7 Tipps für naturverträgliches Klettern

Du machst deine ersten Kletterzüge außerhalb der Halle oder willst endlich mal ein Klettergebiet erkunden? Mit diesen Verhaltensregeln kletterst du fair und naturverträglich.

DAV/Julian Rohn
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An mehr als 4000 Felsen darfst du in Deutschland klettern und immer mehr Kletterer und Kletterinnen zieht es aus der Halle in diese Klettergebiete. Das ist eine tolle Sache, wenn alle ein wenig Rücksicht nehmen. Denn an den Felsen treffen die Interessen von Kletternden, Naturschutz, Landwirtschaft, Jägerschaft und Anwohnenden aufeinander – außerdem stehen einige Felsen auf Privatgrund. Damit der erhöhte Andrang keine neuen Konflikte heraufbringt, hat der Deutsche Alpenverein ein paar Verhaltensregeln für faires und naturverträgliches Klettern zusammengestellt.

#1 Bleibe auf den Wegen

Zustieg beim naturverträglichen Klettern
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Nicht nur im Wald oder auf den Felsköpfen wachsen seltene Pflanzen, auch am Wandfuß oder im Geröll findet sich oft Vegetation. Das sind sehr sensible Bereiche, weil dort seltene Spezialisten wachsen, die leicht zerstört werden können.

Benutze deshalb nur ausgewiesene und etablierte Wege, um zu den Kletterfelsen zu gelangen. In sensiblen Bereichen hat die lokale Community oft Markierungen und Wegbefestigungen angebracht. Nutze keine Abschneider und steig auch nicht einfach über angelegte Wegebaumaßnahmen hinweg. Vielleicht musst du dann mal einen kleinen Umweg zur nächsten Route gehen.

#2 Verhalte dich leise

Auch wenn Adam Ondra die Grenzen des Sportkletterns nur mit lautem Geschrei verschieben kann, musst du selber in deinem örtlichen Klettergebiet ja nicht unbedingt laut fluchen oder schreien. Lärm scheucht nicht nur die Tiere ringsum auf, auch andere Kletternde oder Anwohnende fühlen sich dadurch oft gestört. Deshalb sind Boxen mit lauter Musik am Fels ebenfalls keine gute Idee. Eigentlich sind die Naturgeräusche um dich herum ja auch nicht so schlecht.

#3 Hinterlasse keine Spuren

Mobile Toiletten am Kletterparkplatz
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Dass man seinen Müll und andere Hinterlassenschaften wieder mitnimmt, dürfte eigentlich jedem Kletternden klar sein. Auch dein Geschäft solltest du nicht unmittelbar neben den Felsen im Wald verrichten. An hoch frequentieren Klettergebieten sind an den Parkplätzen oft mobile Toiletten aufgestellt. Nutze sie – auch wenn du dafür vielleicht ein paar Meter gehen musst.

Wenn es gar nicht anders geht oder das Klettergebiet ein sehr langen Zustieg hat: Vergrabe deine Fäkalien (Handspaten einpacken!) und nimm das Toilettenpapier wieder mit.

Das du ein Lagefeuer nur an ausgewiesen Stellen anzündest, ist eh klar oder?

#4 Halte dich an Tageszeiten

Viele Tiere sind in der Dämmerung oder in der Nacht unterwegs, bzw. brauchen diese Ruhezeit, um sich zu erholen. Komme deshalb nicht vor Sonnenaufgang und bleibe nicht bis in die Nacht an den Felsen. Den Klettertag gesellig ausklingen zu lassen, ist eine tolle Sache. Veranstaltet aber keine Party direkt am Fels oder auf dem angrenzenden Parkplatz.

Übernachte nur im Auto, wenn das dort auch erlaubt ist. Lass lieber ein paar Euro auf dem örtlichen Campingplatz oder in einer Pension. So schaffst du mehr Akzeptanz bei den Einheimischen und die Bevölkerung vor Ort hat auch etwas von deinem Besuch. Direkt an oder auf den Felsen zu schlafen ist in aller Regel verboten.

#5 Beachte lokale Traditionen

Magnesia Chalk beim naturverträglichen Klettern
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Jedes Klettergebiet hat eigene Traditionen, Regeln und Verhaltenskodexe, über die du dich vorher informieren solltest. Ein paar Beispiele:

Magnesia: Nicht überall ist Magnesia erlaubt. Das kann an der jeweiligen Felsart (oft in Sandsteingebieten verboten) aber auch an Traditionen liegen. Ist Magnesia erlaubt, gehe trotzdem sparsam damit um und kleister den Fels nicht zu. Überlege genau, ob du die Griffe wirklich alle mit Tickmarks markieren musst.

Zwischensicherung: Reichen dir vorhandenen Haken in einer Route nicht aus, informiere dich, ob alle Arten von mobilen Sicherungsmitteln (Keile, Friends, Schlingen etc) erlaubt sind. In der Sächsischen Schweiz etwa sind metallende Klemmgeräte und Klemmkeile verboten.

Infos dazu findest du unter: felsinfo.alpenverein.de

#6 Parke richtig

Die Anreise mit öffentlichen Verkehrmitteln ist immer besser, als die Anreise mit dem eigenen PKW. Fährst du trotzdem mit dem eigenen Auto, bilde Fahrgemeinschaften (aktuell Corona-Regeln beachten). Parke nur auf ausgewiesenen Flächen und Parkplätzen, auch wenn du dann vielleicht etwas weiter zum Fels laufen musst. Neben der Natur werden besonders Anwohnende und Beschäftigte in der Landwirtschaft durch wildes Parken gestört. Auch wenn es manchmal nicht so aussieht, versperrst du schnell mal Zufahrten, Feld- und Waldwege mit deinem Auto. Je rücksichtsvoller du dich verhältst, desto geringer die Gefahr, dass es zu Felssperrungen kommt.

#7 Beachte Felssperrungen

Gesperrte Kletterfelsen
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Vögel wie etwa Uhu oder Falke leben und nisten auf den Felsen. In vielen deutschen Klettergebieten werden deshalb einige Felsen während der Brutzeit gesperrt. Manche Felsen werden auch flexibel gesperrt, also nur wenn dort wirklich ein Pärchen brütet. Gesperrte Felsen sind mit Schildern, Absperrband oder Zeichen markiert.

Haltet euch an diese Sperrungen und klettert die Felsen erst, wenn sie wieder freigegeben sind. Oft wurden diese Regelungen im Zusammenspiel von lokalen Kletterverbänden, Naturschutzbehörden und Personen, denen die Grundstücke gehören, mühevoll ausgehandelt, um die komplette Sperrung eines Gebiets zu verhindern.

Infos zu Sperrungen findest du auch unter: felsinfo.alpenverein.de


Weitere Infos zu lokalen Regelungen findet du hier: