(R)Ausbildung: Im Winter aktiv

Quirin Wegman

Rausgehen, die Natur erleben und Pflanzen und Tiere­ entdecken. Rausbildung ist deine kleine Outdoorschule im Globetrotter Magazin.

#1 Von Frostschutz und Winterpelz

Viele Tiere verschlafen den Winter, um der harte­­­n Jahreszeit zu entgehen. Einer aber hält es umgekehrt. Der Schneefloh (Ceratophysella sigilla­ta) schläft im Sommer und erwacht im Winte­­­r. Er ernährt sich von Algen, die auf Bäumen und Totholz wachsen. Dabei nimmt er Glycerin auf, eine Art Frostschutzmittel, das es dem Tierchen erlaubt, sogar Minusgrade zu überstehen.

Auch der Fischotter (Lutra lutra) ist im Winter aktiv. Er schützt sich durch ein sehr dichtes Fell vor der Kälte: Bis zu 80 000 Haare wachsen pro Quadratzentimeter auf seinem Körper – auf dem Kopf des Menschen sind etwa 310 Haare auf gleicher Fläche zu finden. Der Clou: Die einzelnen Haare des Otters verhaken sich über Keil­e und Rillen wie bei einem Reißverschluss. Dazwischen sammeln sich Luftblasen, die ebenfalls gegen Kält­e isolieren. Zusätzlich schmiert sich der Otter mit einem wasserabweisenden Drüsensekret ein.


#2 Farbtupfer im Wintergrau – Winterling, Schneerose und Seidelbast bevorzugen die geringe Konkurrenz in der kalten Jahreszeit.

Im Winter ruht die Natur. Weit gefehlt – Winterling (Eranthis hyemalis), Echter Seidelbast (Daphne mezereum) oder Christ- bzw. Schnee­rose (Helleborus niger) trotzen der Tristesse mit Blüten. Aber warum blühen sie zu dieser unwirtlichen Zeit?

Die frühe Blüte bietet einen entscheidenden Vorteil: Die Konkurrenz durch andere Pflanzen um Licht und Bestäubungsinsekten ist geringer als zur Hauptblütezeit.

Für den Winterling besteht jetzt sogar die ein­zige Möglichkeit zum Blühen, denn nur wenn die Bäume kahl sind, bekommt er genug Licht ab, um Blüten produzieren zu können.

In Frühling und Sommer müssen Pflanzen mit betörenden Düften um Insekten buhlen, um von ihnen angeflogen und bestäubt zu werden. Die Christrose hat das nicht nötig, sie kommt ohne Duft aus, denn Nebenbuhler gibt es kaum. Zwar sind im Winter auch Insekten rar, doch für den Fall, dass keines den Weg zu ihrer Blüte findet, hat die Christrose vorgesorgt: Zum einen bleiben ihre Narben, also der Teil, der Pollen aufnehmen kann, sehr lange fruchtbar. Zum anderen kann sie sich zur Not auch selbst befruchten. Außergewöhnliche Zeiten erfordern eben außer­gewöhnliche Maßnahmen.


#3 Wer hat hier geknabbert?

Tierische Spuren zu deuten, ist nicht einfach. Aber auch angehende Naturdetektive können durchaus Fälle lösen. Den Fichtensamenraub zum Beispiel. Die Samen liegen gut versteckt unter den Schuppen der Zapfen. Der Täter ist durch seine Vorgehensweise zu identifizieren:

1: Der Schlitzer: Mit seinem überkreuzten Schnabel hebt der Fichtenkreuzschnabel die Schuppen an und schlitzt sie dabei auf. Die geschlitzten Schuppen überführen ihn klar.

2: Der Grobschlächtige: Eichhörnchen sind rabiat. Sie reißen die Schuppen mit ihren Zähnen heraus. Der zerrupfte Zapfen verrät sie.

3: Der Trickdieb: Spechte klemmen den Zapfen an der Baumrinde ein und hacken die Schuppen weg. Der Tatort nennt sich Specht- Schmiede und dem Zapfen fehlen Schuppen.

4: Der Schnitter: Mäuse entfernen die Schuppen mit ihren scharfen Nagezähnen. Ein­deutiger Beweis ist ein säuberlich abgenagter Zapfen­rest.


#4 Was macht gutes Vogelfutter aus?

Fertige Vogelfutter gibt es viele – darauf solltes­t du achten. Keine Füllstoffe: Vögel sortieren Körner und Samen aus, die sie nicht fressen. Liegen viele Körner ums Futterhaus herum, ist das ein Zeichen für unnütze Füllstoffe. Nicht aus Ambrosiagebieten: Ambrosia ist als Unkraut lästig und auch hochallergen und das noch im Umkreis von mehreren Hundert Meter­­n. Gereinigtes Vogelfutter garantiert, dass keine Ambrosiasamen drin sind.

Zertifiziertes Futter: Vogelschutzverbände bieten zertifiziertes Futter an. Das ist teurer, schadet aber weder den Vögeln noch der Umwelt.


#5 DIY: Getränkekarton als Vogelfutterstation

Viele klassische Vogelhäuser sind unpraktisch, schlecht zu reinigen und dazu noch teuer. Eine einfache, günstige und prak­tische Lösung ist das Upcycling eines leeren Getränke­kartons als Futterstelle für Vögel.

1. Schritt: Einschneiden

Den Getränkekarton waschen, trocknen und circa zwei Zentimeter oberhalb des Bodens auf den sich gegenüberliegenden Seiten Löche­­r bohren. Die Ecken des Kartons vorsichtig oberhalb der Löcher horizontal einschneiden. Über dem Schnitt das Ganze nach innen drücken. So erhält man die Einbuchtungen, aus denen die Vögel das Futter picken.

2. Schritt: Zusammenbauen

In die Löcher werden nun Stangen eingeführt, auf denen später die Vögel Platz finden.

3. Schritt: Aufhängen

Das Futter über den Verschluss einfüllen und mit einer Schnur wettergeschützt aufhängen. Geht das nicht, kann aus einem weiteren Getränke­karton auch noch ein Schutzdach gebastelt werden.


MIRA KLATT

gibt als Biologin, Hunde­trainerin und in der tiergestützten Intervention für Kinder und Jugend­liche ihr Wissen gern weiter. ­Zum ­Beispiel auch auf Instagram unter @hund_und_du oder in der Face­bookgruppe »Miras Hunderunde«.