Kärnten: Am besten das Weite suchen

Kärntens mildes Klima und besondere Landschaften sind verführerische Zutaten für Weitwanderungen. Vier unvergleichliche Routen entführen aus dem Alltag hinein in das Reich grandioser Panoramen und das typische La-Dolce-Vita-Gefühl.

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Überblick über die Wanderungen

#1 Nockbergetrail: Gipfel des Genusses

Tiefenentspannend liegt die Landschaft vor einem da: Sanft wie träge Ozeanwellen breiten sich die Nockberge vor dem ­ruhenden Auge aus. Alles Schroffe, Abweisende vom Zahn der Zeit beseitigt. Und tatsächlich, die Nockberge sind mit einem Alter von 60 Millionen Jahren das älteste Gebirgsstück in der Region. Vom Katschberg über Bad Kleinkirchheim und mitten durch das Herzstück des UNESCO-Biosphärenparks Nock­berge­ bis zum Millstätter See führt die Weitwanderung durch die ­hügelige ­Szenerie­. Und mitunter auch über Gipfel wie den Königsstuhl – mit 2336 Metern die sprichwörtliche Erhabenheit des Weges. Schritt für Schritt die Seele beruhigend wirkt das, einfach unangestrengt genießen, scheint die Devise der Nockberge zu lauten. Und wenn am Ende des Tages die Sonne alles in ein angenehm diffuses Licht hüllt, dann kann man noch einen Gang runterschalten: etwa im kuscheligen Bett eines Wellnesshotels oder im wohligen, warmen Wasser einer der beiden Thermen in Bad Kleinkirchheim.

Infos und Buchungscenter: www.nockberge-trail.com


#2 Alpe-Adria-Trail: Vom tiefblauen Himmel zum tiefblauen Meer

Wer nach einer wirklichen Herausforderung für sich und seine Wanderschuhe in puncto Weitwanderung sucht, ist auf dem Alpe-­Adria-Trail bestens aufgehoben. 750 Kilometer und 52 000 Höhen­meter bezwungen zu haben, darf man sich brüsten, wenn man den ganzen Weg vom Großglockner bis nach Muggia bei Triest gegangen ist. Natürlich ist das ein ganz einfaches Unterfangen, denn vor lauter landschaftlicher Vielfalt ist man schnell mit allen Sinnen gefangen und die Beine laufen wie von selbst. Angefangen im Reich der Dreitausender, vorbei an Kärntens großen Seen – sie flüstern stets »Bleib doch hier, genieße einfach das Dolce Vita« – und durch den Triglav-Nationalpark in Slowenien und die süßen Weinberge im Friaul, steht man plötzlich nur knapp zwei Monate später am Meer. Will noch nicht wirklich aus diesem Wandertraum aufwachen, schwelgt in Gedanken: Der Himmel in den Bergen hatte doch tatsächlich ein ähnlich tiefes Blau wie jetzt das Meer.

Infos und Buchungscenter: www.alpe-adria-trail.com


#3 Karnischer Höhenweg: Frieden finden

Es ist nur knapp 100 Jahre her, als sich während des ­Ersten Weltkriegs in den Karnischen Alpen österreichisch-unga­rische und italienische Soldaten gegenüberstanden und sich einen erbitterten Stellungskrieg in dieser einmaligen Landschaft lieferten. Wer sich auf die Weitwanderung von Sillian bis nach Arnoldstein entlang des Karnischen Hauptkamms macht, wird immer wieder auf Relikte dieser Zeit stoßen: Verfallene Stellungen und Bunker säumen den Weg, der auch Friedensweg genannt wird. Und unweigerlich wird einem die Frage durch den Kopf gehen: »Wie kann man sich nur angesichts so einer Szenerie bekriegen?« Geologisch einzigartig sind die Karnischen Alpen, schroff, majes­tätisch, fossilienreich. Durch die jüngere ­Geschichte geprägt, schwingt zudem ein leicht musealer Eindruck mit. Verstärkt wird dieser noch durch mehrere Geo-Trails, die auf zahlreichen Schautafeln die Besonderheiten von Geologie, Flora und Fauna beleuchten. Das lässt einen langsam ­gehen, alles in sich aufnehmen, Schönheit, Entstehungs­geschichte, unsere Geschichte und vielleicht auch ein bisschen dem inneren Frieden nachspüren.

Infos: www.nassfeld.at


#4 Tauernhöhenweg: Über allem ruht die Demut

Was ist das für ein schrilles Fiepen? Bergführer Arnold grinst breit und zeigt auf einen braunen Fleck inmitten des Geröllhangs. Die Augen stellen scharf, das helle Licht mit der Hand an der Stirn abschirmend: ein Murmeltier. Schon seit einiger Zeit kreisen Bartgeier im Blau über uns. »Das Murmeltier warnt nur seine Artgenossen vor möglicher Gefahr«, erklärt Arnold. Schön weiter bergauf, wir sind safe. Mit Arnold auf jeden Fall, denn die Weitwanderung verlangt einiges an Selbst­überwindung: Wir sind schmale Grate entlangbalanciert, teilweise am Seil gesichert, haben in gähnende Abgründe geblickt mit ganz viel Nichts unter uns. Keine Frage, der Höhenweg ist ein ambitionierter, macht keine halben Sachen. Aber dafür belohnt er, man verschiebt seine Grenzen, erweitert das Selbst, erfährt sich demütig in dieser grandiosen alpinen Welt. Ganz zu schweigen von den visuell überwältigenden Momenten, etwa am Gipfel des Hocharn, wo allein das betörende Panorama schwindelig macht. Und natürlich von den kleinen schnuckeligen Augenblicken – da sitzt doch ein Murmeltier nur ein paar Meter entfernt, sonnt sich auf dem Stein und gähnt ganz ungeniert.

Infos: www.touren.nationalpark-hohetauern.at


GUT WANDERN & SCHLAFEN

Wen die Weitwanderlust gepackt hat, ist bei den Natur-Aktiv-Partnerbetrieben genau richtig. Sie
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Unterkünfte und Erlebnisprogramme mit den Natur-Aktiv-Guides unter www.berglust.at