Inhalt:
- Wieso sollte ich einen Fahrradhelm tragen?
- Wie schützt ein Fahrradhelm?
- Was steckt hinter der MIPS-Technologie?
- Was kostet ein guter Fahrradhelm?
- Welcher Fahrradhelm passt zu mir?
- Wie messe ich die Größe für meinen Fahrradhelm?
- Wie sollte der Fahrradhelm sitzen?
- Wie schütze ich mich beim Tragen eines Fahrradhelms vor Regen?
- Wann muss ich meinen Fahrradhelm austauschen?
- Was muss ich bei einem Fahrradhelm für Kinder beachten?
- Sollte mein Kind im Radanhänger einen Helm tragen?
- Wie funktioniert ein Airbag-Helm?
Wieso sollte ich einen Fahrradhelm tragen?
In Deutschland gibt es keine Helmpflicht für Fahrradfahrer. Die Argumente gegen ein solches Gesetz sind vielfältig: Zum einen würden weniger Menschen Rad fahren, wären sie gezwungen, einen Helm zu tragen. Infolge gäbe es mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil die Bewegung fehlt. Psychologen führen zudem das Phänomen der Risikokompensation ins Feld: Danach führen Radfahrer mit Helm riskanter als ohne – diese Diskussion kennt man auch vom Abwägen der Vor- und Nachteile beim Tragen eines Airbag-Rucksacks beim Skifahren.
Unbestritten ist jedoch, dass ein Helm schützt, wenn man auf den Kopf fällt. Sowohl im Straßenverkehr, bei Radtouren oder beim Mountainbiken im Gelände kann solch ein Sturz jederzeit passieren. Laut Deutscher Gesellschaft für Unfallchirurgie könnten vier von fünf Kopfverletzungen durch das Tragen eines Helms vermieden werden. Vor allem schwere Verletzungen könnten so verhindert werden (bis zu 80 %). Ein Fahrradhelm ist also im Ernstfall ein Lebensretter. Trotzdem tragen nur etwa 7 % der 17- bis 30-Jährigen einen Helm, bei Kindern zwischen sechs und zehn Jahren sind es immerhin 76 %.
Wie schützt ein Fahrradhelm?
Der Radhelm absorbiert einen Großteil der Energie, die bei einem Aufprall auf den Kopf wirkt und verhindert oder mindert so Verletzungen. Das Ganze wirkt ähnlich wie die Knautschzone beim Auto. Leisten tut das in der Regel ein Hartschaumkorpus aus Styropor. Da dieser Korpus jedoch leicht bricht und beim Sturz schlecht gleitet, haben moderne Fahrradhelme eine äußere, glatte Schicht aus Plastik oder Carbon. Die sorgt dafür, dass der Helm über den Boden gleiten kann, schützt vor spitzen Gegenständen wie Ästen und die innere Schale vor Brüchen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Konstruktionsweisen, die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Zudem gibt es seit einigen Jahren auch Airbag-Helme, die einen noch besseren Schutz bieten:
Inmold-Helme
Beim Inmold-Verfahren werden Helmschale und Hartschaum miteinander verschweißt. Resultat ist eine vollständige Verbindung und somit eine sehr stabile Helmstruktur. Die Sicherheit bei mechanischer Einwirkung, z. B. beim Sturz auf einen spitzen Gegenstand, liegt deutlich höher als bei (meist nur punktweise) verklebten Helmen. Inmold-Helme sind sehr leicht und langlebig. Zudem können sie mit größeren Belüftungsschlitzen bei vergleichsweise höherer Stabilität ausgestattet werden.
Hartschalen-Helme
Bei Hartschalen-Helmen liegt eine separate Schale aus hartem Kunststoff (meist ABS) über dem Hartschaum. Dadurch sind Hartschalen-Helme zwar etwas schwerer, jedoch auch besonders robust und druckstabil. Durch ihre meist tief gezogene Schalung bieten sie einen noch weitergehenden Schutz im Schläfen- und Nackenbereich.
Airbag-Helme
Ein Airbag-Helm wird wie ein Schal oder Kragen um den Hals getragen und erst bei einem Sturz oder Unfall aktiviert. Dann bläst sich der Helm in Sekundenbruchteilen auf und umschließt Kopf und Nacken. Mehr zur genauen Funktionsweise findest du am Ende dieses Artikels.
Was steckt hinter der MIPS-Technologie?
Anders als in simulierten Testsituationen schlägt der Kopf beim Sturz nie statisch auf. Vielmehr wirken Rotationskräfte, die je nach Schwere des Aufpralls schwere Schäden des Gehirns zur Folge haben können. Um diesen Rotationskräften entgegenzuwirken, haben die Entwickler des MIPS-Systems (Multi Directional Impact Protection System) eine bewegliche Innenschale in den Helm integriert. So wird die Stoßenergie beim Unfall noch besser abgefangen und punktuelle Kräfte werden minimiert. Eingesetzt wird das aufwendige und damit teurere MIPS-System hauptsächlich bei Mountainbike- und Rennradhelmen, da bei diesen Sportarten höhere Geschwindkeiten erreicht werden und Stürze entsprechend heftiger sind.
Was kostet ein guter Fahrradhelm?
Das Gute: Jeder Fahrradhelm, der in Deutschland bzw. der EU verkauft wird, muss die Sicherheitsnorm für Radhelme (DIN EN 1078 bzw. 1080 für Kinderhelme) erfüllen und ein CE-Prüfzeichen vorweisen. Auch günstige Helme für 40 oder 50 Euro bieten also einen zuverlässigen Schutz. Preisunterschiede kommen durch das verwendete Material, das Gewicht, Verschluss- und Sicherheitstechnologien (wie MIPS) zustande. Auch zusätzliche Features wie ein integriertes LED-Rücklicht, Reflektoren, Visier, Insektenschutz oder eine fest verbaute Kameraaufnahme schlagen sich im Preis nieder. Die Stiftung Warentest testet regelmäßig Fahrradhelme: In jeder Preiskategorie gibt es Gewinner und Verlierer 😉
Welcher Fahrradhelm passt zu mir?
Jeder Fahrradhelm hat die Aufgabe, deinen Kopf bestmöglich zu schützen. Erster Schritt, um den passenden Deckel zum Topf zu finden, ist, das Anwendungsgebiet zu definieren. Denn natürlich braucht ein Downhill-Mountainbiker einen anderen Helm als jemand, der jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit pendelt. Um die Auswahl für dich einzugrenzen, erklären wir dir hier die gängigsten Typen.
Allround-/Cityhelme
Helme für eine gemütliche Radtour oder den Weg zur Arbeit sind meist einfacher ausgestattet und in der Regel etwas schwerer als sportlichere Modelle. Die Geschwindigkeit auf dem Rad ist überschaubar, Aerodynamik spielt keine große Rolle und auch die Belüftung ist nicht ganz so entscheidend. Dafür sorgen hochwertigere City-Modelle zum Teil mit eingebauten Leuchten und Reflektoren für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Interessant in dieser Kategorie sind auch faltbare Modelle: Diese modern designten Helme lassen sich bei Nichtgebrauch platzsparend im Rucksack oder der Aktentasche verstauen.
Tourenhelme
Geringes Gewicht, eine effiziente Belüftung und ein hoher Tragekomfort über viele Stunden hinweg: Wer lange Strecken zurücklegt, braucht einen soliden Helm, den man nach Möglichkeit kaum spürt. Ein feinmaschiges Insektennetz im Stirnbereich schützt vor tieffliegenden Harakiri-Tierchen. Häufig haben Tourenhelme ein kurzes Visier zum Schutz vor der Sonne.
Mountainbike-Helme
Während ein Straßenradler statistisch in der Regel nach vorne fällt, können Mountainbiker in jede beliebige Richtung stürzen. Daher bedeckt ein MTB-Helm mehr Kopffläche – besonders am Hinterkopf und den Schläfen. Große Belüftungslöcher sorgen auch auf schweißtreibenden Uphill-Passagen für ausreichend Ventilation. Ein größeres Visier schützt auf dem Trail vor Zweigen und der Sonne.
Viele Modelle kommen inzwischen mit integrierten Befestigungsmöglichkeiten für eine Helmkamera. Da die Dynamik hoch und der Kopf beim Mountainbiken viel in Bewegung ist, spielt auch das Gewicht eine Rolle. Technologien wie MIPS bieten einen maximalen Schutz bei heftigen Stürzen.
Für Downhill-Biker gibt es spezielle Integralhelme mit zum Teil abnehmbarem Kinnschutz.
Rennrad-Helme
Rennradhelme zeichnen sich vor allem durch ihr geringes Gewicht und eine gute Belüftung aus. Um große Ventilationsöffnungen bei gleichzeitig maximalem Schutz zu ermöglichen, sind sie häufig speziell versteift. Weil vor allem die Aerodynamik zählt und bei der geduckten Körperhaltung auf dem Rennrad das Blickfeld eingeschränkt würde, haben die meisten Rennradhelme kein Schild.
E-Bike-Helme
Auch für »normale« E-Bikes, genauer gesagt Pedelecs, gibt es in Deutschland keine Helmpflicht. Wer jedoch auf einem S-Pedelec unterwegs ist, muss einen Helm tragen. Aktuell erfüllen nur wenige Modelle die in den Niederlanden entwickelte Norm NTA 8776. Im Vergleich zur Radhelm-Norm DIN EN 1078 werden bei den Prüfszenarien rund 20 % höhere Geschwindigkeiten zugrundegelegt. Um einen entsprechenden Aufprall zu dämpfen besitzen die Helme laut Herstellern nun die Helme eine um 40 % höhere Dämpfung.
Helme für E-Bikes sind häufig schwerer und haben viele Features wie LED, große Reflektoren, einstellbare Belüftungen, durchsichtige Visiere gegen Insekten und Regen, Insektennetze usw.
Wie messe ich die Größe für meinen Radhelm?
Als erster Richtwert dient der Kopfumfang, der in Zentimetern gemessen wird. Nimm dazu ein Maßband und miss deinen Kopf an der weitesten Stelle (ca. zwei Zentimeter über den Augenbrauen, oberhalb der Ohren und nicht zu tief im Nacken). Viele Hersteller gliedern ihre Modelle jedoch in die Größen S, M, L, XL oder Doppelgrößen S/M, M/L, L/XL. Wir geben für alle Fahrradhelme in unserem Sortiment den empfohlenen Kopfumfang an. Trotzdem ist das nur ein erster Anhaltspunkt, da sich die Passform von Marke zu Marke teils deutlich unterscheidet. Wie beim Schuhkauf hilft da nur eins: Anprobieren!
Wie sollte der Fahrradhelm sitzen?
Ein Helm kann deinen Kopf nur schützen, wenn er richtig passt. Tut er es nicht, wirst du ihn zudem nicht gern aufsetzen und immer öfter »oben ohne« aufs Rad steigen.
Zuerst einmal solltest du keine Druckstellen spüren. Lass den Helm bei der Anprobe einige Minuten auf dem Kopf, um zu testen, ob er grundsätzlich zu deiner Kopfform passt. Bei fixiertem Einstellrad am Hinterkopf aber geöffnetem Kinnriemen sollte der Helm schon fest sitzen. Das kannst du testen, indem du den Kopf nach unten hängen lässt. Auch sollte er sich auf keinen Fall ohne Weiteres nach hinten verschieben lassen.
Gerader Sitz: Der Helm sollte waagerecht sitzen, also nicht zu tief in die Stirn ragen und nicht zu weit in den Nacken rutschen. Als Faustregel gilt: Die Unterkante des Helms liegt ein bis zwei Fingerbreit über der Nasenwurzel bzw. den Augenbrauen. Natürlich muss auch der Abstand rechts und links über den Ohren gleich sein.
Die Bänder des Kinnriemens laufen in einem Dreieck unter dem Ohr straff zusammen. Unter dem Kinn bleiben zwei Finger breit Platz, der Riemen sitzt unter, nicht auf dem Kinn und auch nicht zu eng am Hals.
Brillenträger sollten beim Anprobieren testen, ob der Helm genügend Platz für die Bügel bietet und nicht drückt. Ohnehin sind Fahrradhelme aber in der Regel für das Tragen einer (Sonnen-)brille konzipiert, um Schutz vor Wind und Sonne zu ermöglichen.
Das gleiche gilt, wenn du deinen Helm auch in der kalten Jahreszeit benutzen möchtest: Probiere aus, ob der Helm mit und ohne dünner Mütze oder Kapuze sicher und fest sitzt.
Wie schütze ich mich beim Tragen eines Radhelms vor Regen?
Alpine Hardshell-Jacken (für Damen und Herren) haben in der Regel helmtaugliche Kapuzen, unter der auch ein Radhelm Platz findet. Spezielle Rad-Regenjacken gibt es mit und ohne Kapuze, die über oder unter dem Helm getragen werden kann. Vor allem sportlichere Modelle verzichten oft auf eine Kapuze, da sie die Bewegungsfreiheit und das Sichtfeld beeinträchtigen kann. Die Lösung ist dann ein einfacher, wasserdichter Helmüberzug. In bunten Farben und mit Reflektoren ausgestattet schützt er den Kopf nicht nur vor Nässe und Fahrtwind, sondern erhöht auch die Sichtbarkeit im Dunkeln.
Wann muss ich meinen Fahrradhelm austauschen?
Feinste Haarrisse in der Schale oder im Schaumkorpus sind mit bloßem Auge manchmal nicht zu erkennen, beeinträchtigen die Schutzwirkung des Helms aber enorm. Daher sollte der Radhelm nach einem Sturz unbedingt ausgetauscht werden – auch wenn er von außen unversehrt wirkt.
Außerdem können Schweiß und UV-Licht das Material angreifen und mit der Zeit porös machen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club empfiehlt daher, den Helm alle drei bis fünf Jahre auszutauschen. Diese Empfehlung gilt natürlich vor allem für Radfahrer, die ihren Helm intensiv nutzen.
Kinderhelme sollten öfters ausgetauscht bzw. regelmäßig kritisch begutachtet werden. Sie fallen in der Kita oder der Schule häufig mal vom Haken und können dabei (auch unsichtbaren) Schaden nehmen.
Was muss ich bei einem Fahrradhelm für Kinder beachten?
Wie bei Erwachsenen gilt auch bei Kindern: Der Helm muss passen und vor allem getragen werden, damit er schützt! Entsprechend wichtig ist das Design bei Kinderhelmen. Nur wenn der Helm den Kleinen gefällt, werden sie ihn freiwillig aufsetzen. Knallige Farben erhöhen die Sichtbarkeit und damit die Sicherheit im Straßenverkehr. Auch eingebaute LEDs sind hier sinnvoll. Am besten mit USB-Ladeanschluss – denn sonst kommt man aus dem Batteriewechseln gar nicht mehr raus, wenn die Kleinen mal wieder vergessen haben, das Licht auszuschalten.
Vor allem wenn die Kinder noch nicht selber fahren, sondern im Fahrradsitz transportiert werden, solltest du darauf achten, dass der Bereich am Hinterkopf schön flach ist. Nur so können sie sich am Fahrradsitz bequem anlehnen.
Die Praxis, Fahrradhelme von älteren Geschwistern oder Cousins und Cousinen an jüngere Kinder weiterzugeben, sollte mit Vorsicht genossen werden. »Da wachsen sie schon rein!« ist eine riskante Aussage, denn ein Helm, der nicht gut sitzt, schützt bei einem Unfall nur unzureichend bzw. kann zu noch schlimmeren Kopf- und Halsverletzungen führen.
Moderne Kinderhelme haben weiche Polster und viele Verstellmöglichkeiten, damit er gut und bequem sitzt. Kindgerechte Kinnriemen verhindern, dass die Haut eingeklemmt wird.
Ganz wichtig ist außerdem: Sobald das Kind vom Rad steigt, muss der Helm vom Kopf. Beim Toben, Spielen und Klettern ist die Gefahr groß, dass der Helm oder die Riemen sich z.B. am Ast eines Baums verhaken und das Kind stranguliert wird.
Sollte mein Kind im Radanhänger einen Helm tragen?
Auch für Kinder gibt es in Deutschland keine Helmpflicht beim Fahrradfahren. Hochwertige Radanhänger bieten mit 5-Punkt-Sicherheitsgurt und einem stabilen Chassis guten Schutz für die kleinen Insassen. Trotzdem empfehlen die Hersteller, das Tragen eines Helms und im Falle eines Unfalls Kopfverletzungen zu vermeiden.
Beim Kauf sollten Eltern darauf achten, dass der Helm auch in der Liegeposition noch bequem sitzt. Die meisten Hersteller bieten Kinderhelme ab einem Kopfumfang von 47 Zentimetern (ca. 12 Monate) an, bei manchen geht es schon bei 44 Zentimetern (ca. 6–7 Monate) los.
Wie funktioniert ein Airbag-Helm?
Der Hövding Airbag-Fahrradhelm wurde für innerstädtisches Radfahren auf Straßen entwickelt. Er wird wie ein Kragen um den Hals getragen (voll »frisurkompatibel« 😉 ) und registriert 200-mal pro Sekunde die Bewegungen des Radfahrers. Bei einem Sturz bläst er sich automatisch innerhalb von 0,1 Sekunden auf und umschließt Kopf und Nacken. Dadurch wird die Halswirbelsäule fixiert und der Kopf vor einem Aufprall geschützt. Durch den dicken Luftwulst bietet er einen achtmal höheren Schutz als ein klassischer Fahrradhelm. Nach einer Auslösung muss der Airbag gewartet werden. Weitere Infos und Erfahrungsberichte unserer Produktexperten findest du in unserer ausführlichen Produktvorstellung State of the Art.