In »Produkte, die Geschichte schreiben« stellen Globetrotter Mitarbeiter Ausrüstungsteile vor, die ihnen besonders ans Herz gewachsen sind. Diesmal: Sonja Röhricht aus dem Marketing über ihre Daunenweste von Yeti.
»Dieses Jahr feiern wir 20-jähriges.«
Als ich diese Weste 2000 erstand, war sie alles andere als mein Lieblingsteil. Eigentlich wollte ich für den Einstand ins Höhenbergsteigen eine leichte wie warme Daunenjacke. Der Ojos del Salado in Chile wartete, mit 6893 Meter der höchste Vulkan der Welt. Leider hatte ich als fertige Studentin nicht genügend liquide Mittel, um mir zusätzlich zu der vielen weiteren benötigten Ausrüstung eine Jacke leisten zu können. So hab ich mir einfach die Ärmel gespart und kaufte mir hier bei Globetrotter in Hamburg für rund 200 Mark diese etwas weiter geschnittene Daunenweste in glänzendem Mülltütenschwarz. Dafür hatte sie ordentlich was unter der Haube: feinste Daune im Mischungsverhältnis 97/3 mit einer Bauschkraft von 750 cuin, verpackt in leichtes aber sehr robustes Ripstop-Nylon – dem Vorläufer des heute verwendeten »Next-to-nothing«-Materials.
Flicken statt Wandernadeln
Und so kam es, wie es kommen musste: die Weste ist seither mein steter Begleiter auf nahezu jeder Tour. Auch beim Klettern muss sie ran – und das nicht nur beim Sichern, sondern auch am Fels. Selbst hohe Alpengipfel sind vor ihr nicht sicher, so wie der Piz Palü, die Meije, der Dent D’Herens und zahlreiche Dolomitengipfel.
In jedem Fall trägt der für die damalige Zeit typische, sehr großzügige Schnitt Anteil daran, dass die Weste, aus der ich laut Größenetikett (S) längst herausgewachsen bin, seit zwei Jahrzenten mit mir durch dick und dünn geht – wortwörtlich. Sie ist sogar so groß, dass ich sie bei großer Kälte gelegentlich als Thermo-Rock über die Hüften ziehe oder als zusätzlichen Fußwärmer im Winterschlafsack verwende.
Natürlich hat sie im Laufe dieser Zeit auch ein paar Treffer einstecken müssen, sei es durch Funkenflug, Felskontakt oder Dornen, doch die paar Flicken sind Erinnerung an schöne Zeiten und geben der Weste eine gewisse Patina.
Waschen? Überbewertet.
Was die Weste die ganze Zeit nicht gesehen hat, ist eine Waschmaschine. Das würde den aufgeklebten Flicken vielleicht nicht gut bekommen und ohnehin gab es bisher kein Grund, da die Weste selbst nach fast 20 Jahren im regelmäßigen Gebrauch nicht muffelt. So wie ich 😉 Und kleine Verunreinigungen, die haben sich auf der schmutzunempfindlichen Farbe stets partiell abwischen lassen.
Noch Fragen? Ob ich es damals auf den Gipfel des Ojos geschafft habe? Nun, nicht wirklich. Aufgrund mangelnder Akklimatisation sind wir kaum übers Basislager hinausgekommen und so war mein Einstieg ins Höhenbergsteigen zugleich auch mein Ausstieg. Einen ganzen Jahresurlaub opfern, nur um angemessen vorbereitet zu sein? Da geh’ ich lieber hier in Deutschland und den Alpen Klettern und Paddeln. Natürlich nicht ohne meine Yeti.
STECKBRIEF
Name: Sonja Röhricht (49)
Filiale: Zentrale Hamburg
Job: Content Management
Outdoorvorlieben: Klettern, Wandern, Kanufahren, Picknicken
Größtes Abenteuer: Die erste Radreise (Elberadweg mit dem Hollandrad). Mit der Erkenntnis, dass auch adrenalinarme Aktivitäten überaus beglückend sein können.