Blindsee-Trail: Frühe Vögel

Julian Rohn
Drei Jungs, ein Mikroabenteuer: Der Blindsee-Trail bei Lermoos bietet sich geradezu für eine Alltagsflucht aus dem Alpenvorland an. Ein Selbstversuch …

»Mist, Platten!«, ruft Philip in die Dunkelheit. Es ist fünf Uhr und ziemlich kalt. Philip, Julian und ich, allesamt Globetrotter-Magazin-Redakteure, sind in der Tiroler Zugspitzarena in der Nähe von Lermoos unterwegs. Nach einer Nacht in unseren Autos sind wir früh aufgebrochen, wollen nun schnell die 800 Höhenmeter bis zur Einfahrt zum Blindsee-Trail hinter uns bringen und dann pünktlich zum Sonnenaufgang mit der Abfahrt beginnen. Doch nun hocken wir hier mitten im Wald und versuchen mit steifen Fingern, im Licht unserer Stirnlampen Philips Reifen zu flicken …

Der Blindsee-Trail führt vom Grubigstein hinab zum Blindsee. Er ist teilweise anspruchsvoll, größtenteils aber wunderbar flowig und er kommt ohne künstliche Einbauten aus. Das Highlight: der herrliche Blick auf den türkisblauen See und auf das Zugspitzmassiv.

Der Reifen ist zum Glück schnell repariert. Auf einer Schotterstraße kurbeln wir zügig den Berg hinauf. Von der Kälte spüren wir nun nichts mehr. Es ist immer noch dunkel, aber am Horizont kündigt sich schon der Sonnenaufgang an. An der Bergstation der Grubigalmbahn halten wir kurz, saugen die ersten Sonnenstrahlen auf und bereiten uns für die Abfahrt vor.

Dann geht’s los: Flowige Flachstücke wechseln sich mit schroffen Steilstücken ab. Kurze Schlüsselstellen erfordern volle Konzentration, man kann sie aber auch einfach umtragen. Langweilig wird es auf dem Blindsee-Trail nie. Zwischendurch genießen wir das Panorama – die Morgensonne sorgt für eine spektakuläre Lichtstimmung.

Zurück an den Autos schlagen wir ein. Wie immer bei solchen Mikroabenteuern ist das Fazit klar: »Müsste man viel öfter machen!« Bei einem Bäcker holen wir uns noch schnell einen Kaffee, dann machen wir uns auf den Rückweg. Zur Mittagspause treffen wir zufrieden im Büro ein – viel besser kann ein Arbeitstag nicht anfangen …

MORITZ SCHÄFER

Alter: 30 // Heimat: Lüdenscheid // Ausbildung: Sprach- und Kommunikationswissenschaften, Universität Siegen // Beruf: Redakteur

Moritz zog 2012 für ein Praktikum beim Globetrotter Magazin aus dem schönen Sauerland nach Augsburg. Seitdem genießt er die Nähe seiner Wahlheimat zu den Alpen in vollen Zügen – am liebsten beim Biken, Wandern oder Skifahren.


Einer von 50: In der Sonderausgabe »50 Menschen, 50 Abenteuer« zeigen wir Menschen und ihre ganz persönlichen Geschichten – von skurillen Episoden über kleine und große Expeditionen bis hin zu ganzen Lebensgeschichten.

Text: Moritz Schäfer
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