Lang gelaufen

Draußen auspowern, drinnen aufwärmen – Langläufer finden in Saalfelden-Leogang die richtige Mischung aus Anspannung und Entspannung. Und wie wäre es mal mit einem Ausflug auf Tourenski?

Lolin, Peter Kühl, Ritzenhof Hotel & Spa am See, Saalfelden-Leogang Touristik

Winterwunderland! Schnee und Eis haben die Landschaft in eine geheimnisvolle glizernde Welt verwandelt. Ich sitze mit einem Becher Glühwein und einem Teller duftender Zimtsterne auf dem Balkon und genieße den Ausblick. Die Berge sind tief verschneit und traumhaft schön. Die Schneekristalle tanzen auf der Eisfläche des zugefrorenen Sees, auf dem Kinder und Erwachsene unermüdlich ihre Schlittschuhrunden drehen. Gerade als sich der Gedanke breitmacht, dass ich ewig so sitzen bleiben könnte, katapultiert mich die Stimme meines Mannes in die Realität zurück: »So, genug gerastet. Jetzt geht’s raus in den Schnee!« Kurz trauere ich dem Moment der Ruhe nach, bevor ich meine Sportsachen heraussuche und anziehe.

Eine halbe Stunde später treffen wir Christoph. Er ist Langlauftrainer und verschafft uns einen ersten Überblick. Während mein Mann die schwierigeren Loipen forciert, bestehe ich auf der versprochenen Einsteigertour. »Da ist Ramseiden genau richtig«, meint Christoph. »Auf 15 Kilometern führen drei Loipen für den Klassik- als auch für den Skatingstil durch die Region«, macht er uns die Route schmackhaft. »Ihr habt die Wahl zwischen leichten bis mittelschweren Loipen. Ist das nicht genug, könnt ihr auf den Anschlussloipen über Pabing und Lenzing bis ans andere Ortsende von Saalfelden laufen«, fügt er mit einem Zwinkern hinzu.

Mit dem Auto fahren wir zum wenig entfernten Loipeneinstieg. Nach einem Ausrüstungscheck – man sollte auch beim Langlaufen auf die richtige Ausrüstung achten, um das perfekte Fahrgefühl zu bekommen –, steigen wir in die Loipe. Während mein Mann die 6,5 Kilometer lange Ramseiderrunde zum Einlaufen wählt, vermittelt mir Christoph Schritt für Schritt, wie auch ich mich möglichst kraftsparend durch die Loipe bewege. Ohne die richtige Technik ist es bergauf ein Graus. Damit der Spaß im Vordergrund steht, sollte unbedingt in ein gutes Fundament, sprich in ein paar Trainingsstunden investiert werden, erfahrene Trainer vermitteln Langlauftechniken für Anfänger und Fortgeschrittene, erklärt mir der Profi.

Lolin, Peter Kühl, Ritzenhof Hotel & Spa am See, Saalfelden-Leogang Touristik

Meine Körperbewegungen erfolgen jetzt im Takt, die Muskeln in den Beinen spannen sich im Rhythmus der Abstöße an, jeder Doppelstockschub powert mich in der Loipe nach vorne. Kraft, Beweglichkeit und Koordination werden auf Vordermann gebracht, der Schweiß ist der Preis für das Vergnügen. Beinahe lautlos gleite ich durch dieses stille Paradies und spüre, wie ich den Kopf freibekomme, den Alltag hinter mir lasse und neue Energien tanke.

Loipen für jeden

Erschöpft von der ersten Trainingseinheit und der kalten Winterluft, schweifen meine Gedanken auf der Rückfahrt bereits zum Wellnessbereich ins Hotel ab. Denn auch abseits der Loipen werden Langläufer optimal betreut. Die zwei »Cross Country Ski Holidays« Hotels in Saalfelden liegen nicht nur direkt an der Loipe, sondern bieten auch ein Entspannungsprogramm an. Zunächst geht es für eine Aufwärmrunde ins Dampfbad, gefolgt von einem zischenden Aufguss in der finnischen Außensauna, und zum Abschluss einer wohltuenden Massage. Ich bin sicher, hier werden wir noch einige genussvolle Stunden verbringen.

Den nächsten Tag gehen wir langsam an. Beim Frühstück planen wir die anstehende Tour. 18 verschiedene Loipen mit rund 150 Langlaufkilometer stehen zur Auswahl. Manche Routen führen bis in die Nachbarorte Maria Alm, Maishofen oder zum Biathlonzentrum Hochfilzen. Die Bandbreite reicht von der leichten, einen Kilometer langen Flutlichtloipe in Bsuch bis hin zur sportlichen Herausforderung auf den schweren Rennloipen am Ritzensee. Bei Anfängern und Genießern sehr beliebt sind die Klingler- Loipe in Saalfelden, die Saalach-Loipe oder auch die Ecking-Loipe in Leogang. Alle drei führen durch flaches Gelände. Das Dahingleiten durch die schneebedeckte Landschaft und die intakte Natur bereiten dabei unver- gessliche Erlebnisse.

Wer es abwechslungsreicher und wellig mag, fühlt sich auf dem Rundkurs Dorfheim–Lenzing wohl. Leistungssportler findet man auf der WM-Strecke am Ritzensee – eine sehr anspruchsvolle Loipe über ständig wechselndes, stark kupiertes Gelände. Die teils im Wald angelegte Skatingstrecke ist dank einer Beschneiungsanlage bis ins Frühjahr geöffnet. Außerdem ist die Loipe täglich bis 22 Uhr beleuchtet. Die Touren lassen sich dank einiger Verbindungsloipen wunderbar kombinieren und so auf die persönliche Kraft und Ausdauer abstimmen. Damit jeder seine Loipe findet, wurde Saalfelden-Leogang als erste Langlaufregion Salzburgs mit einem speziellen Leitsystem ausgestattet – mit Angaben zu Richtung, Streckenlänge sowie der Schwierigkeit.

Lolin, Peter Kühl, Ritzenhof Hotel & Spa am See, Saalfelden-Leogang Touristik

Unser Hotelier Hannes ist selbst Langläufer und versorgt seine Gäste stets mit aktuellen Informationen und News. Nach einer individuellen Tourenberatung machen wir uns diesmal zu Fuß auf den Weg. Direkt gegenüber im Langlaufstadion Ritzensee startet die knapp fünf Kilometer lange Kollingwald-Loipe, die uns dank der Verbindungsstrecken über Haid bis nach Maishofen führen wird. Gerade als wir das Hotel verlassen wollen, ruft uns Hannes noch hinterher: »Übrigens startet morgen unser Skitourencamp. Gemeinsam mit staatlich geprüften Berg- und Skiführern geht es auf Gipfel in der Umgebung und genussvoll bergab im Tiefschnee. Seid’s ihr dabei?« Warum eigentlich nicht! Wenn wir schon einmal in einer Region sind, die für ihre Skitouren bekannt ist, dann sollten wir das ausnutzen.

Wechsel auf Tourenski

In Saalfelden-Leogang erlebt man das Skitourengehen in seiner ganzen Vielfalt. Von den sanften Grasbergen bis zu den Leoganger Steinbergen und dem Steinernen Meer bietet die Region unterschiedlichste Touren für jeden Anspruch. Hierbei kann man abseits des Trubels der Skipisten wunder- schöne Aufstiege und Plätze entdecken.

Der langlaufbegeisterte Hotelier hat noch einen Tipp: »Meldet euch doch mal zum Skitourencamp an.«

Noch am selben Abend erhalten wir bei einem Vortrag zum Thema Sicherheit auch die Informationen zum Ablauf der nächsten Tage. Nicht nur die Touren, sondern auch eine umfassende Praxisausbildung gehören zum Programm. Gerade beim Skitourengehen ist es wichtig, die Grundlagen der Schnee- und Lawinenkunde zu kennen, Gefahrenmuster und -stellen laut Lawinenlagebericht richtig interpretieren zu können und eine vernünftige Tourenplanung zu organisieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine grundlegende Skitechnik im Gelände. Darüber hinaus braucht man Kondition für ein- bis dreistündige Aufstiege mit bis zu 700 Höhenmetern.

Lolin, Peter Kühl, Ritzenhof Hotel & Spa am See, Saalfelden-Leogang Touristik

Am nächsten Morgen starten wir unsere erste Skitour auf den Sonnkogel (1727 Meter) in Leogang. Eine gemütliche Hochwinterskitour, die auch nach größeren Schneefällen oder bei angespannter Lawinensituation noch gut machbar ist, wie uns unser Bergführer erklärt. Das strukturierte Gelände, das über Wiesen und durch Wälder führt, ist nirgends wirklich steil und übersteigt nur im Gipfelbereich auf einem kurzen Stück die 30-Grad-Neigung. Am Eingang des Schwarzleotals schnallen wir die Ski an und beginnen den Aufstieg. Tolle Ausblicke zu den Leoganger und zu den Loferer Steinbergen, zum Steinernen Meer, Hochkönig, Wilden Kaiser, Kitzbüheler Horn, zur Glocknergruppe und sogar bis zum Großvenediger sind unsere ständigen Begleiter und zwingen uns regelrecht, für den einen oder anderen Fotostopp stehen zu bleiben. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast starten wir in die Abfahrt. Wir entscheiden uns für die Variante östlich unter dem Gipfel. Das beschert uns noch einen weiteren kleinen An- stieg, bietet aber wesentlich besseres Abfahrtsgelände. Zurück im Hotel, verbringen wir einen gemütlichen Abend mit den anderen Camp-Teilnehmern und freuen uns auf die kommenden Tourentage.


Text: Lisa Riedlsperger