360°: Der Triathlon um die Welt

Jonas Deichmann läuft durch Mexiko
Im September 2020 startete Jonas ­Deichmann vom Münchner Marienplatz zu einem ­Triathlon, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte: ­nämlich ­einmal drumherum.

Zu Wasser…

In 54 Tagen schwamm Jonas Deichmann 460 Kilometer entlang der kroatische­­n Küste gen Süden. Die Anreise nach Karlobag erfolgte per Fahrrad von München, wo er am 26. September 2020 gestartet war. Da Jonas seine Extremtouren grundsätzlich »selfsupported« durchführt, zog er die gesamte Strecke eine Art Floß mit seinem Hab und Gut hinter sich her. Geschlafen wurde, wo immer es möglich war – manchmal auch mangels Zelt und Anlandemöglichkeit im Regen auf blankem Fels.

Deichmann schwimmt unter Wasser

»Als ich in Dubrovnik ankomme, bin ich froh – endlich wieder Fahrrad­fahren, egal wie weit.«

Triathlon Teil eins: Schwimmen
Triathlon Teil eins: Schwimmen
Triathlon Teil eins: Schwimmen

Auf dem Rad …

Einen Tag, nachdem Jonas in Dubrovnik wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ging es auf dem Rad weiter gen Osten. Ziel: Wladiwostok am Japanischen Meer. Selbst eine pandemiebedingte Hilfsschleife in der Türkei und der russische Winter mit minus 20 Grad und schneebedeckten Straßen konnten Jonas nicht davon abhalten, von November bis Mai 17 000 Kilometer abzuspulen.

Jonas Deichmann eingeschneit in Russland
Fahrrad im Schnee
Triathlon Etappe auf dem Rad
Triathlon Etappe auf dem Rad
Triathlon um die Welt Etappe auf dem Rad

Zu Fuß …

11 Paar Laufschuhe seines Sponsors On verschliss Jonas bei seinen 120 Marathons quer durch Mexiko. Heute bezeichnet er diesen Plan B als größten Glücksfall der Reise. Plan A, einmal quer durch die USA, war an den strikten Einreiseregeln gescheitert. In Lateinamerika dagegen wurden schnell die Medien auf den »Gringo Loco« auf­merk­sam und sein Fortkommen war sogar Thema in den nationalen Abend­­nachrichten. So trug ihn eine Welle der Begeisterung durchs Land und oft verfügten die Lokalpolitiker eine Polizei-Eskorte als Schutz, damit dem »Forest Gump Aleman« ja kein Unheil geschehe.

Grenze zu Mexiko, Deichmann rennt
Deichmann wird von Einheimischen in Mexiko begrüßt
Abendsonne in Mexiko

»Da mich die USA wegen Corona nicht reinlassen wollten, musste ich auf Mexiko um­disponieren – was für ein Glücksfall!«

Kakteen in Mexiko
Polizeieskorte begleitet Deichmann beim Triathlon
Abendstimmung in Mexiko

auf, Jonas, lauf! Die dritte Disziplin seines weltumspannenden Triathlons geriet für den 34-jährigen Ausdauersportler aus Pforzheim zu einem Triumph ohnegleichen. Da er coronabedingt kein Visum für die eigentlich geplante USA-Durchquerung bekam, hatte er kurzfristig auf Mexiko umdisponiert. Und caramba!, die Begeisterung, die sein 4000-Kilometer-Lauf quer durchs Land entfachte, übertraf alle Erwartungen. Als der wahre Forest Gump wurde er von den Medien tituliert, und wo immer er zu seiner täglichen (mindestens) Marathon­distanz antrat, wurde er nicht nur frenetisch angefeuert, auch nutzten zahlreiche Mitläufer seinen Windschatten. Ging es durch Regione­­n, in denen Gefahr durch Drogenkartelle bestand, gab es sogar Polizeibegleitung – und selbst die ist Jonas mit seiner roten Bubb­­a-Gump-Kappe oft zu Fuß gefolgt. 

Deutlich einsamer ging es dagegen auf den zwei anderen Kontinental­etappen zu. In Europa ist Jonas zunächst von München nach Kroatien geradelt, dort 450 Kilometer durch die Adria geschwommen und dann weiter per Bike Richtung Asien. Im Osten der Türkei angekommen, musste er über vier Wochen ausharren, bis ihm die Einreise nach Russlan­­d genehmigt wurde. Die ursprüngliche Route weiter südlich durch ein Dutzend Länder war durch coronabedingte Einreise­beschränkungen leider unmöglich. Trotz des Handicaps schmaler Rennradreifen auf den schlagloch­gespickten und oft schneebedeckten Pisten Sibiriens erreichte er schließlich wie geplant Wladiwostok. 

Portrait von Jonas Deichmann

»Wenn ich wieder in München ankomme, habe ich 120 Ironman- Etappen auf dem Tacho.«

Dort machte einmal mehr Corona einen Strich durch seine Rechnung, denn die angedachte CO2-neutrale Pazifiküberquerung im Segelboot scheiterte schlicht daran, dass zu der Zeit keine Privatschiffe auf den Weltmeeren unterwegs waren. Und die angefragten Containerschiffe durften ihn auch nicht an Bord nehmen. So blieb letztlich nur der Fliege­r, um nach Tijuana in Mexiko zu gelangen. Von dort ging es diagonal von West nach Ost durchs Land. Je nach Bedingungen und Form legte Jonas bis zu 60 Kilometer am Tag zurück, um im Zeitplan zu bleiben. Wieder führte er Zelt und Schlafsack mit sich, diesmal half dabei ein kleiner Laufhänger. Erst gegen Ende wechselte er in klimatisierte Unterkünfte, da sonst keine Regeneration möglich gewesen wäre.

Mitte November, wenn dieses Magazin erscheint, will Jonas schließlic­­h in München einrollen, nachdem er die letzte Etappe von der Küste Portugal­­s bis zum Marienplatz erneut mit dem Rennrad gemeistert hat. 3500 Kilometer – im Vergleich zu den Anfangsetappen ein Katzensprung. 

Das nehm ich mit

Ein Blick in die Fahrradtaschen: Jonas Deichmann ist Globetrotter Markenbotschafter und konnte daher in Sachen Ausrüstung aus dem Vollen schöpfen.

      Text: Michael Neumann | Fotos: Archiv Deichmann