Wie kommt ein Astrofotograf nach Nordnorwegen, wo die Sonne im Sommer nicht untergeht und kein einziger Stern zu sehen ist? Ganz einfach. Nirgendwo sonst kann ich meinen »anderen Leidenschaften« so ausgiebig frönen, ohne dass ich bis in die entlegensten Winkel der Erde reisen müsste: dem Bergsteigen und Klettern auf schroffe Spitzen, die direkt aus der arktischen See zu wachsen scheinen. Zusätzlich habe ich aufgrund der bestens ausgebauten Infrastruktur auch die Vorzüge der Zivilisation immer in greifbarer Nähe.
Tagelang kann man hier in Nordnorwegen in archaischer Landschaft wandern und sein Zelt (fast) überall dort aufschlagen, wo es einem gerade gefällt. Auch liebe ich es, im Seekajak stundenlang über das spiegelglatte Wasser eines Fjords zu paddeln oder über die schäumenden Wellen der aufgewühlten arktischen See zu balancieren. Wenn wir dann noch abends auf einem einsamen Eiland anlanden, mit oft karibisch anmutenden weißen Sandstränden, um dort unser Zelt aufzuschlagen, dann ist mein Abenteurerherz vollends glücklich.
»Die Landschaften Norwegens vermitteln eine tiefe Demut gegenüber Mutter Natur.«
Ein Paradies nicht nur für Wanderer, Kletterer, Bergsteiger und Paddler, sondern auch ein schier unerschöpflicher Motivgarant für den Landschaftsfotograf in mir. Nirgendwo sonst auf der Welt kann man so entspannt Sonnenuntergänge fotografieren wie im Land der Mitternachtssonne. Ist das Licht andernorts meist nach wenigen Minuten verschwunden, kann man im hohen Nordnorwegen stundenlang mit den schönsten Stimmungen komponieren. Die Panoramafotografie erscheint mir dabei das schlüssigste Instrument zu sein, dem Betrachter die »ganze Geschichte« zu erzählen, und ist daher meine bevorzugt eingesetzte fotografische Sprache.
Da ich für meine Bilder immer auf der Suche nach eher unbekannten Gipfeln bin (vom Aufmacher dieser Bilderstrecke einmal abgesehen), ist eine detaillierte Planung im Vorfeld natürlich unerlässlich. Oft wälze ich dazu Tourenführer aus Norwegen oder durchforste entsprechende Onlineplattformen – Grundkenntnisse der norwegischen Sprache sind dafür meist unerlässlich.
Die Planung in Google Earth ist dann der nächste Schritt. Hier kann ich zusammen mit weiteren Apps wie »TPE 3D« oder »Photopills« eine ziemlich exakte Ahnung davon bekommen, wie eine Komposition und das dort zu erwartenden Licht zum geplanten Zeitpunkt aussehen könnten. Wenn dann noch das Wetter in Norwegen mitspielt, hat man später vor Ort meist keine großen Überraschungen mehr zu erwarten.
»Mit dem Kajak erreicht man auch die Orte, an die sonst niemand kommt.«