Meck-Pomm: Das Abenteuer so nah

Wunderschöne Küsten, eine magische Seenwelt und weltoffene Hansestädte – fünf erfrischend aktive Tipps für den Trip in Meck-Pomm.

TMV/Manthey

#1 Ostseeküste: An den Strand oder in die Wellen?

Manchen Ostseeurlaubern sieht man ihre Seelenverwandtschaft nicht gleich an. Da gibt es welche, die laufen leicht bekleidet mit einer Yogamatte unterm Arm an den Strand. Andere tragen Gummistiefel, einen Eimer und eine Rute bei sich. Beide wollen nur eines: so schnell wie möglich ans Wasser.

Die einen suchen sich ein ruhiges Plätzchen mit Blick in die endlose Weite. Yogamatte ausbreiten, draufstellen, Arme strecken. Dann ganz tief die klare, salzige Ostseeluft einatmen und den Körper spüren. Eins werden mit
Sonne, Wind und Wasser. Die anderen mit den Gummistiefeln laufen noch ein Stück weiter, rein in die Brandung. Sonne, Wolken, Wind – egal, was da kommt. Hauptsache, die Wellen zerren schön an den Beinen. Gegen die Wogen stemmen, die Angelrute auswerfen und wie ein Fels in der Brandung verharren.

TMV/Läufer

Der Blick schweift weit über die Ostsee. Es ist fast wie beim Meditieren. Doch die Gedanken tauchen immer wieder ab, jagen einem Raubfisch gleich unter der Wasser­oberfläche umher. Die ersehnte Beute: Meerforellen, Dorsch­­e, Plattfische. Sollte der Eimer nach der Angelpartie leer bleiben, nicht ärgern. Morgen ist ein neuer Tag. Zudem gibt es entlang der Küste überall tolle Fisch­restaurants. Und am 20. und 21. Juni 2020 treffen sich Gleichgesinnte zu den Fishing Masters in Rostock. Ein Event zum Anbeißen.

// Info: www.auf-nach-mv/angeln und www.gesundes-mv.de


#2 Stralsund: Der perfekte Spot

TMV/Tiemann

Ordnet man Deutschlands Städte nach ihrer landschaftlichen Lage in einer Bestenliste, dann spielt Stralsund ganz vorne mit. Geschützt von den Inseln Rügen und Hiddensee stemmt die Altstadt ihre Backsteintürme dem Ostseewind entgegen. Ringsum Wasser, ringsum Weite.

Die strategische Lage erkannte bereits die Hanse im Mittelalter und richtete eines ihrer Handelsdrehkreuze ein. Heutige Urlauber erkunden von hier aus das Umland. Aber bloß nicht gleich ans Meer laufen, denn Stralsund hat eine der schönsten Altstädte des Landes. Ein echter Blickfang ist das Rathaus mit seiner hohen Schaufassade. 2002 adelte es die Unesco zusammen mit anderen Prachtbauten in Stralsund und Wismar mit dem Titel eines ­Weltkulturerbes.

Durch die Gassen führen eine blaue und eine rote ­Route. Sie sind für Menschen mit Mobilitätseinschränkung ­und Blinde optimiert. Die Stadt hat sehr viel dafür getan, dass sie auch Touristen mit Handicap ohne größere Hürden erkunden können. Wer einem der Wege folgt, kommt zum Ozeaneum, Europas Museum des Jahres 2010, das ebenfalls barrierefrei erkundet werden kann. In einer Halle hängen Walmodelle im Maßstab 1:1. Besucher tauchen im Aquarium-Tunnel ab, bestaunen den Heringsschwarm und lassen die Ostsee-Ausstellung auf sich wirken. Wieder draußen, heißt es vielleicht zunächst ab zum Strandbad oder gar Leinen los und Segel setzen. Der Meeres­arm ­Strelasund öffnet sich nach Norden hin zur See. Im Osten die Gestade von Rügen. Lust auf einen Insel­ausflug? Dann ab zu Tipp Nummer drei!

// Info: www.stralsundtourismus.de und www.auf-nach-mv.de/barrierefrei


#3 Rügen: Ans Postkartenende der Welt

Sie besitzen eine magische Anziehungskraft, Orte, an denen es nicht mehr weitergeht. Orte, an denen Felsklippen dramatisch abbrechen, Strände sich um eine Bucht schwingen und ringsum nur noch Wasser ist. Rügen ist voll solcher Orte. Im Norden das Kap Arkona mit seinem Hochuferweg. In der Inselmitte die seichte Boddenküste. Und im Osten liegen Deutschlands vielleicht ­schönste drei Quadratkilometer: der vor 30 Jahren ausgerufene Nationalpark Jasmund. Am Königsstuhl stehen die Buchen dicht bis zur Postkarten-Felswand. 118 Meter überragt sie die See und sieht wie ein abgebrochenes Stück Kreide aus. Die Wanderung hierher wird mit meditativen Blicken belohnt.

In den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts legte sich mit dem Koloss von Prora ein Schatten über die Insel. Die Organisation Kraft durch Freude stellte für 20 000 Urlauber acht Blocks in das Prorer Wiek. Heute informiert das Dokumentationszentrum über den Bau, in dem es auch eine Jugendherberge gibt. Nebenan lädt im Naturerbe­-Zentrum der Baumwipfelpfad dazu ein, Rügen aus der Vogelperspektive kennenzulernen. Dem Zeiger einer Uhr gleich läuft man im Kreis und knipst Fotos: vom Kleinen Jasmunder Bodden, vom Fährhafen von Sassnitz und vom Koloss von Prora in der Binzer Bucht. Dahinter macht das Auge das nächste Ziel aus, die Seebäder von Binz, Sellin und Göhren mit eleganter Bäderarchitektur, Seebrücken und verlockenden Stränden.

// Info: www.ruegen.de und www.ostseebad-binz.de/binz-im-fruehling/


#4 Rostock: Aus neuen Perspektiven

Wer im Stadthafen von Rostock auf einen der Stege hinausläuft, dreht den Kopf unschlüssig hin und her. Voraus erhebt sich die lang gestreckte Altstadt mit ihren Kirchtürmen, die man wenig zuvor noch ganz aus der Nähe bewundert hat. Alles überragend die wuchtige St.-Marien-Kirche mit ihrer Astronomischen Uhr, die seit 1472 die Zeit anzeigt. Jetzt ist sie Teil der ­Silhouette und davor die ankernden Boote. Die Szene hat etwas von einem Aufbruch. Der Aufbruch findet tief in einem drinnen statt. Die Blicke folgen dem breiten Strom der Unterwarnow. Zwölf Kilometer sind es bis zur Ostsee.

TMV/Krauss

Warum nicht das letzte Stück rauspaddeln? Der Tourenanbieter Stadtpaddeln Rostock macht es möglich. Die mangofarbenen Kajaks tragen die Namen von großen Visionären und Revolutionsführern. Es ist eine Flotte, wie sie die Geschichte in dieser Form noch nicht gesehen hat. Da fährt Mahatma Gandhi an der Seite von Ernesto Che Guevara. Sophie Scholl mit Martin Luther King. Die Warnow wird zum Meer. Wind fegt über das Wasser und zieht die Wellen in die Höhe. Ein berauschendes Gefühl flutet durch den Körper. Noch zehn Schläge. Noch fünf. Geschafft! Das Kajak landet mit einem leisen Knirschen auf dem Sandstrand. Fünf ­Kilometer feinstes Weiß. Eine kleine Auszeit vom Feinsten und der Guide erzählt, hier in der Gegend sei 1882 der erste Strandkorb aufgestellt worden. Doch das ist noch lange kein Grund zum Zurücklehnen. Später gerne. Denn der Wasserspaß geht in die nächste Runde. Über das Wie entscheidet jeder selbst: Wellenreiten, ­Kitesurfen, Stand-up-Paddeln oder Windsurfen?

Es gibt so einige, die behaupten, Rostock sei die Surfer­hauptstadt Deutschlands. Die Bedingungen sind jedenfalls perfekt: Bis zum Strand von Warnemünde ist es nicht weit. Und dort branden alle zwei Stunden die ­meterhohen Wellen der Fähre nach Dänemark an.

// Info: www.rostock.de


#5 Mecklenburgische Seenplatte: Expedition mit dem Hausboot

Wer das erste Mal ein sogenanntes Bunbo vorbeiziehen sieht, könnte meinen, da wäre ein Ferienbungalow ins Wasser geplumpst und abgetrieben. Wo ist hier bitte schön vorne und wo hinten? Bildet die Terrasse den Bug? Oder der eckige Holzaufbau mit den putzigen Fenstern? Eines ist sicher, wer mit einem Bunbo in einem Hafen anlegt, bekommt neidvolle Blicke.

Die Mecklenburgische Seenplatte bietet reichlich Auslauf für die Bungalowboote. In den Seen, Flüssen und Kanälen eckt man so schnell nicht an. Der Kahn lässt sich für eine mehrtägige Expedition mit allerlei Outdoorspielzeug beladen. Die Fahrräder und das SUP-Board kommen auf die Terrasse. Das Schlauchboot und das Kajak nimmt das Bunbo ins Schlepptau. So lassen sich die kleinen Wasser­arme wunderbar erkunden. Mit den Rädern geht es über die Radwege des Müritz-Nationalparks. Lust auf einen Blick unter die Wasseroberfläche? Den gewährt in der Stadt Waren das Müritzeum – eines von mehr als 30 Naturerlebniszentren in Mecklenburg-Vorpommern –, Deutschlands größte Aquarienlandschaft für heimische Süßwasserfische.

TMV/Kirchgessner

Nachmittags tuckert man wieder auf den See und steuert eine lauschige Bucht an. Motor aus, Anker werfen, Terrasse entern, Grill anzünden und von der ­Hängematte aus zuschauen, wie sich der Sonnenball über die Wälder senkt. Irgendwann gehen die Sterne auf. Die Wasseroberfläche wird zu einem Spiegel. Noch mal in den See hüpfen?

// Info: www.mecklenburgische-seenplatte.de und www.auf-nach-mv.de/natur

Text: Thorsten Brönner