Das Hamburger Start-Up »heyReflect« hat eine LED-Warnweste und ein LED-Warncape auf den Markt gebracht, die dank spezieller Leuchten die Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöhen und dadurch für mehr Sicherheit sorgen.
»Die Prototypen wurden auf Herz und Nieren geprüft, nicht nur von uns, sondern natürlich auch von unseren Nachwuchs-Erfindern.«
— Lisa Berding und Julia Seufert, Gründerinnen von heyReflect
Regnerisch, dunkel, neblig: Typisches Herbst- und Winterwetter schränkt die Sicht im Straßenverkehr erheblich ein. Gerade dann, wenn Kinder alt genug sind und selbstständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs sind, können sie bei Dunkelheit schnell übersehen werden. Daher ist eine erhöhte Sichtbarkeit umso wichtiger.
Das ist auch Lisa Berding aus Hamburg aufgefallen. Als Mutter von zwei Kindern hat sie daher in ihrer Elternzeit das Start-Up »heyReflect« gegründet und Warnprodukte entwickelt, die vor allem Kinder aber auch Erwachsene bei schlechten Lichtverhältnissen besser und früher sichtbar machen. Gemeinsam mit Julia Seufert, die gut ein Jahr später zum Unternehmen gestoßen ist, hat das Start-Up LED-Warnwesten und ein LED-Warncape auf den Markt gebracht. Wir haben mit Lisa Berding über die Idee, die Produkte und ihre Entwicklung gesprochen.
Lisa, was macht eure Produkte so besonders im Vergleich zu herkömmlichen Warnwesten?
Auf dem europäischen Markt hat sich niemand auf Warnwesten mit LED-Lichtern spezialisiert. Unsere Produkte haben den Vorteil, dass sie viel schneller in der Dunkelheit gesehen werden und nicht erst, wenn die Scheinwerfer eines Autos auf die Reflektoren treffen. Und da ist es ganz egal, in welchem Winkel das Auto auf uns zufährt. Außerdem nutzen wir einen Akku für die LEDs, was nachhaltiger ist und keine Folgekosten für Batterien nach sich zieht. Im Vergleich zu vielen Produkten aus China beispielsweise sind unsere zudem mehrfach geprüft und offiziell zertifiziert, was vor allem ein Sicherheitsaspekt ist.
Und wie bist du auf die Idee dazu gekommen?
Die Produktidee ist aus Sicht des Autofahrens entstanden. Das war an einem dunklen Oktobernachmittag, als mir bewusst geworden ist, wie schnell ich die Menschen in der Dunkelheit nicht mehr sehe. Für mich war es ein Horrorgedanke, irgendwann einmal ein Kind zu übersehen. Also habe ich recherchiert, was es hier an Produkten schon gibt, konnte aber nichts finden, das selbst leuchtet. Als ich dann schließlich mit meinem Sohn Lasse in Elternzeit war, hatte ich Zeit, die Idee weiterzuverfolgen und konkreter anzugehen.
Wie hast du das gemacht?
Ich habe erst einmal alles Mögliche bestellt, bei dem LEDs in Klamotten vernäht waren. Aber das war enttäuschend. Entweder waren die Produkte richtig schlecht verarbeitet oder die LEDs waren so vernäht, dass ganz viel Leuchtkraft verloren gegangen ist. Als ich dann eine konkrete Idee davon hatte, wie das besser funktionieren kann, habe ich eine Schneiderin gesucht, die mir ein Musterprodukt erstellt. Ich komme nämlich selbst gar nicht aus der Textil-Branche, sondern habe einen klassischen BWL-Hintergrund.
Das hat der Entwicklung deines Start-Ups aber nicht geschadet.
Nein, aber im Laufe der vergangenen Jahre musste ich viel dazulernen. Nachdem ich das Muster in einigen Elterngruppen gezeigt und viel positives Feedback bekommen hatte, habe ich eine größere Auflage der Westen bestellt und bin damit in Berlin und Hamburg auf Märkte gegangen. Das Produkt ist dort richtig gut angekommen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine junge Frau, die gerade schwanger war und Tränen in den Augen hatte, als sie bei mir am Stand war. Später hat sie mir dann gesagt, wie dankbar sie mir sei, dass ich so ein tolles Produkt für Kinder entwickelt habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir zwar klar, wie funktionstüchtig die Westen sind, aber der emotionale Wert des Ganzen ist mir erst bei diesem Markt bewusst geworden.
Heute bietet heyreflect aber nicht nur Produkte für Kinder, oder?
Nein. Wir haben mittlerweile auch Produkte für Erwachsene, zum Beispiel zum Fahrradfahren oder zum Joggen. Und aktuell arbeiten wir an einer Linie für Hunde, das wurde als Kundenwunsch an uns herangetragen.
Mit »wir« meinst du dich und Julia?
Genau. Nachdem ich die ersten Produkte auf dem Markt hatte, habe ich durch Mundpropaganda viele Bestellungen bekommen und auch Händler haben sich bei mir gemeldet. Ich hatte aber gar kein Lager und war am Ende nur noch mit dem operativen Tagesgeschäft beschäftigt, sodass ich keine Zeit mehr hatte, mich um die Entwicklung neuer Produkte zu kümmern. Daher habe ich einen Aufruf gestartet und nach Unterstützung gesucht. Da hat sich Julia gemeldet. Durch ihren Hintergrund als Informatikerin und ihre Erfahrungen im Online Marketing ergänzen wir uns super.
Und heute arbeitest du Vollzeit in deinem eigenen Business.
Es war für mich ein großer Schritt, meinen sicheren Job zu kündigen und mich selbstständig zu machen. Dass wir unsere Produkte jetzt durch Globetrotter so prominent in den Handel bringen konnten, war daher eine tolle Sache und hilft uns dabei, unser Geschäft auszubauen und neue Produkte zu entwickeln. Wir haben noch viele weitere Ideen und glauben fest daran, dass in heyreflect noch sehr viel Potenzial steckt.
LED-Warnweste: Waschbar und mit Akku
Sowohl das Cape als auch die Westen leuchten nicht erst, wenn Autoscheinwerfer auf die Reflektoren treffen, sondern schon etwa dreimal früher. Die integrierten LEDs, die rund um Cape und Weste angebracht sind, strahlen etwa 400 Meter weit und machen so frühzeitig auf den Träger aufmerksam. Die Leuchten funktionieren per Akku, der voll aufgeladen bis zu zehn Stunden hält. Da die LEDs fest in die Warnprodukte integriert sind, sind sie auch vor Regen geschützt. Um Cape und Weste waschen zu können, muss lediglich der Akku herausgenommen werden.
Ob auf dem Schulweg, beim Joggen oder dem Spaziergang mit dem Hund: Bessere Sichtbarkeit minimiert das Unfallrisiko. Um ihre Produkte zu testen, waren Lisa Breding und Julia Seufert viel auf Schulhöfen und Spielplätzen unterwegs und haben die jungen Kunden nach ihrer Meinung gefragt.
Die wichtigsten Fakten zu den heyReflect Warnprodukten
- Mit patentierter LED-Technologie
- Mit aufladbarem Akku
- Leuchtdauer ca. 10 Stunden
- Drei verschiedene Licht-Modi
- Reflektorstreifen für zusätzlichen Schutz
- Maschinenwaschbar (ohne Akku)
- Wetterbeständig, atmungsaktiv
- Zertifziert vom Institut Hohenstein
heyReflect bei Globetrotter
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