Kaufberatung Handschuhe

adam mowery

Wie sollten Handschuhe sitzen bzw. wie ist die richtige Passform?

Bevor es richtig losgeht, ein paar Worte zur Passform. Eigentlich ist es logisch: Handschuhe sollten weder zu eng sein und drücken (Paddelhandschuhe und Fahrradhandschuhe sind hier etwas ausgenommen, die Passform soll körpernah sein – allerdings auch ohne zu drücken) noch zu weit sein und »rumschlackern«.

Achte drauf, dass du vorne an den Fingerkuppen etwas Luft hast, sodass die Finger nicht sofort an das Material anstoßen. So können die Handschuhe deine Finger besser warmhalten, weil sich der kleine (!) Luftraum zwischen deinen Fingern und dem Material mit der Zeit erwärmt.

Was kann ich zusätzlich tun, um warme Hände zu bekommen?

Zusätzlich zum Anziehen von Handschuhen ist es bei kalten Händen sinnvoll, die Hände initial anzuwärmen. Dazu hilft es, oft und kräftig in die Hände zu klatschen, die Handflächen aneinander zu reiben, deine Hände ordentlich zu schütteln oder die Arme schnell aus dem Schultergelenk heraus kreisen zu lassen. Sind die Hände warm, wird die Wärme von den Handschuhen sehr effektiv an Ort und Stelle gehalten.

Welche verschiedenen Handschuhe gibt es?

Eine grundsätzliche Information: Fäustlinge sind wärmer als Fingerhandschuhe, da sich die Finger in den Fäustlingen gegenseitig wärmen können. Wenn es also extrem kalt ist, oder du zu sehr kalten Händen neigst, sind Fäustlinge die bessere Variante.

Wenn du dir die unterschiedlichen Arten bzw. Materialien der Handschuhe durchliest, wirst du ein Gespür dafür bekommen, ob dieser Typ Handschuh für dich und deinen Einsatzzweck geeignet sein könnte.

Wasserdichte Handschuhe

… gibt es ganz grob gesagt in zweierlei Versionen: Die ungefütterte Variante ist vergleichbar mit einer Regenjacke. Diese Handschuhe wärmen nicht direkt, sie schützen deine Finger vor Regen und Wind. Du kannst sie auf der nackten Haut tragen, oder über einer Schicht Unterziehhandschuhe, die je nach Temperatur unterschiedlich dick sein können. Diese Version ist beispielsweise für Wanderungen perfekt, wenn du mit Trekkingstöcken gehst und deine Hände dadurch exponiert sind.

Die zweite Variante sind warm gefütterte, wasserdichte Handschuhe. Sie sind mit einer Winterjacke vergleichbar. Es gibt sie unterschiedlich dick wattiert für unterschiedliche Temperaturen und Einsatzbereiche. Als Füllmaterial kommen meist Primaloft oder Thinsulate, aber auch Daune zum Einsatz. Primaloft ist eine feuchtigkeitsunempfindliche, leichte Fütterung aus Polyester und wird manchmal als künstliche Daune bezeichnet.

Winddichte Handschuhe

… oft in Form von Softshellhandschuhen, sind aus meist weichem Material und bieten dir eine gute Beweglichkeit der Finger. Das Material ist aber gleichzeitig robust und sorgt für guten Grip. Meist sind diese Handschuhe sogar wasserabweisend, was den Schutz deiner Hände komplementiert.

Auch Softshellhandschuhe gibt es unterschiedlich dick gefüttert (mit den gleichen Wattierungen wie bei den wasserdichten Handschuhen), sie sind damit für unterschiedliche Temperaturbereiche und Einsatzbereiche geeignet. Ob zum Skifahren (Langlauf, Ski Alpin oder auch Backcountry), Radfahren, Eisklettern oder einfach für deinen Alltag – Softshell-Handschuhe sind sehr vielseitig einsetzbar und haben eine große Fangemeinde.

Fleecehandschuhe

… sind ein Klassiker für den Einsatz im Alltag und bei einigen Outdoor-Aktivitäten. Fleece ist sehr leicht, weich & trocknet sehr schnell. Nachteil: Es ist winddurchlässig, was gerade bei Handschuhen und entsprechend windigen Verhältnissen ungünstig sein kann. Manche Fleecehandschuhe sind deswegen mit einer Windstopper-Membran (oder einer ähnlich winddichten, atmungsaktiven Membran) ausgestattet.

Ohne weitere Wattierung sind Fleecehandschuhe sehr gut für mäßig kühle Temperaturen geeignet. Besonders praktisch sind enganliegende Handschuhe aus dem sehr elastischen Stretchfleece für eine kleine Portion Wärme & Schutz bei aktivem Einsatz wie Lauftraining oder Wanderung. Durch ihr kleines Packmaß und das geringe Gewicht verschwinden diese Handschuhe problemlos in jeder Tasche und sind sehr gut zum Unterziehen geeignet.


Wollhandschuhe

… sind für den Alltag und Outdoor-Einsatz gleichermaßen geeignet. Es gibt dickere Varianten, die du gut solo tragen kannst und es gibt die dünneren Varianten, die sich auch hervorragend zum Unterziehen unter wasserdichte Handschuhe eignen (z.B. die Wollhandschuhe von Icebreaker).

Das weiche Naturmaterial Wolle wärmt die Hände auf angenehme Weise, sogar dann noch, wenn sie feucht geworden ist. Nachteil: Wolle ist winddurchlässig.

 
Daunenhandschuhe

… sind meist besonders warm (kommt auf die Füllmenge und die Qualität der Daune an) bei oft geringem Gewicht (hängt vom Außenmaterial ab) und haben in der Regel ein kleines Packmaß. Nachteil: Sie können keine Nässe ab, was natürlich gerade bei Handschuhen schwierig sein kann. In Kombination mit einem wasserdichten Außenmaterial relativiert sich dieses Manko. Wirklich notwendig sind dick gefüllte Daunenhandschuhe lediglich für extreme Temperaturen im Winter oder auf Expeditionen wie beim Höhenbergsteigen.

Lederhandschuhe

… überzeugen durch ihr oft weiches und gleichzeitig robustes & winddichtes Material. Lederhandschuhe sind auch als Arbeitshandschuhe sehr beliebt, da das Leder guten Grip bietet und sie (je nach Qualität) langlebig sind.

Eine Besonderheit ist das Pittards Oiltec Leder, welches bei manchen Handschuhen auf der Handinnenfläche zum Einsatz kommt. Dieses sehr weiche Leder ist durch eine spezielle Struktur und Verarbeitung unglaublich griffig. Und das sogar auch noch, wenn es feucht geworden ist! Eine sehr erwähnenswerte Besonderheit.


Unterziehhandschuhe

… sind dünne, enganliegende Handschuhe zum Unterziehen unter dickere oder wasserdichte Handschuhe. Sie sind meist aus Fleece oder (Merino-) Wolle. Natürlich kannst du sie bei milderen Temperaturen auch solo tragen.

Sie bieten dir durch das recht dünne Material sehr viel Fingergefühl. Untergezogen sorgen sie nochmal für eine Extra-Portion Wärme und für einen guten Feuchtigkeitstransport. Ein Vorteil bei sehr kalten Temperaturen ist auch, dass deine Hände nicht komplett nackig sind, wenn du die dicken Handschuhe ausziehen musst, um beispielsweise in deinem Rucksack zu kramen oder bei Wintertouren das Zelt aufzubauen oder zu kochen.

Welche Handschuhe gibt es für unterschiedliche Aktivitäten?

Von deiner Aktivität hängt maßgeblich ab, welches der richtige Handschuh für dich ist.

Kletterhandschuhe

Stefan Voitl

… sind dünne, abriebfeste und oft an der Handinnenseite gepolsterte Handschuhe zum Sichern, für Klettersteige, Drytooling oder für lange Kletterrouten in rauen, alpinen Wänden. Beim Sichern schützen sie deine Hände vor Blasen beim Seil ausgeben. Am Klettersteig schützen sie die Hände, wenn du dich an Metallelementen festhältst bzw. emporziehst. Beim Drytooling sorgen sie für guten Grip an deinen Eisgeräten.

Solltest du wirklich mit Handschuhen aktiv klettern wollen, seinen dir fingerlose Handschuhe ans Herz gelegt, um zumindest mit den Fingerspitzen optimalen Felskontakt zu haben. Geht es aufgrund der Temperaturen oder der extrem rauen Felsbeschaffenheit wirklich nicht ohne »richtige« Handschuhe, sind diese speziellen Kletterhandschuhe immerhin mit maximalem Grip ausgestattet.

Wir führen in diesem Bereich auch etwas stärker isolierte Modelle, die du für Mixed-Routen oder bei gemäßigt-kalten Temperaturen zum Eisklettern anziehen kannst. In diesem speziellen Bereich kommt es immer darauf an, den perfekten Kompromiss zwischen Isolation und Fingerfertigkeit zu finden, der bei jedem Menschen unterschiedlich sein kann.

Paddelhandschuhe

… sind meist aus Neopren und schützen deine Hände beim Paddeln vor Kälte & Nässe bei entsprechend kalten Temperaturen bzw. kalten Gewässern, aber auch vor Blasenbildung durch die vielleicht ungewohnte Belastung durchs Paddeln. Essenziell sind eine gute Passform und eine griffige Handinnenfläche. Neoprenhandschuhe sollten eng anliegen, damit sie nicht scheuern.

Skihandschuhe

Hier müssen zunächst die verschiedenen Disziplinen des Skifahrens unterschieden werden.

Beim Langlaufen brauchst du guten Kontakt zu deinem Stock, außerdem ist die Gefahr des Überhitzens bei dieser dynamischen Sportart gegeben. Zu dünn dürfen die Handschuhe auch nicht sein, da es wirklich empfindlich kalt (und windig) sein kann. Langlaufhandschuhe müssen also einen echten Spagat hinlegen. Unterschiedlich dick wattierte Softshellhandschuhe sind hier am besten geeignet. Je nach Witterung winddicht (maximaler Schutz) oder windabweisend (maximal atmungsaktiv). Wenn es sehr mild und windstill ist und du dynamisch läufst, reichen manchmal sogar Stretchfleecehandschuhe. Ein Tipp ist auch, mit wärmeren und/oder winddichten Handschuhen zu beginnen und dann auf dünnere, atmungsaktivere Handschuhe umzusteigen, wenn dir insgesamt warm geworden ist.

Für Ski Alpin, also Abfahrtsski, brauchst du warme, dick wattierte Handschuhe, die winddicht und wasserdicht oder zumindest wasserabweisend sind. Manche Skihandschuhe haben eine Polsterung an den Fingergrundgelenken. Richtig sinnvoll ist es, von den Schlaufen für die Handgelenke Gebrauch zu machen, die davor schützen, dass du deine Handschuhe beispielsweise im Lift verlierst, wenn du sie kurz ausziehst.

Für Skitouren macht es Sinn, beim schweißtreibenden Aufstieg dünnere (und je nach Witterung winddichte oder windabweisende) Handschuhe anzuziehen und dann für die Abfahrt entweder einen dick wattierten, winddichten Handschuh drüberzuziehen oder komplett die Handschuhe zu wechseln und einen warm wattierten Skihandschuh anzuziehen.

Für skandinavische Backcountry-Touren ist entweder ein Schichten-Modell sehr sinnvoll (also z.B. Fleece- oder Wollhandschuhe zum Darunterziehen und dann wind- und wasserdichte Handschuhe zum Drüberziehen), oder aber verschiedene Paar Handschuhe (z.B. ein dünn wattiertes und ein dicker wattiertes Paar Softshellhandschuhe). So kannst du flexibel auf die Temperatur und den Grad deiner Aktivität reagieren.

Handschuhe für den alpinen Einsatz

Zum Beispiel für Hochtouren empfehlen sich auch im Sommer abriebfeste, gut vorgeformte Softshellhandschuhe mit griffiger Handinnenfläche. Oft ist es ratsam, mindestens zwei Paar Handschuhe dabei zu haben, um auf unterschiedliche Witterungsverhältnisse reagieren zu können.

Bei schweißtreibenden, windgeschützten Abschnitten kann ein Power-Stretch-Handschuh mit abriebfester Handinnenfläche ausreichen (ein zu warmer Handschuh kann unangenehm werden), bei windiger Wetterlage muss es unbedingt ein stark windabweisender oder winddichter Handschuh sein. Bei unerwartetem Kälteeinbruch kann es sogar ratsam sein, noch einen warm wattierten, leichten Handschuh dabei zu haben, zum Beispiel einen mit Primaloft-Füllung. Gleiches gilt auch für Wanderungen bzw. Trekkingtouren.


Fahrradhandschuhe

… sieht man das ganze Jahr über. Im Sommer sind sie dünn und oft fingerlos, im Winter können sie oft nicht dick genug sein. Im Sommer mindern sie den Druck und die Erschütterungen und sorgen für guten Grip am Lenker.

Man kann es eigentlich so einfach sagen: Je teurer die Modelle, desto hochwertiger sind sie. Das macht sich am verwendeten Material bemerkbar, das möglichst weich, trotzdem abriebfest, langlebig, ausreichend luftig, UV-beständig und atmungsaktiv sein sollte. Auch eine gute Passform spielt eine wichtige Rolle. Radhandschuhe liegen eng an, sollen aber nicht einengen oder im empfindlichen Bereich zwischen den Fingern scheuern. Und vor allem macht sich der Preis an einer hochwertigen, langlebigen Polsterung bemerkbar: Sie schützt, ohne dass der Kontakt zum Lenker zu schwammig wird und tut auch nach vielen Kilometern und Waschgängen noch genauso ihren Dienst.

Reflektierende Designelemente erhöhen die Sichtbarkeit in der Dämmerung. Außerdem gibt es gerade im Fahrradbereich viele Handschuhe in grellen Neonfarben, die im Straßenverkehr gut sichtbar sind.

Im Winter sollten die Fahrradhandschuhe warm wattiert, winddicht und je nach Wetter auch wasserdicht sein. Auch im Winter sind alle Fahrradhandschuhe auf der Handinnenfläche gepolstert und gummiert, damit sie am Lenker rutschfest sind und Druck minimieren. Bei warm wattierten Handschuhen ist es herausfordernder, trotzdem noch einen guten Kontakt zum Lenker zu gewährleisten. Hier hilft oft nur Ausprobieren, um den besten Kompromiss zwischen Griffigkeit und Isolation zu finden. Und der kann von Kälteempfinden zu Kälteempfinden unterschiedlich sein. Gerade im Winter ist die Ausstattung mit reflektierenden Designelementen wichtig und hilfreich.

Handschuhe für den Winteralltag

Hier ist eine kompakte Beratung schwierig, da es vor allem auch auf deinen Geschmack ankommt. Bei den Schlagworten kannst du (unter anderem) nach Fleecehandschuhen, Softshellhandschuhen, Lederhandschuhen und Wollhandschuhen filtern. Bei diesen Typen von Handschuhen sind viele dabei, die sehr gut für den Alltag geeignet sind. Praktisch sind auch Handschuhe, bei denen du die Finger wegklappen kannst.

Auf welche Details sollte ich bei meinen Handschuhen achten?

  • Mit vielen Handschuhe kannst du inzwischen problemlos dein Smartphone bedienen (Touchscreen-kompatible Handschuhe). Du kannst dir diese Eigenschaft, genau wie viele weitere, durch unsere Schlagworte herausfiltern.
  • Eine rutschfeste Verstärkung der Handinnenfläche sorgt für guten Grip und erhöht die Langlebigkeit.
  • Schlaufen, die du um dein Handgelenk herum fixierst, sind übrigens nicht nur bei Outdoor-Aktivitäten praktisch. Einfach am Ticketautomat (oder wo auch immer) die Handschuhe ausziehen, baumeln lassen und danach flugs wieder anziehen – ohne sie verstauen zu müssen oder zu verlieren.
  • Technische Handschuhe sind am Mittelfinger meist mit einer kleinen Gummischlaufe ausgestattet. An dieser Schlaufe kannst du die Handschuhe mit einem Karabiner am Klettergurt, Rucksack oder wo auch immer befestigen. Sie hängen so mit der Öffnung nach unten – sehr praktisch bei Schneefall.
  • Vorgeformte oder auch vorgekrümmte Finger erleichtern das Greifen mit dem Handschuh, was gerade im Bergsport sehr angenehm ist.
  • Enganliegende, elastische Stulpen lassen sich wunderbar unter dem Jackenärmel tragen. Weite Stulpen passen über den Jackenärmel und sind meist mit einem Schnürzug ausgestattet.
  • Manche Handschuhe haben an den Stulpen Schlaufen, die das Anziehen erleichtern. Vor allem, wenn der erste dicke Handschuh schon angezogen ist, ist das hilfreich.
  • Fahrradhandschuhe hingegen haben manchmal »Ausziehhilfen«, was bei der eher engen Passform und ggf. schwitzigen Händen praktisch sein kann. Sie sitzen meist am Übergang der Handinnenfläche zum Mittel- und Ringfinger.

Wie finde ich die richtige Handschuhgröße?

Als Letztes ein Link zu unserer Größentabelle, die dir dabei hilft, die passende Handschuhgröße heraus zu finden. Dazu musst du den Umfang deiner Hände an der breitesten Stelle messen (ohne Daumen).

Achtung: Wenn bei Handschuhen Unisex-Größen angegeben sind, handelt es sich um Herren-Größen!

Text: Globetrotter
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