder hat und sehr in Eile ist. Diese Verbindung sollte unbedingt vermieden werden. Der phantastische Radweg ca. 15 km vor Rom entschädigt dann etwas für den Psychoterror und führt direkt in die Innenstadt. Genial.
Generell halten wir uns ab Minturno bis oberhalb von Bozen meistens an den EV7 (Euro Velo 7), auch Sonnenroute genannt. Dies ist ein Fernradweg, vom äußersten Norden Skandinaviens bis Malta. Auf abwechslungsreichen meist kleinen Straßen, Rad- und Gravelwegen pedalieren wir via Rom, Orvieto, Arezzo, Florenz, Brixen und Sterzing über den Brenner und dann über die alte Römerstraße runter nach Innsbruck. Ab Eigenhofen folgen wir einem steilen Waldweg direkt hinauf nach Seefeld. Ab hier über Trails und Forststraßen runter nach Mittenwald. Am Ammersee und durch Augsburg geht es dann direkt Richtung Heimat.
Für einen Tee oder Kaffee am Morgen, das Wasser aus dem Brunnen, einen Joghurt oder eine Brühe leisteten uns die X-Becher von Sea to Summit sehr gute Dienste. Dank der faltbaren Seitenwände aus lebensmittelechtem Silikon lassen sich die Becher sehr flach zusammenpacken und kompakt aufbewahren.
Der erste Teil der Reise führt oft am azurblauen Meer entlang. Grandiose Sonnenuntergänge, schöne Buchten, kleine Häfen und kristallklares Wasser lenken immer wieder davon ab, sich auf den Weg zu konzentrieren. Schön ist es, abseits der Hauptreisezeiten die Häfen des Landes zu erkunden. Aufregung gab es an der Amalfi-Küste, als ein Schiff der Guardia Finanza anscheinend eine Yacht beschlagnahmte. Der kürzlich ausgebrochene Krieg in der Ukraine reist auch hier unterschwellig mit. Wir reduzieren unseren Nachrichtenkonsum auf Zeitunglesen. Damit geht es uns besser.
Damit der Schlafsack beim Kontakt mit dem Außenzelt nicht nass wird, ist die Bodenwanne weit nach oben gezogen.
Die Querstange und das steil aufsteigende Gestänge spannen das Innenzelt und die Apsis weit auf, wodurch viel Platz im Innern entsteht. Bequemes Umziehen und ein komfortabler Aufenthalt sind daher möglich.
Gut umgesetzte Kleinigkeiten werten das Telos weiter auf. So sind die Packsäcke des Innen- und Außenzelts mit Druckknöpfen und einem Haken versehen, um sie im Innenzelt als zusätzliche Stautaschen einhängen zu können. Der Gestängebeutel fungiert hingegen als Diffusor, in dem du deine Stirnlampe hineineinlegen kannst, um das Innenzelt zu beleuchten.
Das Zelt lässt sich in drei Packsäcke verstauen, um die Last zu teilen. Nach dem Aufbau verwandeln sich die Packsäcke in Taschen für die Ausrüstung.
Das ultrastarke und leichte DAC NSL-Stangenset mit zwei Naben und den sogenannten Quick Connect Pole Feets ermöglicht einen einfachen Aufbau.
Damit keine Verwechslungen auftreten und der Aufbau schnell von der Hand geht, sind die Gestänge farbcodiert. Das Gestänge wird am Innenzelt mit Clips befestigt, wodurch die Option besteht, das Innenzelt ohne Überzelt aufzubauen. Mit hartanodisierten Aluminiumhaken wird das Außenzelt am Innenzelt befestigt.
Wird das Innen- und Außenzelt miteinander verbunden, kannst du das Außenzelt auch halb über das Innenzelt legen, wodurch dir der Blick in den Sternenhimmel erhalten bleibt. Sollte das Wetter in der Nacht umschlagen, musst du lediglich das Außenzelt herunterziehen und einhaken.
Das Telos TR3 Kuppelzelt von Sea to Summit begleitete uns auf unserer Reise.
Da die 3-Personen-Variante nur unwesentlich schwerer (2,04 kg statt 1,54 kg) ist als das für zwei Personen, entschieden wir uns für mehr Raum. Eine gute Entscheidung, da wir trotz Radtaschen im Zelt immer noch viel Platz hatten. Das Zelt ist ein sogenannter Hybrid, will heißen es lassen sich Innen- als auch Außenzelt separat aufstellen – falls man etwa untertags eine trockene Fahrradwerkstatt braucht.
Begeistert hat uns auch das kleine aber feine Gearloft, eine platzsparende, bequeme Aufbewahrungslösung für Kleidung und wichtige Kleinigkeiten wie die Stirnlampe.
AUTOR: Andrea & Jochen Hitzemann
FOTOS: Michael Neumann, Andrea Hitzemann
VIDEO: Michael Neumann