Auf die Frage, wie kann ich mein Reiserad packen, gibt es mindestens so viele Antworten wie potenzielle Radreisen. Reiseradler Andreas Krüger beantwortet die vier häufigsten Fragen.
Wie viel Gepäck brauche ich bei einer Radreise?
Das ist sehr individuell und hängt stark von deinen Ansprüchen und Erfahrungen ab. Kleine Gepäcktour am Wochenende, Fahrradurlaub mit Hotelübernachtungen auf einem Flussradweg, Wildnistour, Alpencross oder Weltradtour. Jedes dieser Abenteuer bringt völlig unterschiedliche Anforderungen mit sich. Eine Radreise mit kompletter Camping-Ausrüstung ist packtechnisch sicher die größte Herausforderung. Deswegen nehme ich nachfolgend eine mehrwöchige Radtour als Soloradler als Beispiel. Ich werde versuchen, eine möglichst allgemeine Aufstellung darüber zu geben, wie man sein Reiserad sinnvoll bepackt.
Welche Rad-Taschen gibt es?
Radtaschen sollten immer paarweise genutzt werden. Es gibt sie wasser- und staubdicht, als Toploader, mit Rollverschlüssen oder einfache Klappen. Für den Transport von viel Gepäck und vor allem für eine gute Gewichtsverteilung empfiehlt sich die Nutzung von mindestens vier Taschen: Zwei am Vorderrad und zwei Packtaschen am Gepäckträger. Die Vorderradtaschen, so genannte LowRider, verändern das Fahrgefühl, sorgen allerdings dafür, dass man den Schwerpunkt des Bikes sehr weit unten hält. Sinnvoll ist außerdem eine Lenkertasche und eine Quertasche auf dem hinteren Träger (Rack-Pack).
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass wasserdichte Packtaschen sehr sinnvoll sind: Wer einmal tagelang im Regen Fahrrad gefahren ist und abends ein nasses Zelt aufbauen musste, der weiß eine zuverlässig wasserdichte Verpackung zu schätzen. Außerdem sind wasserdichte Packtaschen auch staubdichter und schützen dein Gepäck gegen große Kriechtiere. Je nach Bedarf helfen zusätzliche Taschen (z.B. am Rahmen) nicht nur mit zusätzlichem Stauraum, sondern auch bei der Organisation des Gepäcks. Werkzeugdosen oder Rahmentaschen ersparen dir langes »Taschendurchwühlen« bei einer Panne – die bekanntermaßen gerne im strömenden Regen oder zu sonstigen Unzeiten auftreten.
Grundsätzlich gilt: Verteile das Gewicht möglichst gleichmäßig hinten und vorne am Rad. Versuche außerdem den Schwerpunkt deines Rads möglichst tief zu halten, das heißt, schwere Gegenstände sollten unten in den Radtaschen platziert werden. Hinterfrage außerdem jedes einzelne deiner Gepäckstücke: Muss es wirklich mit? Gibt es leichtere Alternativen? Spätestens beim ersten langen Anstieg wirst du jedes überflüssige Kilo am Rad verfluchen.
Aus dem Leben eines Reiseradlers zwischen China, Thailand und Malaysia.
Welche Gepäck kommt wo ans Reiserad?
Das ist natürlich ebenfalls sehr individuell. Eine wichtige Faustregel: Ausrüstung, die man häufig braucht (Kamera, Brille, etc.) oder Wertsachen, die man gerne im Blick behalten möchte, kommen am besten in die Lenkertasche. Bei mir hat sich folgende Aufteilung/Sortierung des Gepäcks bewährt:
- Links vorne: Apotheke & Schlafsack, Stirnlampe
- Rechts vorne: Zelt
- Links hinten: Schuhe, Ersatzteile, Isomatte, Karten, Bücher, Regenkleidung – Benzinflasche außen
- Rechts hinten: Bekleidung, Kultur, Handtuch, Außentasche mit Regenzeug (Jacke, Hose, Gamaschen)
- Hinten Rack Pack: Küche, Lebensmittel
- Hinterm Sattel (also ohne Tasche): Feststoff Isomatte & Zeltgestänge
- Lenkertasche: Papiere, Geld, Kamera, Notizbuch, Brille, Toilettenpapier, Pfefferspray, Kartentasche
- Zusätzliche Rahmentasche/Box für Flaschenhalter mit Werkzeug
Für wen macht ein Fahrradanhänger Sinn?
Ob ein Anhänger sinnvoll oder zwingend notwendig ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Unterm Strich ist es Geschmackssache: Für Spezialanwendungen wie zum Beispiel Kinder- oder Faltboottransport ist ein Fahrradanhänger natürlich sehr praktisch und unumgänglich. Bei einer langen Gepäckfahrt mit vielen Steigungen sind sie meiner Meinung nach aber eher unpraktisch. Reist man mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, der Bahn oder dem Flugzeug zum Startpunkt der Tour an, sind Fahrradanhänger fast immer problematisch.
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