3 – 2 – 1 : Action in Österreich

Wer hat gesagt, dass man in Österreichs Bergen nur wandern kann? Unsere Autoren schwärmen von sechs Erlebnisalternativen, die ebenso jede Menge Glücksgefühle freisetzen.

#1 St. Anton: auf der wilden Wasserseite

Nichts für Warmduscher, der Inn ist meist eisig kalt.

Von den Wanderpfaden und Biketrails in St. Anton hatte man bisher immer auf das funkelnde Wasser geschielt, sich gewünscht, da jetzt einfach mal reinzu-springen, die heiße Luft mit dem kühlen Nass zu tauschen. Doch war man ehrfürchtig, Stromschnellen ein Begriff, aber nicht erprobt. Jetzt ist es so weit – Zeit für etwas Neues, Zeit für die Arlberger Wasserstraßen. Ehe man sich versieht und ohne weiter darüber nachzudenken, sitzt man im gelben Raftingboot. Das Wasser des Inns schäumt stärker als eine geschüttelte Sprudelflasche, und man lässt sich mitreißen – es gibt nichts Besseres, als mit dem Strom zu paddeln. Man hüpft auf und ab mit den Launen, den Walzen und Wirbeln des Flusses. Man ist dem Wasser verfallen in all seinen wilden, blub- bernden, spritzenden und stillen Facetten.

Und will mehr: Canyoning für Einsteiger am nächsten Tag. Man folgt einem Wanderpfad, und dann heißt es: Hier geht’s runter. Die Erde einen Spalt geöffnet, mit Kletterausrüstung seilt man sich in die Schlucht hinab. Wie ein Stuntman in einem Actionfilm springt und rutscht man dem rauschenden Wasser hinterher und platscht zum Schluss in einen Felspool. Und freut sich, die wilde Wasserseite von St. Anton entdeckt zu haben.

// Infos über die Region: www.stantonamarlberg.com // Geführte Rafting- und Canyoningtouren: www.h2o-adventure.at //


#2 Zell am See – Kaprun: Triathlon selbst gemacht

Inmitten der Alpen liegt Zelt am See, und sobald man den funkelnden See, die hübsche Altstadt und die grenzenlose Alpensicht im Blick hat, erkennt man das Dilemma: Hier ist alles möglich. Entweder man entscheidet sich für eine Sache – oder erfindet sich seinen eigenen netten Triathlon. Vorschlag: Stand Up Paddling (SUP), Wandern und Staunen. Disziplin 1: mit dem Stand Up Paddle Board einmal quer über den ruhigen See. Währenddessen kann man auf die Spitzen der Dreitausender schielen, am Schmittenbach ist kurz Konzentration für ein kleines Wildwassertraining gefragt. Disziplin 2: mit der Seilbahn hoch zum Alpincenter auf das über 3 000 Meter hohe Kitzsteinhorn, Salzburgs höchster Aussichtsberg. Von dort führen zahlreiche Touren zu Fuß oder mit dem Rad über Wiesen, Hügel und Höhenwege. Für Disziplin 3 bieten sich der gemütliche, halbstündige Panoramaweg Gletscherblick oder die einstündige Umrundung des smaragdgrünen Gletschersees an. Das Staunen passiert dann ganz automatisch. In kurzen Hosen steht man da, bewundert das glitzernde ewige Eis bei sommerlichen Temperaturen und ist versucht, den Triathlon noch einmal von vorne zu beginnen.

// Infos über die Region: www.zellamsee-kaprun.com //


#3 Kärntner Seen: auf Rundwegen mitten hinein

Es gibt Landschaften, von denen ein magischer Zauber ausgeht. Landschaften, in die man förmlich eintaucht. Die Kärntner Seen sind so ein Flecken Erde – und perfekt für Radler erschlossen. Der Fluss Drau verbindet sie miteinander. Es ist wie in einem Computerspiel: Level 1: Man rollt langsam das Tal hinab; rechts Berge, links Berge. Der Fahrtwind kühlt, die Sonne kitzelt auf der Haut. Hinter Spittal beginnt Level 2 – der Millstätter See. Die 28 Kilometer lange Rundtour hat etwas Verführerisches: Mal geht es am Ufer entlang, dann wieder strampelt man hoch oben wie auf einem Aussichtsbalkon durch die Wiesen. Dem Level 3 nähert man sich gemächlich auf dem Drau-Radweg. 40 Kilometer sind es bis zum Ossiacher See. Er ist schmal und zwängt sich malerisch in die bewaldeten Berge. Level 4 ist der Wörthersee. Seine Oberfläche schimmert verlockend türkis. Dableiben? Ach, zu Level 5 ist es nicht weit. Das Finale gebührt dem kleinen Klopeiner See. Nach der Umrundung Fahrrad abstellen und reinspringen. Ahhh – herrlich! Es gibt Seen, von denen eine magische Anziehungskraft ausgeht.

// Infos über die Region: www.seenlust.kaernten.at //



#4 Dachstein Salzkammergut: oben ohne

Wenn man Dachstein hört, klingt irgendwie auch Dach der Welt mit. So hoch wie der Himalaja ist der Dachstein zwar nicht, aber aufgeladen mit der Mystik kraftvoller Orte ist er allemal. Das Zusammenspiel von Fels, Wasser und Vegetation hat die Menschen offensichtlich schon in der Altsteinzeit in seinen Bann gezogen. So weit zurück reicht die kulturgeschichtliche Bedeutung der Region, die zugleich UNESCO- Weltnatur- und Weltkulturerbe ist.

Will man die Magie des Ortes am eigenen Leib spüren, bleibt man am besten über Nacht oben in den Bergen. Schläft – sozusagen oben ohne, nur in den Schlafsack gekuschelt – auf der Wiese vor der Gjaidalm. Blickt auf den im Mondlicht silbrig glänzenden Krippenstein. Die schwach beleuchtete Hütte ist das einzige Zeichen von Zivilisation auf diesem Hochplateau. Und so spannt sich ein Zelt mit Tausenden von Sternen über einen.

Im Morgengrauen zieht man los auf die Five-Fingers-Aussichtsplattform des Krippensteins. Blick ins Tal, das sich mit dem Hallstätter See im Grund fast wie ein Fjord ausbreitet. Dann die paar Schritte hoch auf den Gipfel: Gerade schiebt sich die Sonne über die Berge. Kurz fröstelt es einen. Ist es kalt? Oder ist es die Magie des Dachsteins, die einen erschauern lässt?

// Infos zur Gjaidalm: www.gjaid.at. Die jungen Hüttenwirte überlegen sich immer Ausgefallenes: So etwa Alm-Yoga oder beim SingleTreff »Heidi meetsPeter« kann man den Partner fürs Leben finden. Infos über die Region: www.dachstein-salzkammergut.at //

Dem Himmel ganz nah im Dachsteingebirge.

#5 Nationalpark Hohe Tauern Osttirol: nah am Wasser

Im Nationalpark Hohe Tauern tosen die Wasserfälle, wiegen die Lärchen, Fichten und Zirben, pfeift hin und wieder ein Murmeltier – hier ist die Natur, wie sie sein soll und wie sie einmal war. Die Täler liegen wie riesige Badewannen zwischen den Bergen der Venedigergruppe. Wasser spielt eine wichtige Rolle. Auf der westlichen Seite des Virgentals rauscht die Isel vom Umbalgletscher ins Tal, drückt ihr weiß schäumendes Wasser durch graue, glatt gewaschene Felsen – schon seit Minuten, Tagen, Jahrhunderten. Der Natur-Kraft-Weg führt ab Ströden mit vielen Aussichtspunkten entlang der Wassergeschichte. An diesen lehnt man sich ans Geländer, schaut 30 Meter hinunter auf das tosende Wasser und den Regenbogen, der darüber in der Gischt hängt. Seit gefühlter Ewigkeit gräbt es sich immer tiefer seinen Weg in die Erde und schleift Wellen und Stufen in die Felsen. Wenn man die Wanderung zur Clarahütte verlängert, sieht man zwischen den grünen Almhügeln die verglet- scherte Rötspitze im Sonnenlicht funkeln. Hier scheint wirklich alles mit Wasser verbandelt zu sein.

// Infos über die Region: nationalpark.osttirol.com //

Kraftvoll rauschen die Umbalfälle über ganz schön viele Stufen zu Tal.

#6 Brandnertal: Tschengla Unchained

Reist ein Biker in die Vorarlberger Alpenstadt Bludenz, so hat er ein Problem. Ringsum gibt es verlockende Spots. Das Großwalsertal runtercruisen? Oder das Klostertal hinaufstrampeln? Wie wäre es mit dem Brandnertal? Dort gibt es 110 Kilometer Biketouren. Als Erstes steuert man den 2014 eröffneten Bikepark an. Die 3,5 Kilometer lange Flowline heißt »Tschengla Unchained«, die Freeride-Strecke »Tschäck the Ripper« und der Northshore Trail »Woody Coaster«. 2016 fand auf der Downhillstrecke »Tschack Norris« die österreichische Staatsmeisterschaft statt. Aber echte Naturburschen wollen nur eines – ab in die Berge! Tschengla heißt übrigens das sonnige Hochplateau über dem Tal und ist ein gutes Ziel. Die 30 Kilometer lange Brandnertal-Rundtour führt dorthin. Sie beginnt in 560 Meter Höhe und erreicht 1670 Meter. Wem das zu anstrengend ist, der steigt in die Einhornbahn und überwindet so einen Großteil des Hauptanstiegs. Wer alle Wege des Brandnertals kennengelernt hat, wendet sich auf die andere Talseite von Bludenz. Was wird dort geboten? Der Singletrail Muttersberg! Die Fakten? 4738 Meter lang, 722 Höhenmeter Gefälle, 103 Anlieger & Kehren und 8 Minuten Uplift. 

// Infos über die Region: www.vorarlberg-alpenregion.at und www.brandnertal.at //


Text: Texte: Cindy Ruch, Thomas Jutzler, Thorsten Brönner