Grün, grüner, Luxemburg

Klein aber überraschend vielseitig – das Großherzogtum Luxemburg steckt voller toller (Wander-) Möglichkeiten zwischen Wasserläufen, durch Felsspalten und Höhlen.

Thomas Jutzler
Häerzlech wëllkomm! Wandern entlang kleiner Wasserläufe, durch Felsspalten und Höhlen, in lichtdurchfluteten Wäldern. Das kleine Luxemburg bietet überraschend viel. 
Mosel-Pirat Jeff lehnt lässig an seinen Weinreben.

»Zuallererst machen wir mal zwei Crémants auf – einen Weißen und einen Rosé!«, der junge Winzer Jeff Konsbrück strahlt uns an. Wie ein Freibeuter steht er da: die unwirschen Locken aus der Stirn gebunden, dunkler Vollbart, schwere Gummistiefel. Wir schauen über die Weinberge hinunter auf die Mosel und über den Palmberg, von dem wir gerade gekommen sind. Nach unserer Wanderung auf der sogenannten »Traumschleife: Wein- und Naturpfad Palmberg« haben wir uns nun offensichtlich eine ausgiebige Weinverkostung verdient. Wir testen uns fröhlich durch diverse Lagen. Die Weine sind wild und trocken. Und passen zu diesem sympathischen Mosel­-Piraten. Was für ein überaus freundlicher Empfang und schöner Auftakt für unseren Drei-Tage-­Luxemburg-­Wandertrip.

Der Palmberg – unsere erste Etappe – verdankt seinen Namen einem dichten, struppigen Buchsbaumwäldchen. Da der Buchs am Palmsonntag traditionell die Palmwedel ersetzt, heißt der Berg, auf dem der Buchs wächst – logisch: Palmberg. Es wird gemunkelt, es sei der nördlichste natürliche Buchsbaumwald überhaupt. Und man erzählt sich, er sei das Überbleibsel einer römischen Villa. Die Villa ist weg. Der Buchs ist noch da.


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      Gut ausgeschildert: der Mullerthal Trail

      Wir nennen den Schluchtwald der Region scherzhaft »Grüne Hölle«

      Hinein in die »Grüne Hölle«

      Vom tiefsten Punkt Luxemburgs, der Mosel-­Region, geht es weiter zum Mullerthal Trail in die »Kleine Luxemburger Schweiz« bei Echternach. Wanderführer Marco nennt den Schluchtwald der Region scherzhaft »Grüne Hölle«. Die Wasserläufe haben sich tief in den weichen Muschelkalk gefressen und eine wild-­verwunschene Dschungellandschaft geschaffen. Die kalten Winde, die hin und wieder vom Atlantik angeweht kommen, pfeifen weit oben über die Schluchten hinweg und so herrscht unten ein feuchtwarmes Mikroklima, in dem sich 30 verschiedene Moosarten, ­seltene Farne, wie der Englische Hautfarn, und unzählige Pilze und Flechten wohlfühlen. Teilweise begrünen sie die stolzen Stämme der Buchen bis hinauf in die Kronen. Wir zwängen uns durch Engstellen und erkunden stockfinstere Höhlen. Alles perfekt ausgeschildert. Wohl eher ein Paradies als eine Hölle.

      Beim Anblick dieser herrlichen Sandstein-­Solitäre, kribbelt es uns in den Kletterfingern. »Die Felswände bei Berdorf sind als Klettergebiet ausgewiesen. Im restlichen Naturpark ist es mit Rücksicht auf die seltenen Pflanzen nicht gestattet«, erklärt Marco. Na, dann haben wir ja schon unser Ziel für den nächsten ­Luxemburg-Trip.

      Auf in den Norden

      Nicht mal eine Autostunde in Richtung Norden präsentiert sich die Landschaft völlig verändert. Der Sandstein ist dunklem, zackigem Schiefer gewichen. Wir sind im waldreichsten Gebiet des Landes.

      Im Norden des Großherzogtums wandern wir zum Abschied unserer Tour im sogenannten Éislek, einem Ausläufer der Ardennen. Immer wieder durchqueren wir auf den Südhängen lichte Stein­eichen­wälder. Sie wurden einst von den Gerbern gepflanzt, die die Rinde der Bäume für ihr Handwerk benötigten. Ansonsten ist es hier etwas rauer als im Süden, das Grün dunkler.

      Wir kehren ein. Ein letztes Mal die Gastfreundschaft genießen. Was sagte unser Guide Marco noch? »Unsere Küche hat französischen Einschlag, mit dem Unterschied, dass man satt wird!« Also hinein in den Landgasthof. Und als Aperitif erst mal eine Flasche »Schampes« aus der Region öffnen. Aus der Region? Wo soll denn hier Wein wachsen? Ach ja … die ­Mosel ist ja nur eine Stunde entfernt.

      Text: Thomas Jutzler
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