Südtirol: Dolce Vita im Schnee

Südtirol im Winter ist noch dramatischer ­und uriger als im restlichen Jahr. Als Wanderer und Tourengeher hat man die genialsten Aussichten Norditaliens oft ganz für sich.

TV Gossensass - Klaus Peterlin
Südtirol im Winter ist noch dramatischer ­und uriger als im restlichen Jahr. Als Wanderer und Tourengeher hat man die genialsten Aussichten Norditaliens oft ganz für sich.

#1 Villnöss und Klausen: Tag- und Nachttraum

TV Villnöss – Dietmar Denger

Egal wann man den Blick von den Schneeschuhen hebt, man ist jedes Mal hingerissen vom Panorama. Die Villanderer Alm erstreckt sich oberhalb von Klausen schneeweiß, baumgesprenkelt und weit bis zum gipfelgesäumten Horizont. Man ist mittendrin in den Dolomiten. Keine Skilifte stören das Bild. Die Villanderer Alm und Villnöß erlebt man auf Loipen, Rodelstrecken und Wanderwegen, und ganz besonders intensiv auf einer Schneeschuhwanderung mit winterlichem Biwak-Camp. Gemächlich stapft man vom Parkplatz Villanderer Alm los. Der Schnee knistert, die Sonne malt glitzernde Sterne in den Schnee. Vielleicht findet man Spuren von Füchsen, Schneehasen oder Skitourengehern.

Am Ziel wartet nicht nur gutes Essen in der Hütte, sondern auch das Biwak-Camp. Rote Zelte – manchmal auch Iglus – stehen tief im Schnee und erfüllen den Traum von einer winterlichen Bergübernachtung. Bevor man pappsatt, wandermüde und grundzufrieden in das Zelt kriecht, lauscht man noch mal, hört den Wind und sonst nichts, und bestaunt die vollkommen magische, wie ausgewechselte Landschaft von ihrer Nachtseite, in der sich die Dolomitenzacken vom Himmel abheben und der Mond die Schneelandschaft zum Glitzern bringt. 

// Infos über die Region: klausen-villnoess.eisacktal.com //

#2 Kronplatz: Winterbilder

Gsieser Tal – Harald Wisthaler

Wie ein Gemälde wirken die verschneiten Fichten und zwei Seehäuser am Ufer des taleinnehmenden Antholzer Sees. Es ist so schön, man würde am liebsten hier bleiben. Doch Winterschönheiten muss man schnell bewundern, sonst werden die Füße in den Schneeschuhen und die Batterie in der Kamera zu kalt. Über die verschneite Passstraße geht man zwei Stunden hinauf zum Staller Sattel. Von oben bestaunt man den See noch einmal in seiner ganzen Pracht – und die grandiosen Berge, die nun noch mächtiger scheinen. Zur einen Seite liegt Österreich, zur anderen Italien. 

IDM-Südtirol – trickytine

In den ruhigen Seitentälern rund um den Kronplatz bei Bruneck warten noch weitere tolle Winterwanderungen und Bildmotive. Im Gsieser Tal stapft man über verschneite Almen und verweilt auf den Terrassen der charmanten Hütten, lässt sich von Sonne und Schnee blenden und die Jause schmecken. Ist man im Dezember vor Ort, sollte man keinesfalls den Alm-Advent im Tal verpassen – nach einer Wanderung zur Messnerhütte kümmert sich Sternekoch Herbert Hintner persönlich um das Menü. 

//  Infos über die Region: www.kronplatz.com/winter-natur  //

#3 Ritten: Sonniges Dolomiten­studium

TV Ritten – Manuela Tessaro

Am »Runden Tisch« des Sonnenplateaus Ritten lassen sich die Dolomitengipfel am besten lernen. Dieser Aussichtspunkt taucht bereits nach fünf Minuten auf Italiens erstem Winter-Premiumweg auf. In der Schneelandschaft stehen ein Tisch und sieben drehbare Stühle, umgeben von einem metallenen Bogen. Mit den Handschuhen wischt man den Schnee von der Oberfläche, um die Gipfelnamen lesen zu können: Langkofel, Plattkofel, Schlern. Und viele mehr. Der Blick schwingt zum Horizont, wo sich die Dolomitengipfel stolz in der klaren Winterluft präsentieren.  

Der Weg führt von der Bergstation an der Schwarzseespitze zum Rittner Horn und wieder zurück. Knapp drei Stunden dauert dieser, doch eigentlich sollte man sich mehr Zeit lassen. Beim Stapfen durch den Schnee schaut man sich satt am herrlich verschneiten Sonnenplateau, das sich mit 300 Sonnentagen im Jahr rühmt, blickt auf Fichten- und Zirbenwälder und entdeckt immer wieder neue Gipfel. Anschließend kehrt man in einer lokalen Gaststätte ein, um die mediterran-alpine Küche zu probieren – Rippelen, Knödel-Tris und Apfelstrudel schmecken einfach nur köstlich nach solch einem Wander- und Gipfelstudientag.

// Infos über die Region: www.ritten.com  //

#4 Meran: Palmen im Schnee

KV Meran – Gianni Zorzi

Es kommt einem wie eine optische Täuschung vor, aber es sind tatsächlich Palmwedel, die sich einem da unter dem Gewicht des Schnees entgegenbeugen. Als wollten sie sich zur Begrüßung verneigen. So kann man sich wunderbar wie Kaiserin Sissi fühlen, die im Luftkurort Meran mehrere Aufenthalte verbrachte. Beim Spaziergang an der Uferpromenade schweift der Blick auf die im Winter eher gemächlich fließende Passer und bleibt immer wieder hängen an der einzigartigen Mischung aus alpinen und mediterranen Pflanzen, die durch das besondere, milde Klima hier gedeihen.

Meran 2000 – Manuel Ferrigato

Will man diesem einfach zu schönen Winterwonderland doch einmal kurz entkommen, hebt einen die Bergbahn in wenigen Minuten auf über 2000 Meter Höhe: Meran 2000 nennen die Meraner ihr Naherholungsgebiet, in dem man neben den üblichen Verdächtigen – Ski- und Snowboardfahrern – zahlreiche Winterwanderer, Rodler und Schneeschuhgeher findet. Oder einfache Spaziergänger, die in einem der Dutzend Berggasthäuser die Südtiroler Küche genießen wollen. Sprichwörtlich auf hohem Niveau.

Egal, ob man sich oben nun körperlich verausgabt oder nur den fantastischen Blick in die Alpen genossen hat, zurück in der Stadt ist am Abend ein Besuch in der Therme – am besten mit Massage mit Südtiroler Essenzen – in jedem Fall ein kaiserlich-krönender Tagesabschluss.

//  Infos über die Region: www.meran.eu //

#5 Sterzing-Ratschings: Weißes Hochgefühl

TV Gossensass – Klaus Peterlin

War man dem Himmel schon mal so nah? Etwas ungläubig geerdet steht man mit den Ski auf dem weißen Boden der Tatsachen und traut seinen Augen kaum. Weiße Gipfel recken sich in den Himmel, und man selbst ist mittendrin auf dem Gipfel des Fleckner. Ein Hochgefühl durchflutet den Skitourenanfänger, der durch die stille weiße Winterlandschaft gemächlich aufwärts stieg und die Abfahrt noch vor sich hat. Doch schon am Gipfelkreuz ist klar, dass es nicht die letzte Tour war. Als Nächstes vielleicht der Nachbargipfel Saxner, auch ein guter Einstiegsberg mit einem etwas steileren Anstieg. Das Gebiet rund um Sterzing und Ratschings ist ein Skitourenparadies für Anfänger und Fortgeschrittene. Letztere wagen sich mit Pickel und Steigeisen auf die Telfer Weißen beim Rosskopf oder auf die Felbe. 

Abends treffen sich alle wieder in Sterzing, schlendern durch die Altstadt, essen fein oder chillen im Relaxbad Balneum. Nach dem letzten Glas Wein wirft man auf dem Weg ins Hotel noch einmal einen Blick auf die umliegenden Berge und freut sich schon auf den nächsten Tag, an dem neue Gipfel und urige Hütten zu entdecken sind.

//  Infos über die Region: www.sterzing-ratschings.it  // 

#6 Drei Zinnen Dolomiten: Ausblick reserviert

IDM Südtirol – Harald Wisthaler

Wer den Blick auf die Drei Zinnen so richtig einsam genießen will, kommt am besten im stillen Winter. Da hat man den berühmten Dreizack der Dolomiten manchmal ganz für sich allein.

Für dieses Erlebnis bricht man am besten ganz früh im Fischleintal auf, wenn der verschneite Wanderweg und die eiskalte Luft noch in blaues Licht getunkt sind. Ganz alleine ist man auf dem gespurten Pfad mit Tourenski oder Schneeschuhen unterwegs und genießt die absolute Stille, bevor der Tag erwacht.

Im Altensteintal sind die Bäume noch Schemen, nur die höchsten Gipfel sonnen sich bereits in goldenem Licht. Schritt für Schritt geht es langsam bergauf, immer wieder bleibt man stehen, nimmt die winterwunderbare Schönheit der Umgebung wahr, bis nach drei Stunden das Plateau erreicht ist und die markanten Zacken der Drei Zinnen auftauchen. Was für ein Anblick! Die Felsen sind nackt, der Schnee scheint kaum haften zu bleiben. Daneben thront der Paternkofel, davor leuchtet das rote, schneegepuderte Dach der Dreizinnenhütte in der Sonne. Alles absolut richtig gemacht.

Auf dem Rückweg schmiedet man bereits Pläne für die nächsten Tage: weitere Winterwanderungen entlang der Sextener Almenrunde, auf die Plätzwiese oder von Toblach zur Bonnerhütte. Am besten wieder ganz früh am Morgen, um die besten Ausblicke für sich alleine zu reservieren.

// Infos über die Region: www.drei-zinnen.info/dolomiten  //  

 // Allgemeine Reiseinfos und Hilfreiches für die Reiseplanung über Südtirol findet man unter www.suedtirol.info/winter-natur //

Text: Cindy Ruch und Thomas Jutzler