Astrid Därr im Interview

So viel zur frühkindlichen Prägung: Schon im Windel­alter wurde Astrid Därr von ihren Eltern auf Trans-Sahara-Touren mitgenommen. Heute ist sie als Reiseleiterin, Abenteurerin und Journalistin mehrere Monate im Jahr unterwegs – wenn ihr nicht gerade eine Pandemie in die Quere kommt.

Astrid Därr

Du bist in der Welt zuhause, lebst aber in Hohenthann, einem 900-Einwohner-Nest in Oberbayern. Wenn du auf der Terrasse deines Häuschens sitzt, hört man Kühe und Kirchenglocken. Ist dir als Weltenbummlerin das Landleben nicht manchmal zu eng?

Ich mag meine Heimat und habe nie ans Auswandern gedacht. Wir leben in Deutschland doch im Paradies: Wohlstand, politische Stabilität und eine gute Gesundheitsversorgung. Dazu haben wir in Oberbayern eine wunderschöne Landschaft – ich liebe die Jahreszeiten und auch den Winter in den Bergen. Ich komme nach jeder Reise gern zurück und freue mich auf meine Freunde und frische Brezen vom Bäcker.

Wie fühlt sich die stubenarrestartige Situation während der Pandemie für eine Frau an, die in normalen Zeiten ständig auf Achse ist? Die Trekking-Gruppen über 5000 Meter hohe Pässe im Himalaja und auf den Gipfel des Kilimandscharo führt? Die Dutzende Vulkane des Pazifischen Feuerrings in Japan, Chile, Kamtschatka und den USA mit Tourenskiern bestiegen hat? Die auf dem höchsten Berg Amerikas stand, dem Fast-Sieben­tausender Aconcagua?

Die Umstellung vom freien Nomadenleben zum monate­langen Daheimbleiben fiel mir schon sehr schwer. Das entspricht einfach nicht meiner Natur. Ich muss aber zugeben, dass das Virus für mich zum »bestmöglichen« Zeitpunkt zugeschlagen hat. Denn nach der Geburt meines Sohnes Nelion im September 2019 konnte ich ohnehin nicht mehr ganz so zwanglos losziehen. Und ich hatte nach den vielen Jahren auf Tour nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Ich bin während der Pandemie trotzdem mehr gereist als andere: Nelion hat mit seinen nicht mal zwei Jahren schon zehn Länder und drei Kontinente gesehen. Aber unter dem Strich war ich so häufig zu­hause wie seit 20 Jahren nicht mehr. Als Freiberuflerin im nicht gerade üppig dotierten Reisejournalismus und als alleinerziehende Mutter war die Pandemie allerdings eine ordent­liche Herausforderung.

Astrid Därr (43)

Als freie Journalistin, Reiseleiterin und begeisterte Bergsportlerin ist die studierte Geografin rund um den Globus unterwegs. Ihre Reportage­­n wurden in diversen englisch- und deutsch­sprachigen Magazine­­n, Blogs und Online­portalen veröffentlicht. Außer­dem ist sie (Mit-)Autorin­ von mehr als zehn Büchern. Bis jetzt bereiste Astrid 30 Länder Afrikas auf eigene Faust. Mehr unter www.daerr.net oder instagram.com/astrid_daerr

Wo warst du denn zuletzt unterwegs?

Ich habe Anfang des Jahres fast zwei Monate in Mexiko gelebt und dort viel unternommen: Tauchen, Wale beobachten, Wandern, Kajakfahren. Davor war ich zum Klettern auf der griechischen Insel Kalymnos. Nelion war überall mit von der Partie. Im Sommer 2020 bin ich allein mit Baby, Campingbus, Rad und Kraxe 4000 Kilometer durch Frankreich getourt. Unmittelbar vor dem ersten Lockdown war ich noch mit meinem gerade mal fünf Monate alten Sohn in meinem Toyota Land Cruiser HJ60 in Patagonien unterwegs – wir sind gerade noch rechtzeitig zurückgekommen. Mit dem Toyota habe ich mir nach dem Studium einen Lebenstraum erfüllt: Ich habe Afrika von Nord nach Süd durchquert und war dann zwölf Jahre lang jedes Jahr für zwei Monate im Süden des Kontinents unterwegs, bevor ich ihn 2017 nach Südamerika verschiffte.

Und wo ist er jetzt?

Der ist in Argentinien gestrandet und ich weiß nicht, wann ich ihn das nächste Mal wiedersehen werde. Andere Overlander, mit denen ich über eine WhatsApp-Gruppe kommuniziere, hängen seit mehr als einem Jahr in Argentinien fest und hatten zeitweise sogar Probleme, mit ihren Fahrzeugen nur in eine andere Provinz zu wechseln.

Warst du vor Corona manchmal des Reisens müde?

Ja, schon. Das ständige Ein- und Auspacken, die vielen Langstreckenflüge, die Planung und Vorbereitung der Reisen, schwierige oder überforderte Gäste bei meinen Reiseleiter-Touren. Dazwischen habe ich noch meine Büche­­r und Artikel geschrieben. In der Summe war das ziemlich stressig.

Gehst du lieber allein auf Reisen?

Ich mag die Unabhängigkeit auf den Solo-Trips. Aber es kann sich auch einsam anfühlen. Ich war schwanger, als ich wochenlang allein auf der Ruta 40 und der Carretera Austral durch Patagonien fuhr. Oft wechselte ich nur beim Tanken oder auf dem Campingplatz einige Worte. Nach einer Weile kam ich mir etwas komisch und eigenbröt­lerisch vor. Ich bin schon lieber mit Partner oder einer Freundin unterwegs, aber die meisten Leute haben zu viele Verpflichtungen zu Hause, um länger zu verreisen.

Vermisst du diese langen Reisen derzeit?

Die Pandemie hat mir eine Auszeit verordnet. Das war okay. Aber jetzt kommt die Sehnsucht zurück, vor allem nach Afrika und nach Zeltnächten in der freien Natur. Es ist einfach wunderbar, direkt am Wasserloch zu campen und abends eine Herde Elefanten einmarschieren zu sehe­n. Ich vermisse die Geräusche, die Wildnis und die Weite im afrikanische­­n Busch.

»Wir leben in Deutschland doch im Paradies und ich komme nach jeder Reise gern zurück.«

Das heißt: Wenn du überhaupt von einem Virus redest, dann vom Afrika-Virus?

Ja, die Sehnsucht nach dem Schwarzen Kontinent haben mir meine Eltern Erika und Klaus Därr sehr gründlich eingeimpft. Sie waren damals Pioniere in der Reisebranche: 1976 eröffneten sie in München den ersten Reiseaus­rüstungsladen Deutschlands. Man konnte dort Reise­bücher und Landkarten, aber auch Sandbleche, Ersatz­kanister und Campingausrüstung für Afrika-Touren kaufen. Außerdem waren sie Mitbegründer von »Reise Know-How«, dem erste­n Verlag für Individualreisende.

Das war ein Novum …

Allerdings. Als 1977 ich und später mein Bruder René auf die Welt kamen, wollten sie das Reisen nicht aufgeben. Also packten sie Berge von Windeln auf das Dach ihres Land Rovers und brachen mit mir als Einjähriger zu einem Trans-Sahara-Trip bis nach Kenia auf. Weil es gut ging, waren wir fortan jedes Jahr mit dem Geländewagen in Afrika unterwegs.

Welche Erinnerung hast du an diese Zeit?

Wir Kinder fanden es lustig, wenn wir in Sand oder Schlamm steckenblieben. Es war ein großes Abenteuer und wir wussten meistens nicht, wo wir abends landen würden. Oft hieß es: Wo schlafen wir heute Nacht? Die Düne da drüben sieht schön aus! In Dörfern haben wir schnell Kontakt zu anderen Kindern geknüpft und zum Beispiel Fußbälle mitgebracht. Wenn wir nach den Ferien Mitschülern davon erzählten, die in Italien waren, konnte sich niemand so richtig vorstellen, was wir erlebt hatten.

Wie sehr hat dich das geprägt?

Ich glaube, chronisches Fernweh wurde mir in die Wiege gelegt. Es war eine schöne Zeit mit der Familie. Ich fuhr mit, bis ich 16 war.

Gab es nie eine Phase, in der du lieber mit Freundinnen zum Jungs-Aufreißen nach Malle geflogen wärst?

Nicht, dass ich wüsste. Als 17-Jährige ging ich zum Schüler­austausch nach Australien und reiste mit dem Rucksack auf dem Roten Kontinent. Als ich 18 wurde und den Führer­schein hatte, wollte ich erstmals mit meinem damaligen Freund nach Marokko.

Kein Problem, oder?

Oh, doch! Ich durfte nur nach Griechenland und war stinksauer. Den Marokko-Trip holte ich sofort nach dem Abi nach und sammelte gleich Infos für die Marokko-Reise­führer, die ich von meiner Mutter »geerbt« habe.


MAROKKO À LA DÄRR

Der bereits in der 14. Auflage erschienene Reiseführer über Marokko (Globetrotter Bestell-Nr. 1153205, 24,90 €) ist eines der am besten recherchierten Werke auf dem Markt und Astrid Därrs absolute Herzensangelegenheit. Übernommen hat sie die federführende Tätigkeit von Mutter Erika, die 1981 nicht nur für die Erstauflage verantwortlich zeichnete, sondern wenig später gleich den passenden Verlag dazu mitgründete: Reise Know-How.


»Die Familientouren machten uns zu den Menschen, die wir heute sind: abenteuerlustig, tolerant, weltoffen.«

Danach vertrauten dir deine Eltern?

Ja, sie ließen mich mit ihrem Mercedes-Geländewagen im Alter von 21 Jahren drei Monate durch Westafrika fahren. Danach begann ich mein Studium der Geografie, mit Tourismus und Zoologie im Nebenfach. Es war immer klar, dass ich Geld spare für meine Touren in den Semester­ferien.

Wie vereint man Studium und Fernweh?

Ich arbeitete bereits während des Studiums an den Reisebüchern mit, jobbte als Volontärin in einem Regenwaldreservat in Ecuador, verbrachte ein Auslandssemester in Singapur, lebte und forschte für meine Diplomarbeit in der Medina von Fès in Marokko. Dazwischen fuhr ich immer wieder mit selbst ausgebauten Fahrzeugen wie zum Beispiel einem VW T2 oder T4 durch die Sahara.

Astrid-Daerr-Simbabwe
Astrid Därr

»Die Sehnsucht nach dem Schwarzen Kontinent haben mir meine Eltern Erika und Klaus Därr sehr gründlich eingeimpft.«

Du fährst durch die Sahara wie andere zum Einkaufen. War für dich immer klar, dass du so wie deine Eltern vom Unterwegssein leben willst?

Das war schon ein Wunsch von mir, aber ich wusste nicht, wie ich ihn verwirklichen sollte. Also heuerte ich nach dem Studium erstmal als Redakteurin bei einem Verlag an, kündigte aber noch in der Probezeit: alles zu eng, maximal zwei Wochen Urlaub am Stück. Die einzigen, die nicht die Händ­e über dem Kopf zusammenschlugen, waren meine Eltern. Ich dachte mir: Es muss auch anders gehen. Ich wusste ja, dass ich nicht viel brauche zum Leben.

Komfortverzicht ist also kein Problem?

Nein. Wenn heute viele Leute auf »Vanlife« schwören und mit luxuriös ausgestatteten Campingbussen am Seeufer für Instagram posieren, muss ich schmunzeln. Mein Land Cruise­­r ist 36 Jahre alt und hat fast 500.000 Kilometer auf dem Buckel. Größter Luxus darin ist ein kleiner Kompressor-Kühlschrank, geschlafen wird auf dem Boden im Zelt neben dem Fahrzeug. Fließend Wasser gibt es aus dem 25-Liter-Kanister. Da kann mir auch wegen des CO2-Ausstoßes niemand ein schlechtes Gewissen ein­reden: Mein Toyota hat seine Schuldigkeit längst getan. Der ist unter dem Strich nachhaltiger als ein neues E-Auto mit in Chin­a gefertigten Batterien, für deren Lithium die Salzseen in Chile und Argentinien zerstört werden. Auf meinen Camping­reisen verbrauche ich ohnehin viel weniger Ressource­­n und konsumiere weniger als zu Hause.

»Ich musste lernen, mit dem Neid der anderen umzugehen, die nur die schönen Seiten meines Lebens sehen.«

Wie verlief dein Start in die Selbstständigkeit?

Ich kann recht gut damit umgehen, kein gesichertes monat­liches Einkommen zu haben. Anfangs habe ich als freie Autorin hauptsächlich Reisebücher geschrieben und dann immer mehr Reportagen für Reise- und Berg­magazine. Parallel dazu begann ich 2006 als Reiseleiterin für Hauser Exkursionen. Diese Kombination funktionierte gut, weil ich Reiseleitung mit Recherchen oder privaten Reisen verbinden konnte.

Für viele klingt das nach einem Traumjob …

Ja, aber … ich musste auch lernen, mit dem Neid der anderen umzugehen. Viele sehen nur die schönen Seiten meines Lebensentwurfs, wollen sich aber nicht ein­ge­stehen, dass sie selbst nie mit so viel Unsicherheit leben könnten.

Bist du bei den Touren schon oft in gefährliche Situationen gekommen?

Bei der Umrundung des Dhaulagiri in Nepal geriet meine Gruppe nach der Überquerung des 5200 Meter hohen Dhampus-Passes in einen Schneesturm. Im Whiteout und im hüfttiefen Schnee suchte der Sherpa-Guide vergeblich nach dem richtigen Weg, während eine Teilnehmerin bereits höhenkrank war. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieben keine zwei Stunden. Ich entschied damals, in unbekanntes Terrain abzusteigen, um die Gruppe schnellstmöglich in tiefere Gefilde zu bringen. Als nach einem Notbiwak auf einer geschützten Terrasse am nächsten Morgen die Sonne vom Himmel strahlte und spätnachmittags alle gesund unte­n im Tal ankamen, waren wir alle sehr erleichtert.

Sind auf deinen Touren schräge Typen dabei?

Ja, das kommt schon häufiger vor und darüber könnte ich ein eigenes Buch schreiben. Einmal hatte ich einen 85 Jahr­e alten Mann bei einer Mount-Kenya- und Kilimand­scharo-Besteigung dabei. Am Mount Kenya stapfte er stundenlang stoisch mit der Jeansjacke durch den Regen und kroch abends mit schlammigen Schuhen ins Zelt. Leider war er sehr schwerhörig, so dass ich ihm alles ins rechte Ohr schreie­­n musste. Und es stellte sich heraus, dass er den Kilimandscharo nur besteigen wollte, weil es einst der höchste Berg des Deutschen Kaiserreichs war. Immerhin schaffte er es fast bis zum Kraterrand. Ein anderer Teil­nehmer wanderte mit seinem Aktenkoffer in der Hand durch die Sahara, in dem er seine Reisedokumente aufbewahrte. Wieder ein anderer suchte auf dem Dorfmarkt im kamerunischen Regenwald nach einer passenden Regenhülle für seinen Rucksack. Eine Teilnehmerin mit einer Angststörung fragte mich mitten in der baumlosen Sand- und Steinwüste, was wir denn tun würden, wenn hier ein Feuer ausbrechen würde, es gäbe doch keine Feuerwehr. Mir fallen noch viele andere Beispiel­­e ein. Aber die allermeisten Leut­e, mit denen ich unterwegs bin, sind sehr nett und dankbar, wenn sie mit meiner Hilfe einen Gipfel erreichen oder eine spannende Reise unternehmen.

Gab es nie Pleiten und Pannen auf deinen Touren?

Doch, natürlich. Bei einer privaten Ski-Expedition mit drei Freundinnen im Kluane-Nationalpark im kanadischen Yuko­­n Territory zwang uns ein Schneesturm tagelang ins Zelt, während ich einen Bandscheibenvorfall erlit­t, der mir höllische Schmerzen bereitete. Schnee schippen und Pulka ziehen musste ich trotzdem. Da saß ich nun, auf einem der größten Eisfelder außerhalb der Pole, und konnte mich kaum noch bewegen.

»Eine meiner größten Ängste ist, zu speziell für diese Welt zu sein und die ewig Unverstandene.«

Wovor hast du sonst Angst?

Ich denke, eine meiner größten Ängste ist, zu speziell für diese Welt zu sein und damit in meiner Umgebung die ewig Unverstandene. Es ist schon sehr schwer, anderen Leuten mein Leben zu erklären. Und ich versuche es auch meistens gar nicht mehr, weil es nur wenige nach­vollziehen könne­n. Vielleicht wirke ich deshalb manchmal etwas in mich gekehrt.

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zur Nachdenklichkeit kann auch eine Stärke sein …

Ich habe inzwischen in Summe mehrere Lebensjahre in Afrik­­a verbracht. Dabei habe ich gelernt, verschiedene Seite­n der Medaille zu sehen, besonders in weniger entwickelten Ländern. Viele meiner Kunden wollen durch weltferne Dörfer wandern, weil das für sie malerisch aussieht und sie ein verklärtes Bild von deren »unbeschwerten« Leben haben. Dabei sind die Menschen dort häufig einfach nur bitterarm. Sie wollen nicht in Lehmhütten hausen, sondern wünschen sich Straßen, Strom, Wasser, Schulen und Krankenstationen.

Würdest du dich selbst als rastlos bezeichnen?

Objektiv betrachtet bin ich das wohl. Ich habe in den vergangenen 20 Jahren mehr als zehn Reisebücher und zahllose Artikel in deutsch- und englischsprachigen Medien veröffentlicht. Neben den Reisen mit meinem Toyota war ich auch ständig in den Bergen dieser Welt unterwegs – zu Fuß und mit Tourenski. Ich war auf dem Gipfel von vier Sechstausendern, unternahm Tauchreisen in Indonesien und habe viele aktive Vulkane am Pazifischen Feuerring mit Ski bestiegen. Mir war es immer wichtig, mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle, und meine Träume nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Ohne Reise­pläne fühle ich mich irgendwie unvollständig.

War also doch die Pandemie dein größtes Abenteuer?

Mein kleiner Sohn ist momentan mein größtes Abenteuer und meine größte Herausforderung. Ich habe ihn bei allen Reisen und auch bei meinen Recherchen am Berg in der Kraxe mit dabei: Dann hantiere ich mit 20 Kilogramm auf dem Rücken noch mit der Kamera und dem Smartphone, um Bilder und Sprachnotizen aufzunehmen, während ich auf einen Berg steige. Aber die Pandemie hat mich durchaus innehalten lassen. Davor war mein Leben teils irre schnell. Diesen Sommer bin ich vor allem mit Rad und Anhänger oder zu Fuß unterwegs, ganz ohne Flugzeug.

Hast auch du Flugscham entwickelt?

Ich finde es gut, weniger zu fliegen. Aber bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur um die Umwelt. Das Thema hat auch eine soziale und ökonomische Komponente. Das Einbrechen des Tourismus – der immerhin zehn Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft ausmacht – entzieht vielen Menschen die Lebens­grundlage. Das führt nur zu mehr Armut, Kriegen und Kriminalität. Viele Menschen müssen zurück auf ihre Felder und drängen die Natur und die Wildtiere weiter zurück. Oder sie suchen nach einem besseren Leben in Europa und setzen sich in ein Schlauchboot. Jeder Mensch hat ein Recht auf Wohlstand. Nachhaltiger Tourismus kann diesen Wohlstand aufbauen.


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Alles für deine nächste Reise um die Welt

ASTRID DÄRR
Die Vielreisende muss sich auf ihre Ausrüstung verlassen können. Ergo setzt sie durchweg auf Markenqualität.

      Text: Interview: Günther Kast