Status quo 2019: Grünere Wahl

Im März 2018 startete »Eine Grünere Wahl« bei Globetrotter. Mit diesem Siege­­l werden seither besonders nachhaltige Produkte im Sortiment gewürdig­­­t­­. Den Status quo nach eineinhalb Jahren erklärt Fabian Nendza.

Wie viele Produkte mit dem grünen Bären habt ihr aktuell im Sortiment?
Das kann jeder tagesaktuell im Online-Shop nachschauen. Einfach »Eine grünere Wahl« in die Suche tippen und – voilà –,  heute 1041.

Welche Kriterien muss ein Produk­t für die Grünere Wahl erfüllen? 
Hierzu haben wir einen Kriterienkatalog erstell­­t, der bei uns auf www.globetrotter.de einsehbar ist. Nach diesem bewerten wir zusammen mit unseren Kollegen von Frilufts Retail in Schweden, Finnland und Dänemark die Produkte aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe und Accessoires in unserem Sortiment. Für das Siegel muss in mindestens vier von zehn Kategorien der Daumen hochgehen.

Bindet ihr eure Lieferanten in diesen Ent­scheidungsprozess mit ein?Aber natürlich. Zum einem geben wir bei unsere­­n Markenpartnern Trainings, um ihnen unseren Standard näherzubringen und im Dialo­­g gemeinsam Verbesserungen zu erreichen. Zudem können sie schon in der Orderphase, also etwa ein Jahr, bevor die Sachen im Laden hängen, eine Vorlage ausfüllen, um zu wissen, wo sie stehen, und uns alle Details für die Entscheidungsfindung an die Hand zu gebe­­n. Zudem ist »Eine grünere Wahl« sozusagen ein »lebendiges« Werkzeug – die Nachhaltigkeitskriterien passen sich den Entwicklungen und neuen Herausforderungen an. 

Kannst du anhand eines Beispielprodukts aufzeigen, wie man das Siegel bekommt?
Nehmen wir die L5-Serie mit der neuen Future­light-Membran von The North Face. Diese punktet zunächst einmal mit einem hohen Recyclinganteil von bis zu 90 Prozent der verwendeten Außenstoffe Polyester und Polyamid. Dann verwenden sie – so wie viele andere heutzutage – eine Imprägnierung ohne PFC. PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien und macht Textilien wasser-, fett- und schmutzabweisend. Neben diesen Performance-Eigenschaften reichern sich PFCs aber eben auch in der Natur an und können über Umwege Einzug in den Nahrungsmittelkreislauf nehmen. Damit können sie auf kurz oder lang ein Risiko für Mensch, Tier und Umwelt darstellen. 

Im Gegensatz zur weitverbreiteten und nur schwer recycelbaren PTFE-Membran kommt als wasserdichte wie atmungsaktive Schicht Polyurethan zum Einsatz. Den letzten Schritt über die Hürde machen sie mit einer Produktlebenszyklus-Analyse, bei der die ökologischen Auswirkungen über alle Lebens­phasen, also z. B. den Herstellungsprozess, die Nutzungsphase und die Verwertung, genau berechnet werden und als Grundlage für Verbesser­ungen genutzt werden können. 

Sind Produkte ohne Nachhaltigkeitssiegel per se schlecht?
Auf gar keinen Fall. Schon immer achten wir bei Globetrotter auf ein Sortiment, das den Kriterien Funktion, Haltbarkeit und eben Nachhaltigkeit Rechnung trägt. Und auch die Outdoorbranche selbst hat hohe Standards in Sachen Umwelt- und Arbeitsschutz. Aber mit unserem Siegel werden eben all jene belohn­­t, die den einen Schritt weiter gehen. Oder gern auch zwei 😉 Aktuell schaffen wir es jedoch noch nicht, das komplette Sortiment, bestehend aus etwa 35 000 Produkten, zu bewerten. Aber das soll spätestens im dritte­­n Quartal 2021 so weit sein. 

Gibt es Produkte, bei denen ihr eher rot seht?
Und ob. Zu diesem Zweck haben wir eine No-Go-Liste, die wir unseren Lieferanten aus­händigen. Darin enthalten sind als Ausschlusskriterien Materialien oder Substanzen wie PFC, Tritium, Bisphenol A, Biozide, aber auch Herstellungs­länder, die bei der EU oder den Vereinten Nationen auf einer Sanktions- oder Korrup­tionsliste stehen. Auch Einwegartikel wie Partygrills oder das eine Glas Rotwein im Plastik­beutel stehen auf dieser Liste – da kann der Wein darin noch so bio sein.

Text: Globetrotter Magazin
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