Kaufberatung Lawinensicherheit

Hansi Heckmair/Ortovox

Inhalt:

Wie entstehen Lawinen?

Lawinen sind ein sehr komplexes Phänomen, mit dem sich Experten weltweit wissenschaftlich auseinandersetzen. Viele Faktoren haben Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit und den tatsächlichen Abgang einer Lawine. Dazu zählen Temperaturverlauf, Schneefallmenge, Wind, Hangexposition, Sonneneinstrahlung, Schneebeschaffenheit und natürlich die Zusatzbelastung der Schneedecke durch einen oder mehrere Wintersportler.

Besonders entscheidend ist die Frage, wie gut die einzelnen Schichten der Schneedecke miteinander verbunden sind. Daher beruht die Einschätzung der aktuellen Lawinenlage oft auf Wetterereignissen, die Wochen oder gar Monate zurückliegen.

Nicolas Cool/Unsplash

Woher bekomme ich das nötige Lawinen-Know-how?

Einen guten theoretischen Einstieg ins Thema Lawinenkunde bietet das Buch »3 x 3 Lawinen« des Schweizer »Lawinenpapstes« Werner Munter. Seine 3×3-Formel und die Reduktionsmethode gelten als rasche und gezielte Entscheidungshilfe und sind die Grundlage der meisten Lawinenkurse.

Ebenfalls auf Basis des 3×3-Filters und der Reduktionsmethode bereiten Tobias Kurzeder und Holger Feist in ihrem »Powederguide Lawinen« das Thema speziell für Freerider auf.

Bevor du dich selbst ins Gelände wagst, solltest du den Umgang mit der Lawinenausrüstung bei einer Bergschule üben. Dort bekommst du hilfreiche Tipps von Profis und lernst, wie du dich im Ernstfall verhalten solltest.

Vor jeder Tour gilt der erste Blick dem Lawinenlagebericht. Dieser wird entweder abends für den kommenden Tag oder früh morgens aktualisiert und weist auf die aktuellen Gefahrenmuster hin.

Apps wie Snowsafe, LawineTirol oder WhiteRisk (Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung) bieten neben dem aktuellen Lawinenlagebericht auch wertvolle Tools für die Planung und Einschätzung vor Ort.

Lawinenlektüre bei Globetrotter

      Welche persönliche Schutzausrüstung brauche ich?

      So schön unverspurte Hänge auch sind – im freien Skigelände fährt das Risiko immer mit. Bei hoher Lawinenwarnstufe oder wenn das eigene Bauchgefühl Bedenken meldet, ist der Verzicht auf eine Skitour die beste Methode, sich und andere erst gar nicht in Gefahr zu bringen.

      Ansonsten gilt: Nie ohne Schutzausrüstung ins Gelände! Zum Standardequipment gehören ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, eine Schaufel und eine Sonde.

      Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS)

      Das LVS ermöglicht die Ortung einer unter den Schneemassen begrabenen Person. Es wird direkt am Körper getragen, keinesfalls in den Rucksack stecken, denn der kann bei einem Lawinenabgang verloren gehen! Bei ausreichender Batterieladung sendet das LVS rund 250 Stunden. Wird ein Wintersportler verschüttet, müssen die anderen Gruppenmitglieder ihr LVS auf »Suchen« umschalten. Moderne 3-Antennen-Geräte führen schnell zum Ziel und machen auch die Suche nach mehreren Verschütteten möglich.

      Hansi Heckmair/Ortovox

      Typischerweise verfügen unsere LVS-Geräte zudem über folgende Funktionsmerkmale:

      • kreisrunder Empfangsbereich für maximale Reichweiten von bis zu 60 Metern
      • Ortungsfunktion mittels mehrerer Antennen mit automatischer Fokussierung auf das stärkste und eindeutigste Signal
      • Möglichkeit der Ortung mehrerer Verschütteter zur gleichen Zeit bei paralleler Anzeige verschiedener Positionen und Entfernungen
      • Merk- und Ausblendefunktion für bereits geortete und gesicherte Signale
      • Neigungsmesser und Angabe des Steilheitsgrades des jeweiligen Hangabschnitts
      • extreme Betriebstemperaturen von zwischen minus 30 Grad und plus 70 Grad Celsius

      Lawinenschaufel

      Weil mit bloßen Händen gegen gepressten Lawinenschnee nichts auszurichten ist, gehört auch eine stabile Schaufel in den Rucksack. Bewährt haben sich robuste Modelle aus Aluminium, die auch mit nassem Frühjahrsschnee fertig werden. Plastikschaufeln gehen gerne mal zu Bruch. Bei manchen Modellen kann man das Blatt auch am Griff befestigen und die Schaufel so als Hacke einsetzen.

      Lawinensonde

      Zusätzlich zu LVS und Schaufel gehört auch eine Sonde, mit der man einen Verschütteten auch in größerer Tiefe genau orten kann, zur Standardausrüstung. Sondieren spart Zeit, die man zum Schaufeln noch dringend benötigt. Eine Sonde ist meist 240 bis 280 cm lang und besteht aus leichtem und stabilem Aluminium.

      Hansi Heckmair/Ortovox

      Lawinenausrüstung bei Globetrotter

          Welcher Rucksack ist für eine Skitour geeignet?

          Grundsätzlich kannst du für deine ersten Skitouren auch einen normalen Tourenrucksack nutzen. Spezielle Skirucksäcke sind jedoch darauf ausgelegt, umfangreiche Skiausrüstungen kompakt und sportlich tragbar zu machen und dich gleichzeitig bestmöglich vor den Gefahren des Wintersports zu schützen.

          Fast jeder Skirucksack verfügt so über einen geräumigen Packsack, der genügend Platz bietet, Winterbekleidung, Verpflegung und kleinere Ausrüstungsgegenstände sicher zu verstauen. Das Volumen beträgt meist zwischen 18 (Freeriden) und 45 Liter (mehrtägige Skitouren). Besondere Ausstattungsmerkmale sind etwa zusätzlich gepolsterte oder fleecegefütterte Fächer für empfindliche Gegenstände und Skibrillen, sowie leicht zugängliche Kartenfächer für persönliche Papiere oder den Skipass.

          Außerdem hat ein Skirucksack verschiedene Halterungen für den Transport von Ski, Snowboard, Schneeschuhen, Helm, Eispickel und Stöcken. Manche Modelle verfügen auch über eigene, besonders verstärkte Fächer für Steigeisen oder Steigfelle und einen integrierten Rückenprotektor.

          Typischerweise ist in jedem Skirucksack ein extra Fach vorne am Packsack reserviert, um Deine Lawinenschutzausrüstung unterzubringen. So sind Schaufel und Sonde im Notfall schnell zur Hand.

          Skirucksäcke bei Globetrotter

              Wie funktioniert ein Lawinenairbag?

              Manche Skirucksäcke haben ein integriertes Airbagsystem, das beim Lawinenabgang Luftpolster aufbläst. Diese sollen durch ihren Auftrieb das Verschütten unter den Schneemassen verhindern. Außerdem bieten sie Kopf und Nacken Schutz vor mechanischen Verletzungen. Mehr zur Funktionsweise und eine Übersicht über verschiedene Modelle gibt es beim Deutschen Alpenverein.

              ABS Airbags
              Text: Globetrotter, Philip Baues
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