„Von B nach B – Radweg Deutscher Einheit”

Von Bonn nach Berlin. Mina Esfandiari begab sich auf die 1.300 km lange Reise entlang des “Radwegs Deutscher Einheit” und ist überwältigt von ihren Eindrücken, die sie für ein Fototprojekt machen durfte.

Am 9. November 2019 jährt sich der Mauerfall und im darauffolgenden Jahr die Deutsche Einheit zum 30. Mal. Wie weit ist Deutschland seitdem zusammen gewachsen? Sind wir „ein Volk“? – Anfang August begab ich mich auf eine symbolische 30-tägige Suche nach der „deutschen Seele“. Mit eigener Muskelkraft radelte ich fast 1.300 km entlang des offiziellen „Radwegs Deutsche Einheit“ von Ost nach West – von der Hauptstadt des geteilten Deutschlands (Bonn) zur heutigen Hauptstadt (Berlin), um für mein Fotoprojekt persönliche Geschichten, Stimmungen und Porträts zu sammeln.

Der Streckenverlauf sah folgendermaßen aus: Bonn – Koblenz – Nassau – Limburg – Weilburg – Gießen – Marburg – Schwalmstadt – Bad Hersfeld – Rotenburg (Fulda) – Guxhagen – Kassel – Hannoversch Münden – Höxter – Einbeck – Seesen – Goslar – Bad Harzburg – Blankenburg – Quedlinburg – Gatersleben – Bernburg – Köthen – Dessau – Wittenberg – Beelitz – Berlin.

Wichtig war mir, unabhängig und möglichst nah an Land und Menschen zu sein, weshalb ich von Zelt bis zum DIY Bierdosen-Kocher alles auf meinem lieben Rad dabei hatte – so wurde mein Alltags-Trekking-Rad mein kleines Zuhause für 4 Wochen. Ebenfalls suchte ich den Kontakt der Einheimischen – entweder durch Zufallsbegegnungen oder per Online-Netzwerk „Couchsurfing“, so dass ein guter Mix zwischen einsamen Outdoor-Leben im Zelt und Geselligkeit entstehen konnte. Ich traf von der Unternehmerin aus Sachsen-Anhalt bis zum Alt-Hippie aus Hessen eine bunte Mischung an Menschen mit mal optimistischen, mal pessimistischen Ansichten zum Thema „Deutsche Einheit“. Dabei blickten wir einerseits in die Vergangenheit, aber auch ins Jetzt und die Zukunft. Eine Perspektive dabei war z.B. die Idee eines nationalen Schüleraustauschs à la Erasmus, um die Menschen näher zusammenzubringen. Denn besonders durch persönliche Erfahrungen und Begegnungen können Vorurteile und Misstrauen abgebaut werden.

Ich bin immer noch überwältigt davon, wie viele tolle, gastfreundliche und offene Menschen ich getroffen habe und dass diese ihre Erinnerungen und Ideen mit mir geteilt haben. Und ich habe gelernt: Man muss wirklich nicht weit weg fahren, um etwas zu erleben und Neues kennenzulernen. Also wer von euch über den nächsten Urlaub nachdenkt – vielleicht habt ihr auch Lust, euch aufs Rad zu schwingen und ein bisschen das eigene Land zu erkunden? Ich kann es wärmstens empfehlen. Die Strecke des „Radwegs Deutsche Einheit“ ist größtenteils wirklich sehr angenehm für Anfänger zu fahren – viele, glatte Strecken, entlang von Flussverläufen und meist fernab von Autoverkehr – oder zumindest auf gesonderten Radwegen entlang Landstraßen. Im Harzgebiet wurde es dann tatsächlich ein wenig anspruchsvoller – dort hätte ich mir manchmal Reifen mit stärkerem Profil gewünscht, aber einige Strapazen waren wegen wunderschöner Ausblicke schnell wieder vergessen. Tatsächlich hatte ich mir am Anfang der Tour auch Sorgen um meine Fitness gemacht, da ich bisher nur Alltagsradlerin gewesen war, aber im Endeffekt kommt die Fitness Stück für Stück.

Weitere Themen meines Projekts waren der Selbsterfahrungsaspekt, sowie Minimalismus und Nachhaltigkeit – ich wollte am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, einen Monat lang täglich weitere Strecken zu radeln und dabei alles, was man zum Leben, Schlafen, Essen und Arbeiten braucht, auf dem Fahrrad zu transportieren. Die wichtigste Frage am Anfang: Was soll ich nur einpacken? Was brauche ich wirklich? Und worauf kann ich unmöglich verzichten? Minimalistisch und leicht sollte es sein. Globetrotter unterstütze mich dabei mit Beratung und qualitativ hochwertigem Equipment. Mein kleines Zelt (Frilufts: Bentee), mein Schlafsack (Deuter Exosphere 0°) und meine Isomatte (Therm-a-Rest: Z-Lite) wurden schnell zu geliebten und unverzichtbaren Begleitern bei jedem Wind und Wetter.

      Wenn ich morgens nach dem Campen nicht gleich wegen eines Foto-/Interviewtermins aufbrechen musste, genoß ich, mein kleines Topfset (Primus: Litech Trek Kettle) und meinen DIY-Bierdosenkocher auszupacken und mir einen schönen grünen Tee und Porridge zuzubereiten – ein
      perfekter und energiebringender Start in einen Tag voller vor mir liegender Radkilometer. Ins Herz geschlossen habe ich übrigens auch sehr meine Lenkertasche (Vaude: Road II), welche nicht nur Stauraum für meine Kamera und Wertsachen bot, sondern auch ganz praktisch als Umhängetasche für Stadttouren zu verwenden war. Was ich tatsächlich nur einmal auf der ganzen Tour benutzte, war der Regenschutz für die Schuhe (Vaude: Pallas III). Dies war aber tatsächlich dem Glück geschuldet, dass ich nur wenige Regentage hatte und es meistens so warm war, dass ich meine Trekking-Sandalen (Tewa) trug, die gerne nass werden konnten, weil sie ja auch schnell wieder trockneten. Ansonsten würde ich sagen, dass ich auch ein Sporttop weniger hätte mitnehmen können, aber alles in allem bin ich im Nachhinein sehr zufrieden mit meiner Packliste, die ihr am Ende des Eintrags findet.

          Wer mehr zu den menschlichen Begegnungen erfahren möchte – quasi der Kern des Projekts: Momentan bin ich noch mit der Auswertung der Interviews beschäftigt – im Frühjahr 2020 ist eine Ausstellung und pünktlich zum Jubiläum der 30-jährigen Deutschen Einheit ein Bildband in Planung. Ich halte euch gerne auf dem Laufenden – z.B. über meinen Instagram-Kanal @minaesfandiariphotography (Hashtag #vonbnachb) oder über meine Website www.minaesfandiari.com (dort gibt es auch die Möglichkeit, sich für den Newsletter anzumelden).

          PS: Hier meine Packliste (mit * Markiertes wurde mir freundlicherweise von Globetrotter zur Verfügung gestellt):

          • Fleecejacke
          • 2 Sport-BHs
          • 3 Sport-Tops
          • Schal (auch multifunktional einsetzbar als Handtuch, Sonnenschutz, Kälteschutz)
          • 1 Paar dicke Socken
          • 2 Paar dünne Socken
          • 5 Unterhosen Mikrofaser
          • 2 Shorts
          • 2 Leggings (1x dick, 1x dünn)
          • Lange Unterhose: Frilufts Klaskvik Tights*
          • Longsleeve: Frilufts Baselayer Klaksvik*
          • 1 Paar Sneaker
          • 1 Paar Trekking Sandalen
          • 1 Regenschutz für die Schuhe: Vaude Shoecover Pallas III*
          • Regenhose

          • dünne Regenjacke
          • dickere regenfeste Jacke
          • Zelt: Frilufts Bentee* Schlafsack Deuter Exosphere 0° SL Frauen*
          • Isomatte faltbar
          • Spork
          • Taschenmesser
          • Stirnlampe Black Diamond Spot*
          • Campingtopfset: Primus Litech Trek Kettle*
          • Handtuch: Frilufts Microfibre Towel*
          • Insektenspray: Care Plus Deet*
          • Fahrradwerkzeug
          • Fahrradflickzeug und Ersatzteile
          • Vaude Road II Lenkertasche*
          • 2x Ortlieb City Satteltaschen


              Text: Mina Esfandiari
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