Liechtenstein der Länge nach

Im Ländle ist was los! Das Fürstentum ist eine echte Erbmonarchie, der sechstkleinste Staat der Erde und hat zahlreiche Berge über 2000 Meter. Wirklich märchenhaft!

Kevin Wildhaber

Text: Tom Jutzler, Fotos: Tom Jutzler & Liechtenstein Marketing

Satter Dunst hängt in Fetzen zwischen den Ästen der Tannen. Ein typischer, dampfend-feuchter Spätsommermorgen nach einer Gewitternacht. Vom Rhein ziehen die Nebel in flauschigen Paketen langsam die Hänge hinauf. Zerreißen, wenn sie die Baumwipfel streifen. Es duftet nach nasser Alpenwiese. Es wird nur ein paar Stunden dauern und die Sonne wird alles getrocknet haben. Hier und da plätschern Rinnsale die Berghänge hinunter und springen über den Weg. Genauer: den Liechtenstein-Weg. Das Fürstentum feierte 2019 seinen dreihundertsten Geburtstag und die Liechtensteiner schenkten sich zu diesem Anlass einen Wanderweg, der alle elf Gemeinden wie auf einer Perlenkette aneinanderreiht. Mittlerweile gibt es auch eine App zum Weg und nun sind wir – mit Handy und Wanderschuhen ausgestattet – hier, um auf Entdeckungstour zu gehen.

Klar, Liechtenstein ist klein. Sehr klein. Aber der Weg ist großartig! Mit seinem Fokus auf der Kultur des Landes und seinen Bewohnern verläuft er zwangsläufig eher im Tal und den bewirtschafteten Zonen des Fürstentums. Die imposante Kulisse der Berge immer vor Augen wandert man auf 75 Kilometern von Dorf zu Bauernhof und von Burg zu Gasthaus. Ein Weg, der Wander-Einsteiger zu Süchtigen macht. Während wir auf der Karte der LIstory-App die Höhenlinien zählen und schauen, wie weit es bis zur nächsten Einkehrmöglichkeit ist, bewegt sich neben uns, auf der anderen Seite des Weidezauns, ein Zuckerwattebausch im Rhythmus unserer Schritte auf und ab. Und blinzelt uns mit irrsinnig langen Wimpern an. Die Zuckerwatte ist der Kopf eines Alpakas und gehört zum Lama- und Alpakahof im Walserdorf Triesenberg. Er ist einer der Höfe, die der Weg streift. Wer hier vorbeikommt, kann sich nur schwer gegen das sich automatisch einstellende Lächeln wehren, das unwillkürlich die Mundwinkel in die Höhe zieht. Ein paar Lamas gesellen sich dazu und die Gruppe blickt uns mit ihren Kulleraugen neugierig an. Im Selbstbedienungs-Hofladen (offensichtlich vertrauen die Liechtensteiner sich und den Gästen ziemlich, was einem sofort ein Gefühl des Willkommenseins gibt) decken wir uns mit Heumilchkäse der regionalen Genossenschaft und ein paar Alpaka-Wollsocken ein.

Mit seiner Lage auf knapp 900 Metern ist Triesenberg die höchstgelegene Gemeinde im Fürstentum. Und viel höher wird es auch auf dem Liechtenstein-Weg nicht mehr gehen. Das ist eine seiner Eigenheiten: Man kann diesen Weg praktisch das ganze Jahr hindurch erwandern. Während im Herbst die Gipfel vom ersten Schnee zuckrig sind, geht man weiter unten auf sicheren Wegen und erlebt spannende Begegnungen mit den Menschen, die hier leben und wirtschaften.

In Vaduz kommt die LIstory-App dann richtig auf Touren: Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, einen virtuellen Blick hinter die trutzigen Mauern des Schlosses zu werfen. Da die Burganlage im Privatbesitz der Fürstenfamilie ist und auch für Staatsempfänge genutzt wird, ist sie der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ein echtes, geheimnisumwobenes Märchenschloss also, dem man allerdings nun, mit Hilfe von Augmented Reality, durchs Schlüsselloch schauen kann. Fairy tale meets the future! ///


EIN LAND – EIN WEG

– – Erlebnisse auf engstem Raum – –

Will man das Fürstentum lieber in der Höhe durchwandern, nimmt man die »Route 66«. Ein Bergweg wie aus dem Bilderbuch: wild, fast unberührt und mit wunderbarer Aussicht.

www.tourismus.li/route66

75 Kilometer, elf Gemeinden, ein Land. Wo sonst kann man ein ganzes Fürstentum innerhalb von ein paar Tagen erwandern? Zudem kann der Gepäcktransport organisiert werden. Um die Geschichte und Geschichten entlang des Wegs intensiv zu erleben, lädt man sich die zugehörige App auf sein Smartphone. Infos und Downloadlinks unter: 

www.liechtensteinweg.li

Wer den Lamas einen Besuch abstatten möchte oder schon immer mal in einem Tipi übernachten wollte, meldet sich bei Anna-Lena und Marc vom Hof in Triesenberg: 

www.lama-alpaka.li


Wie man sich bettet …

Neben Hotels und Ferienwohnungen kann man in Liechtenstein auch in weiteren Unterkünften, wie in Berghütten, einer Jugendherberge, auf dem Campingplatz oder dem Jugendheim übernachten. Als Ausgangspunkt für unsere Reportage haben wir übrigens den sehr schön im Berghang gelegenen Campingplatz gewählt. Praktisch, denn der Liechtenstein-Weg führt direkt dort vorbei!

www.campingtriesen.li

Ein herzlicher Dank geht an Martin Knöpfel, von Liechtenstein Marketing. Er hatte auf jede Frage eine Antwort. Außerdem hat er uns mit seiner Frau Michela bekannt gemacht, was zu einem weiteren Blog-Beitrag geführt hat: Michela hat mit uns das Liechtensteiner Gericht »Ribel« zubereitet. Nach dem Rezept ihrer Mutter. Mit uns natürlich standesgemäß in der Outdoorküche. Hier im Blog. Einfach, aber lecker!


Wer jetzt noch ein wenig Inspiration für seine Herbst-Reise braucht und noch nicht weiß, wo es hingehen soll: Das Video macht definitiv wanderlustig …