Bei Globetrotter arbeiten über 1400 Fachberater für Outdoor Textilien, Hartware und Accessoires. Kristin, Verkaufberaterin aus der Globetrotter Filiale Hamburg-City möchten wir euch heute kurz vorstellen.
Kristin, was war dein schönster Outdoor-Moment im letzten Jahr?
Fürs letzte Jahr kann ich ganz klar den 4. August am Gipfel des Mount Katahdin nennen. Nach 154 Tagen und 140.000 Höhenmetern haben mein Vater und ich den Appalachian Trail (AT) – einen Weitwanderweg über 3500 Kilometer quer durch die USA von Süd nach Nord fast parallel zur Ostküste – beendet. Das ist zum einen wirklich ein toller Tag gewesen, andererseits war damit das große Ziel unser langen Reise erreicht. Um diesen Trip zu machen, hatte ich meinen Job gekündigt und mein Vater als Selbstständiger keine Aufträge angenommen und sein Haus verkauft. Und dann kommst du am Ziel an und beginnst zu ahnen, was nun für eine Leere folgt …
Fast ein halbes Jahr waren wir auf dem AT unterwegs. Der Weg zieht sich auf einem Gebirgszug entlang, meist durch dichten Wald, Fernblicke sind eher die Seltenheit, fast nie erreicht der Weg 2000 Höhenmeter, trotzdem ist es ein ständiges Auf und Ab. Ohne Vorbereitung sind wir gestartet und haben gehofft, dass die Trail-Fitness und die Trail-Legs schon kommen werden. Wir wurden nicht enttäuscht, rein körperlich haben wir den Trip richtig gut überstanden. Und fürs Gemüt hatten wir Beistand. Gleich zu Beginn haben wir fünf Mitstreiter gefunden, mit denen wir nicht den gesamten Weg gemeinsam gegangen sind, uns aber am Abend häufig wieder im gleichen Camp getroffen haben.
»Slippy Hippies« haben wir uns genannt. Trail-Namen sind wichtig auf so einem Weg, jedem werden sie gegeben und oft klingt der Ruf einem schon ein paar Tage voraus. Mein Vater war »Reset Papa«, da er sein Haus verkauft hatte und nach der Rückkehr nun neustarten musste/wollte. Meinen Trailnamen bekam ich bei unserer ersten Trail-Magic – dem wundervollem Moment, wenn Wildfremde dich als ThruHiker mit einer Dose Cola, einem ganzen Essen oder einer Dusche verwöhnen. »Ding Dong« ist der Name eines super ekelhaften Gebäcks. Aber ich habe es verschlungen und das obwohl mein Gaumen eigentlich besseres gewöhnt war.
Was war deine größte und längste Tour bisher?
Was größeres als den AT habe ich noch nicht gemacht (lacht). Aber vielleicht kommt da noch was …
Was planst du als nächstes?
Da hat mir – genauso wie wahrscheinlich vielen – Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich wollte einmal um Europas höchsten Berg laufen auf der legendären Tour du Mont Blanc. Aber Wanderungen von Hütte zu Hütte sind in Frankreich und Italien zur Zeit noch nicht machbar. Jetzt habe ich mir für einen Kurztrip die Dolomiten ausgesucht – wieder mit meinem Vater. Er geht Fliegenfischen und ich mache Tageswandertouren.
Welche Reise willst du unbedingt noch machen?
Unangefochtener Platz eins ist der Pacific Crest Trail (PCT), der große Bruder des AT auf der Westseite der USA. Eigentlich wollte ich diesen schon 2019 machen, aber stattdessen bin ich dann den AT gelaufen. Diesen Kompromiss bin ich für unsere Vater-Kind-Tour eingegangen, denn den PCT hätte mein Vater nicht geschafft. Er zieht sich von der Wüste bis weit hoch in die Rockys, oft muss man mit Schnee rechnen, das Zeitfenster für eine komplette Beschreitung in einem Jahr ist sehr klein. Die Höhenunterschiede sind wesentlich größer als beim AT.
Eigentlich hatte ich 2021 für die komplette Tour geplant, aber auch hier schmeißt Corona wahrscheinlich alles durcheinander. Denn selbst wenn man im Frühjahr wieder in die USA reisen kann und will, so haben wahrscheinlich erstmal alle 2020-Permit-Inhaber ein Vorrecht, die Tour zu starten.
Lieber Wandern, Biken oder …?
Ganz klar wandern und da müssen es nicht immer die Berge sein. Auch die Heide, das Weserbergland und die Harburger Berge sind wunderschöne Wanderreviere. Anders als sich das vielleicht bislang angehört hat, muss ich nicht immer weit weg. Ich liebe Hamburg und bin ein Hamburger Dirn.
Was muss bei dir immer mit auf Tour?
Snacks in allen Varianten. Ansonsten mein Buff-Tuch, das lässt sich als Schal, Mützenersatz, auch einmal als Mund-Nasen-Schutz und als Schweißband benutzen. So viel Multifunktionalität hat kein anderes meiner Ausrüstungsgegenstände. Und, wenn ich es mir wünschen darf: Dad!
Lieber Zelt, Hütte oder Hotel?
Ganz klar Zelt und zwar das Hubba NX von MSR. Es war 154 Tage meine Behausung auf dem AT und ist danach immer noch zu gebrauchen. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, habe ich bei meinen Trail-Bekanntschaften gesehen. Das Tolle an dem Zelt ist, dass man es bei gutem Wetter einfach ohne Außenhaut aufstellen kann.
Was ist dein Lieblingsprodukt im Sortiment?
Nicht lachen! Es ist ein Regenschirm, der Swing Liteflex von Euroschirm. Er wiegt nur 200 Gram ist aber super stabil und kompakt. Ich hatte ihn fast auf dem gesamten AT mit – bis zu einem kleinen Missgeschick als ich an einem Strauch hängen geblieben bin und die Bespannung zerrissen ist. Ich kann nur jedem, der schnell schwitzt und dazu noch Brillenträger ist, raten, einen Schirm beim Wandern einmal auszuprobieren. Ich selbst benutze meine Regenjacken nur noch als Windbreaker und natürlich, wenn der Regen gepaart mit ordentlich Wind daherkommt …
Was war die verrückteste Tour, die mal einer deiner Kunden machen wollte?
Verrückt ist sicher das falsche Wort, denn für mich sind Leute die sich aufraffen, auf Tour zu gehen, niemals verrückt. Ich würde sie Helden nennen. Und da ist mir eine 87-jährige Heldin ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Sie kam zur Schuhberatung und wollte auf den Jakobsweg. Noch einmal zu sich selbst kommen und das ganz bewusst gegen den Willen ihres Mannes, der sie als »zu alt für diese Tour« bezeichnete. So eine Dame möchte ich auch werden …
Hat dich schon mal ein Kundengespräch zu einer Tour inspiriert?
Jeden Tag kommen Leute zu uns, die tolle Touren planen. Grad sind es mehr die Nahziele, aber besonders hier sind aktuell ja die Geheimtipps besonders interessant und die bekommt man schon einmal. Manchmal gebe ich sie auch weiter. Ganz besonders bleiben mir natürlich Menschen wie »Captain Kirk« in Erinnerung. Er erwandert sich in Etappen den AT und hat sich bei mir mit neuen Schuhen eingedeckt. Da konnte ich ihm natürlich noch ein paar Tipps geben und war selbst schon wieder in Gedanken auf der anderen Seite des Atlantiks …
Steckbrief Kristin
Filiale
Hamburg-City
Abteilung
Schuhe und Ausrüstung
Seit wann bei Globetrotter?
Nach einer Pause und Ausbildung zur Konditorin wieder seit Oktober 2019
Wie zu Globetrotter gekommen?
Nach dem AT musste ich wieder Geld verdienen, aber zurück in die Konditorei wollte ich nicht. Also habe ich mich auf einen Teilzeitstelle bei Globetrotter Hamburg-City beworben. Inzwischen bin ich Vollzeit da.
Freie Auswahl aus dem Sortiment, was würdest du mitnehmen?
Ich würde gerne meine Ultralight-Ausrüstung vervollständigen und wenn ich dann mal auf den Pacific Crest Trail gehe, reicht mein jetziger Schlafsack nicht aus. Beste Wahl wäre dann der Western Mountaineering Alpinlite Daunenschlafsack. Bei grade einmal 800 Gramm liegt die Komforttemperatur bei – 4 Grad. Leider kostet er auch eine Stange Geld – also genau das richtige für »freie Auswahl aus dem Sortiment«.