- Wovor schützen Kletterhelme?
- Wann muss ich meinen Kletterhelm tragen?
- Was für Kletterhelme gibt es?
- Welche Ausstattungsmerkmale haben Kletterhelme?
- Welcher Kletterhelm passt mir am besten?
- Wie muss ein Kletterhelm sitzen?
- Wann muss ich meinen Kletterhelm austauschen?
- Was bedeutet MIPS?
Hartschale, Inmold oder Hybrid – Kletterhelme unterscheiden sich voneinander doch mehr, als man meint und viele Begriffe sind einem außerhalb der Kletterszene überhaupt nicht geläufig. Dabei gehört der Kletterhelm zu den wichtigsten Ausrüstungsteilen beim Felsklettern. Wir wollen deshalb Licht ins Dunkel bringen und dir hier kurz und knapp erklären, worauf du beim Kauf deines neuen Kletterhelmes achten solltest. Ein Tipp schon einmal vorab: Die Farbwahl sollte das letzte Kaufkriterium sein!
Wovor schützen Kletterhelme?
In erster Linie muss dich ein Kletterhelm vor herabfallenden Gegenständen schützen. Denn Kletterhelme gehören zu den Bergsteigerhelmen. Daher werden sie nach der europäischen Norm EN 12492 zertifiziert. Diese besagt, dass Kletterhelme die Belastung durch ein aus zwei Metern Höhe herabfallendes 5-Kilo-Gewicht aushalten müssen sowie von einer drei Kilogramm schweren Spitze, die aus einem Meter Höhe herabfällt, nicht durchdrungen werden dürfen. Zudem muss die Haltekraft des Kinnbandes bei über 50 kg liegen, damit der Helm bei einem Sturz nicht vom Kopf gerissen wird. Manchmal liest man auch UIAA 106, dies ist die sogar noch strengere US-Norm. Um den Helm in Deutschland für den Einsatz im Bergsport verkaufen zu dürfen, muss er aber die entsprechende CE-Norm tragen.
Da die europäische Norm für Kletterhelme ursprünglich aus der Arbeitssicherheit stammt, schützen sie somit nicht vor dem Aufprall auf dem Boden und nur bedingt bei einem seitlichen Aufprall gegen die Wand. Deshalb kommen Kletterhelme auch in der Regel nicht in Kletterhallen zum Einsatz.
Wann muss ich meinen Kletterhelm tragen?
Du solltest deinen Kletterhelm immer dann tragen, wenn du draußen am Fels kletterst. Oftmals sieht man Sportkletterer ohne Helm in der Wand, aber auch bei vermeintlich sicheren Routen kann sich Fels, Geröll oder auch im schlimmsten Fall eine Sicherung lösen und dir auf den Kopf fallen. Das gilt natürlich ebenso für die Sicherungsperson. In vielen Kletterrouten kann man sich beim Klettern an Felsvorsprüngen unangenehm den Kopf anstoßen, auch hier leistet der Kletterhelm gute Dienste.
Was für Kletterhelme gibt es?
Kletterhelme unterscheiden sich in erster Linie in ihrer Herstellung und in ihrem Material. Diese Unterschiede sind oftmals schon auf den ersten Blick zu erkennen. Man unterteilt Kletterhelme daher in drei Unterkategorien:
1. Hartschalenhelm
Der Hartschalenhelm ist wohl das bekannteste Modell. Dieser klassische Bergsteigerhelm schützt dich am besten vor Eis- und Steinschlag von oben. Der Helm besteht komplett aus schlagfestem Hartplastik (wie Polycarbonat oder ABS) und ist dadurch besonders robust. Die bei einem Schlag einwirkenden Kräfte werden über ein Gurtbandsystem im Helminneren verteilt und abgemildert. Im Vergleich zu den anderen beiden Helmarten ist er auch unempfindlicher im Transport. Dafür ist er aber auch am schwersten. Hartschalen-Kletterhelme werden insbesondere zum Bergsteigen, Klettersteiggehen und Eisklettern genutzt. In Kürze haben wir Hartschalenhelme wieder im Sortiment.
2. Inmold-Helm
Der Inmold-Helm besteht aus einem Styropor-artigen, harten Schaum (EPS oder EPP), der direkt in eine Kunststoffform gespritzt wird. Bei einer äußeren Krafteinwirkung verformt sich der Schaum und leitet so die Energie ab. Im Vergleich zum Hartschalenhelm bietet der Inmold-Helm durch die leichtere Bauart in der Regel einen schlechteren Schutz vor Krafteinwirkung von oben. Die oftmals großen Belüftungsöffnungen der Helme bieten kleinen Steinen die Möglichkeit zum Kopf durchzudringen. Dafür bieten einige Inmold-Helme einen besseren Schutz vor seitlicher und rückwärtiger Krafteinwirkung. Hier ist das Vorhandensein von seitlichen Abdeckungen entscheidend. Da der Inmold-Helm durch seine Bauweise extrem leicht ist, kommt er bevorzugt beim Sportklettern zum Einsatz. Ein beliebtes Modell welches sich auch gut zum (Ski-)Bergsteigen nutzen lässt, ist der Petzl Meteor Inmold-Kletterhelm.
3. Hybrid-Helm
Der Hybrid-Helm ist eine Mischung aus Inmold- und Hartschalenhelm. Das macht ihn zu einem guten Allrounder. Beim Hybrid-Helm wird der Hartschaum mit einer Hartschale (oftmals aus ABS) gepaart. Diese kann den ganzen Helm umfassen oder auch nur im oberen Bereich über der Schädeldecke verarbeitet sein. Damit bietet dieser Kletterhelm einen guten Kompromiss aus Leichtgewichtigkeit und Robustheit. Zu den bekanntesten Allroundern gehören z.B. der Petzl Boreo Kletterhelm und der Zodiac von Edelrid.
Welche Ausstattungsmerkmale haben Kletterhelme?
Ein wichtiges Entscheidungsmerkmal bei Kletterhelmen ist die Größe der Belüftungsöffnungen. Kletterst du viel in warmen Gegenden oder nutzt du den Helm überwiegend zum Sportklettern, dann ist eine gute Luftzirkulation wichtig. Beim Bergsteigen und Eisklettern möchtest du dagegen nicht zu viel kalte Luft an deinen Kopf lassen. Es gibt auch Helme, bei denen sich die Belüftungsöffnungen abdecken lassen. An einigen Helmen kannst du Skigoggles oder Visiere befestigen, die besonders beim Eisklettern oder Routen einschrauben deine Augen schützen.
Und eine Befestigungsmöglichkeit für die Stirnlampe sollte nicht fehlen, wenn du Mehrseillängen- oder Gletschertouren planst. Auch beim Bergsteigen oder in der Speläologie brauchst du unbedingt eine Stirnlampenbefestigung an deinem Helm.
Unterschiede gibt es auch bei dem Kinnverschluss. Manche Kletterhelme haben Blitzverschlüsse, manche Magnetverschlüsse. Da kommt es ganz auf deine Vorliebe an. Und zum Thema Farbe: Die ist natürlich ebenfalls Geschmackssache. Allerdings sind kräftige Farben bei Expeditionen und Big Wall Abenteuern hilfreich, da sie den Träger besser sichtbar machen.
Welcher Kletterhelm passt mir am besten?
Wenn du dich nun für die für dich passende Kletterhelmform (Inmold, Hybrid oder Hartschale) entschieden hast, geht es jetzt an die Modellsuche. Eine gute Passform ist wie bei jedem Helm auch beim Kletterhelm das A und O. Der Helm muss fest auf dem Kopf sitzen, wenn du deinen Kopf hin- und herbewegst bleibt der Helm in Position. Er darf aber nicht so fest sitzen, dass er drückt. Denn nur einen bequemen Helm wirst du auch wirklich aufsetzen.
Kletterhelme haben verschiedene Größen. Diese sind entweder mit S–L oder in Zentimeterspannen angegeben. Messe daher als Erstes deinen Kopfumfang aus und vergleiche ihn dann jeweils mit den Größenangaben des Helm-Herstellers. Hast du deine Kletterhelmgröße gefunden, geht es an die Feinjustierung. Der Umfang ist bei den meisten Kletterhelmen nämlich noch weiter einstellbar. Das geht entweder per Rädchen, Schiebemechanismus oder Gurtband am Hinterkopf. Auch der Kinnriemen sollte richtig eingestellt werden. Die seitlichen Schnallen sollten kurz unter dem Ohr und nie auf dem Ohr sitzen. Im nächsten Kapitel findest du eine ausführliche Anleitung zur Anprobe eines neuen Kletterhelms.
Tipp: Die Passform unterscheidet sich oftmals zwischen den Herstellern. Probiere daher am besten verschiedene Marken aus.
Für Frauen gibt es speziell noch Kletterhelme für Damen. Diese haben am Hinterkopf eine Aussparung für den Pferdeschwanz.
Wie muss ein Kletterhelm sitzen?
Um den optimalen Helm für deinen Kopf zu finden, solltest du dir etwas Zeit nehmen und diesen sorgfältig anprobieren und testen. Hier erklären wir dir noch einmal Schritt für Schritt, wie dein Kletterhelm sitzen muss. Diese Tipps gelten natürlich nicht nur für die initiale Auswahl, sondern als auch für den späteren Gebrauch.
1. Größe auswählen: Wähle die Helmgröße, die laut unseren Angaben deinem Kopfumfang entspricht.
2. Helm aufsetzen: Lockere den Einstellmechanismus hinten am Helm (ziehe diesen etwas nach unten aus dem Helm heraus, falls er hineingerutscht ist). Setze nun den Helm auf und ziehe ihn tief in die Stirn, sodass er ca. 2 Finger breit über der Nasenwurzel sitzt. Stelle den Einstellmechanismus am Hinterkopf eng. Der Helm sollte fest anliegen, aber nicht unangenehm drücken. Wichtig: Lasse den Kinnriemen noch offen!
Tipp: Aus Sicherheitsgründen werden lange Haare beim Bergsport grundsätzlich hinten zum Zopf gebunden. Es gibt mittlerweile einige Helmmodelle mit einer Pferdeschwanz-Aussparung (in Damengröße). Für alle anderen Helmmodelle muss der Zopf entweder so tief abgebunden werden, dass das Haargummi unterhalb des Feststellmechanismus am Hinterkopf sitzt. Oder, wenn das Modell es zulässt, oberhalb des Feststellmechanismus durch die Halterung gefädelt werden kann.
Für die Wahl der richtigen Größe solltest du deinen Kopfumfang kennen. Ein sicherer Sitz des Helms wird über den Einstellmechanismus am Hinterkopf gewährleistet. Besonders komfortabel gelingt das mit einem Einstellrädchen. Wer lange Haare hat, sollte auf genügend Platz für den Zopf achten. Auch mit geöffnetem Kinnriemen sollte der Kletterhelm fest am Kopf sitzen.
3. Festen Sitz überprüfen: Der Helm darf nicht verrutschen, wenn du den Kopf stark zur Seite neigst, dich tief kopfüber beugst oder den Kopf in den Nacken legst. Das ist sehr wichtig, weil ein verrutschender Helm dich beim Klettern ablenkt und seine Schutzfunktion nicht voll erfüllt. Zudem sieht er auf Fotos meist unvorteilhaft aus.
4. Überstand vorne: Um dein Gesicht zu schützen, muss der Helm wie beschrieben tief in der Stirn sitzen. Gleichzeitig darf er vorne keinesfalls so weit überstehen, dass er deine Sicht einschränkt, wenn du nach oben schaust – und zwar ohne dass du den Kopf weit in den Nacken legen musst. Teste dies.
Falsch: zu hoch auf der Stirn. Falsch: zu tief im Gesicht. Korrekt: ein bis zwei Finger Platz über der Nasenwurzel. Ein schlecht sitzender Helm bietet keinen guten Schutz und sieht auch noch doof aus 😉
Tipp: Du trägst beim Sichern eine Prismabrille? Dann teste auch mit dieser, ob dein Sichtfeld durch den Helm eingeschränkt wird.
5. Überstand hinten: Der Helm muss den Hinterkopf vollständig bedecken, sollte jedoch im Nacken nicht zu tief sitzen und/oder sehr weit überstehen. Falls du beim Klettern einen Rucksack trägst, z. B. auf Hochtouren, beim Alpinklettern oder auf dem Klettersteig, darf der Helm hinten nicht am Kletterrucksack anstoßen, wenn du den Kopf in den Nacken legst. Sonst wird er dir beim Klettern immer wieder nach vorne ins Gesicht geschoben und behindert deine Sicht. Überprüfe dies gegebenenfalls, indem du deinen Rucksack aufsetzt und den Kopf weit in den Nacken legst.
Tipp: Spezielle Kletterrucksäcke sitzen etwas tiefer und verzichten auf ein aufragendes Deckelfach.
Der Helm muss den Hinterkopf schützen … … sollte aber nicht am Rucksack anstoßen. Teste, ob dein Helm auch in Kombination mit einer Prismabrille funktioiniert.
6. Kinnriemen einstellen: Der Helm sitzt wie oben beschrieben fest am Kopf, verrutscht nicht in Bewegung und schränkt deine Sicht nicht ein? Dann kannst du mit der Anpassung des Kinnriemens beginnen. Das ist manchmal eine etwas fummelige Angelegenheit, bis alle Einstellungen passen. Aber es lohnt sich auch hier genau hinzuschauen bzw. zu fühlen. Eines vorab: Der Kinnriemen sowie die seitlichen Riemen sollen unter allen Umständen verhindern, dass dir der Helm vom Kopf fallen kann. Er dient jedoch nicht dazu, den idealen Sitz des Helms auf dem Kopf zu gewährleisten. Wenn alle Punkte wie oben beschrieben erfüllt sind, musst du den Kinnriemen nur gerade so fest anziehen, dass du den Helm auf keinen Fall verlieren kannst. Der Kinnriemen sollte weder am Kinn noch an den Wangen einschneiden. Die seitlichen Riemen, die mit dem Kinnriemen verbunden sind, sollten nicht an den Ohren scheuern, sondern darunter liegen. Nimm ggfs. einen Spiegel zur Hilfe, um zu überprüfen, ob die Riemen optimal sitzen und justiere dann nach.
Tipp: Teste auch die Kompatibilität des Helmes mit deiner Brille bzw. Sonnen- oder Gletscherbrille. Es muss gewährleistet sein, dass die Brillenbügel unter die Riemen passen, ohne dass diese sich störend auf den Sitz der Brille auswirken. Spezielle Kletterhelme für Brillenträger gibt es nicht.
Die Länge des Kinnriemens wird per Gurtband am Verschluss eingestellt. Das Riemendreieck kann meist mit einem Clip individuell angepasst werden. Nicht zu weit und nicht zu locker: Ein Finger breit Platz am Kinnriemen ist ausreichend. Die seitlichen Riemen flankieren das Ohr, ohne zu scheuern.
7. Komfort-Dauertest: Ein Kletterhelm wird oft für viele Stunden nicht abgenommen und sollte darum ein wirklich angenehmes Tragegefühl bieten. Darum raten wir dir zu guter Letzt, den Kletterhelm zu Hause mal eine Weile auf dem Kopf zu lassen, um sicherzugehen, dass er sich auch auf Dauer gut trägt.
Der Helm deiner Wahl erfüllt alle obengenannten Punkte und Kriterien? Dann wünschen wir dir viel nun Spaß und Freude beim Klettern mit deinem neuen Helm.
Wann muss ich meinen Kletterhelm austauschen?
Kletterhelme haben in der Regel ein Ablaufdatum, welches im Helm notiert ist. Wenn dieses Ablaufdatum überschritten ist, solltest du den Helm zügig austauschen. Ist kein Datum angegeben, lautet die Faustregel nach vier Jahren. Benutzt du deinen Kletterhelm intensiv, solltest du ihn aber schon früher, ca. nach zwei Jahren, erneuern. Nach einem Sturz oder Steinschlag musst du deinen Kletterhelm sofort austauschen, auch wenn äußerlich keine Schäden sichtbar sind. Feine Haarrisse machen den Helm unbrauchbar, werden aber oft übersehen.
Tipp: Packe deinen Helm nie unten in den Rucksack und vermeide es, ihn beim Zustieg gegen Felsblöcke baumeln zu lassen. Denn sonst hat dein Helm schon die Belastung eines Steinschlages erlebt, bevor du losgeklettert bist.
Was bedeutet MIPS?
Vielleicht ist dir der gelbe Punkt mit dem MIPS-Schriftzug schon auf einigen Fahrrad- oder Skihelmen aufgefallen. Denn dort kommt die MIPS-Technologie schon seit längerem zum Einsatz. Bei Kletterhelmen wird sie auch immer beliebter, aktuell ist sie in dem Wall Rider MIPS-Helm von Mammut verbaut. MIPS steht für Multi-directional Impact Protection System und ist eine Technologie, welche das menschliche Gehirn in bestimmten Aufprallsituationen vor Verletzungen schützt und das Risiko einer Gehirnerschütterung reduziert.
Aber wie funktioniert das denn genau? Möglich macht es das sogenannte Brain Protection System (BPS), welches zwischen der Polsterung und dem EPS-Schaum des Helmes sitzt. Bei einem schrägen Sturz oder Aufprall entsteht in der Regel eine gefährliche Rotationsbewegung, die für die meisten Verletzungen am empfindlichen Gehirn verantwortlich ist. Diese Bewegung wird von dem MIPS-System abgelenkt, in dem sich die MIPS-Schicht im Helm verschiebt und die Kraft so umleitet. Beim Klettern sorgen MIPS-Helme dementsprechend für einen besseren Schutz deines Kopfes bei Stürzen mit Wand- oder Bodenkontakt.