Rausgehen, die Natur erleben und Pflanzen und Tiere entdecken. Rausbildung ist deine kleine Outdoorschule im Globetrotter Magazin.
#1 Fast fünf Prozent unseres Landes waren Moorfläche. Heute sind 95 Prozent entwässert. Zeit, den Rest zu schützen.
»O schaurig ist’s übers Moor zu gehn …« Das Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff ist nicht das einzige mit Gruselfaktor. Nahezu alle Geschichten über Moore handeln von Gefahren, Irrlichtern, Geistern und Tod der Menschen, die es betreten. Dabei sind Moore alles andere als todbringende Gruselorte. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für seltene Arten, die in anderen Gebieten wenig oder gar keine Überlebenschancen haben.
Eines der beeindruckendsten Moor-Lebewesen ist das Birkhuhn (Tetrao tetrix). Die imposanten Männchen treffen sich zur Paarungszeit in einer Balzarena. Hier kämpfen sie um Revier und Damen. Nicht immer landet die Gunst der Damen bei dem Gewinner. Entscheidend für den Paarungswillen ist vielmehr die Größe des männlichens Kamms.
Eine weitere Besonderheit ist der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) – eine der wenigen in Deutschland heimischen fleischfressenden Pflanzen. Mit klebrigen Sekrettröpfchen, die aussehen wie Wassertropfen, lockt sie durstige Insekten an. Einmal festgeklebt, gibt es aus dieser Falle kein Entkommen. Durch magensaftähnliche Stoffe werden die Weichteile des Insekts aufgelöst. Die Pflanze gewinnt u. a. Stickstoff. Vom Insekt bleibt nur das Chitinskelett.
Insgesamt sind Moore große Stickstoffspeicher. Werden sie zur Gewinnung von Torf oder landwirtschaftlicher Fläche trockengelegt, verlieren seltene Arten nicht nur ihren Lebensraum, sondern es werden auch Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel weiter beschleunigen. Allein deshalb sollte der Mensch das Moor schützen: zum Beispiel durch den Verzicht von Torf in Blumenerde.
#2 Schon gewusst? Uns kann man essen!
Zu Unrecht gelten die Früchte der Vogelbeere (Sorbus aucuparia) als giftig. Große Mengen roh verzehrt führen zwar häufig zu Magen-Darm-Problemen, gekocht sind sie jedoch völlig unbedenklich und sehr lecker. Zur Erntezeit ab Ende August lässt sich in Kombination mit Äpfeln (Verhältnis 50:50), Koriander, Zimt, Zitrone und Zucker eine etwas bittere, fast schon deftige Marmelade herstellen.
Jetzt ist auch die Zeit der Wacholderbeerernte. Die Früchte des Wacholders (Juniperus communis) sind streng genommen gar keine Beeren, sondern fleischige Zapfen, die nicht nur in Fleischgerichten gut schmecken. In Verbindung mit Blaubeeren (Vaccinum myrtillus) kann man ein tolles Brot zaubern. Dazu ersetzt man zwei Drittel des Wassers eines Roggen-Weizenmehlteigs mit selbst gemachtem Blaubeersaft und fügt gemahlenen Wacholder dazu – perfekt für Halloween.
#3 Nomen est omen
Blaukissen, Distelfalter oder Augentrost – häufig beschreiben Tier- und Pflanzennamen das Aussehen oder lassen auf die frühere Verwendung schließen. So auch beim Gemeinen Spindelstrauch. Als Spinnen noch Handarbeit war, wurden aus dem zähen Stammholz des Busches Spindeln, aber auch Schuhnägel oder Orgelpfeifen hergestellt. Bekannt ist der Spindelstrauch auch unter dem Namen Pfaffenhütchen. Grund dafür: Seine Früchte, die ab August reifen, ähneln der klassischen Kopfbedeckung römisch-katholischer Geistlicher – dem Birett.
Auch die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) hat sich ihren Namen verdient. Damals, als die Häuser nur kleine, mit Tierhäuten bespannte oder ganz offene Fenster besaßen, nistete sie gerne am Rauchfang oder Schornstein, denn hier war es meist schön warm. In Zeiten von dreifach verglasten Fenstern und Induktionsherden fehlen der Rauchschwalbe ihre typischen Nistmöglichkeiten. Heute nistet sie in Ställen. Dass dieser Ort aber auch schon immer zu ihren Lieblingsplätzen gehörte, verrät ihr englischer Name: barn swallow.
Oft sind solche Namen regional entstanden, daher sollte man im Gespräch besser die lateinische Bezeichnung nutzen, denn nur dann sind Verwechslungen ausgeschlossen.
#4 Die Schlafmaus als Polstergeist
Der Name des Siebenschläfers (Glis glis) ist nicht immer Programm – zumindest nicht im Sommer. Ein Siebenschläfer unterm Dach ist der Garant für schlaflose Nächte, denn er lärmt wie ein Poltergeist. Der Spuk ist aber nur von kurzer Dauer, denn im Winter versinkt er – wie sein Name verrät – sieben, manchmal sogar bis zu neun Monate in tiefen Winterschlaf. Damit er diese Zeit ohne Futter überbrücken kann, gilt es, sich im Herbst ein dickes Fettpolster anzufuttern. Sein Gewicht muss das possierliche Tierchen, das zur Gattung der Bilche oder Schlafmäuse gehört, innerhalb dieser Zeit fast verdoppeln.
#5 Eine Höhle für Batman
Wenn’s für Batman gefährlich wird, hat er seine Bat-Höhle. Unseren heimischen Fledermäusen fehlt ein solcher Rückzugsort leider oft. Alte, morsche Bäume, Nischen in Gemäuern und offene Dachböden gibt es immer weniger. Mit dieser Anleitung hilfst du den Fledermäusen aus ihrer Misere und hast dadurch vielleicht auch weniger Mücken.
1. Schritt: Aussägen
Bauteile (siehe 2) aussägen und die Rückwand mit einer Feile aufrauen, damit die Fledermäuse Halt finden.
2. Schritt: Zusammenbauen
Die oberen Ränder der Einflugleiste, Blende und Rückwand anschrägen. Die Einzelteile zusammensetzen.
3. Schritt: Aufhängen
Um Durchzug zu vermeiden, eventuelle Spalten mit Sisalband abdichten. Nun die Höhle in mindestens vier Meter Höhe wettergeschützt in Süd-Ost-Richtung aufhängen.
MIRA KLATT
gibt als Biologin, Hundetrainerin und in der tiergestützten Intervention für Kinder und Jugendliche ihr Wissen gern weiter. Zum Beispiel auch auf Instagram unter @hund_und_du oder in der Facebookgruppe »Miras Hunderunde«.