Roadtrip Teil 2 – von Korsika über Frankreich und die Schweiz

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Mit dem Bulli von Koriska durch die Alpen

Die letzten zwei Wochen Roadtrip fühlen sich an wie zwei Monate. Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir innerhalb kürzester Zeit in eiskalten Bergseen gebadet haben, sowie auf Felstürme geklettert und über sonnige Berghänge gelaufen sind. Dass wir vom Gipfel aus das Meer sehen konnten und durch weißen Sand in türkisblaues Wasser gelaufen sind. Dazwischen lagen nur ein paar Wimpernschläge.

Dafür sind wir lediglich Zuhause im Chiemgau in unseren Bulli gestiegen. Nur wenige Stunden, nachdem wir den Motor gestartet haben begann auch das Abenteuer.

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Auf unserer Reise haben wir viele tolle Plätze gesehen, aber spätestens auf Korsika haben wir endgültig unser Herz verloren. Wir sind durch das Trentino und die Toskana gereist, um schließlich im Norden der französischen Mittelmeer-Insel anzukommen. Wir haben herausgefunden, dass das Gebirge auf einer nicht allzu großen Insel wirklich alpin sein kann und haben unsere Zeit auf ausgedehnten Wanderungen und an den schönsten Stränden verbracht.

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Korsika hat aber noch mehr in petto: Denn während wir bisher vor allem den Norden der Insel erkundet haben, lenken wir den Bulli jetzt gegen Süden.

Die Route: Über Gebirgspässe ans Meer

Warmer Fahrtwind zieht durch die geöffneten Fenster, es riecht nach Kiefern und Salz. In engen Serpentinen fahren wir bergab und kommen der Küste immer näher.

Alpine Wanderungen lassen wir hinter uns – steuern dafür aber auf die schönsten Strände der Insel zu. Auf Tauchreviere und Küstenwanderungen. Felix steigt aufs Gas, weil wir hier mit unserem Van das erste Mal schneller fahren können als 50 Kilometer die Stunde. In den Bergen war das nicht möglich, da die Straßen sehr kurvig, eng und windig waren. Hier geht es allerdings immer gerade an der Küste entlang. Die tiefstehende Sonne spiegelt sich im Wasser – undplötzlich will ich gar nicht mehr schneller unterwegs sein. Will diesem Ort stattdessen meine ganze Aufmerksamkeit schenken und jedes Korallenriff bestaunen, dass das Meer in einen Türkis-Dunkelblauen Flickenteppich verwandelt.

Die Karibik auf Korsika

Jeder kennt diese Postkarten-Orte. Damit meine ich Orte, die man über Jahre hinweg immer wieder auf Postkarten, in Zeitschriften oder im Fernsehen sieht. Heute wahrscheinlich abgelöst von Instagram und Pinterest. Aber der Effekt ist derselbe: Wir behalten diese Orte im Hinterkopf und wissen, dass es sich ganz besonders anfühlen wird, wenn wir dort selbst stehen.

Für mich ist ein solcher Postkarten-Ort ein Strand mit weißem Sand und türkisem Wasser. Tatsächlich hab ich diesen Ort schon seit meiner Kindheit im Kopf. Schon seit langer Zeit habe ich ihn dann unterbewusst gesucht. Wer schon in Südostasien war, der weiß, dass man dort an Hunderten Stränden vorbeikommt. So schön sie auch waren, irgendwie haben sie nie das Bild in meinem Kopf abgelöst. Irgend etwas gab’s immer, was nicht so recht passen wollte.

Jetzt aber stehe ich hier. Hinter mir ein Kiefernwald, vor mir das endlose, türkise Meer. Das Wasser ist so klar, dass ich jedes Steinchen und jedes einzelne Sandkorn auf dem Boden erkennen kann. Und das, obwohl ich schon bis zum Bauch im warmen Wasser stehe. An diesem kleinen Strand sind wir zufällig gelandet. Weil wir einmal falsch abgebogen sind. Und ohne, dass ich nur annähernd damit gerechnet hatte, war er plötzlich da: mein Postkarten-Ort. Hier stimmt alles, vor allem jedoch mein Gefühl. Vorallem weil ich gar nicht damit gerechnet habe, die Karibik auf Korsika zu finden.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich im Wasser verbracht habe, aber als ich wieder zurück zum Bus laufe, sind meine Füße ganz hell und etwas aufgeweicht.

Ein Abschied für neue Abenteuer

Korsika macht uns den Abschied nicht leicht. Seit Tagen schon schieben wir die Entscheidung vor uns her, wann wir die Fähre nach Frankreich nehmen. Noch einmal Baden, noch einmal Tauchen, noch dieses eine Kap auf einer Wanderung erkunden. Bis wir realisieren: es wird einfach nicht einfacher. Denn mit jedem „noch einmal“ verlieben wir uns mehr in die Insel. Wir schenken uns noch ein paar gemeinsame Tage, bis wir Abschied nehmen. Und ich bin ganz ehrlich: Als die Fähre in Ajaccio abgelegt, kullern ein paar Tränen. Aus Glück und Dankbarkeit über dieses Gefühl, dass ich bisher nur vom anderen Ende der Welt kannte.

Die Zeit auf dem Meer gibt mit ein paar Stunden, um mich zu verabschieden. Und je näher wir Toulon kommen, desto mehr freue ich mich auf all die Abenteuer, die noch warten. Unser nächster Stopp nämlich wird einer sein, der mich schon lange neugierig macht: Ein Nationalpark in den Französischen Alpen, der zwischen den Seealpen und dem Mont Blanc Massiv irgendwie in Vergessenheit geraten ist.

Die Côte d’Azur klingt wie im Märchen

Das Festland begrüßt uns mit einem Stellplatz, der das französische Lebensgefühl nicht besser auf einem Roadtrip repräsentieren könnte. Wir stehen auf einem Parkplatz hoch oben auf einem Aussichtsberg. Hinter unserer Heckklappe geht die Sonne als roter Ball unter und taucht das Mittelmeer auf der einen und die Berglandschaft auf der anderen Seite in ein warmes Orange.

Vor uns stehen zwei Gläser Rotwein, ein paar Meter weiter baut eine Band Kameras auf, um vor dieser magischen Kulisse ihr neues Musikvideo zu drehen. Es sind ein paar Jungs aus der Region, die in schönstem Französisch über Aschenputtel und Prinzen rapen. Und sie haben Recht: Das hier, das ist
gerade wie im Märchen. Die letzten Wochen waren es, und auch die nächsten werden es sein.

In einem vergessenen Nationalpark dem Horizont entgegen

Zwischen den französischen Seealpen und dem berühmten Mont-Blanc-Massiv, dem höchsten Berg der Alpen, liegen ungefähr 300 Kilometer Luftlinie. Zahlreiche Gipfel, die höher sind als 3.000, manchmal sogar als 4.000 Meter. Und ziemlich genau in der Mitte: der Nationalpark Ècrins. Wie vergessen liegt er am Wegesrand zwischen diesen beiden Berühmtheiten. Dabei ist er nicht weniger imposant, nicht weniger schön. Ganz im Gegenteil.

Der Nationalpark Ècrins ist nur ein paar Fahrstunden von den Badestränden der Côte d’Azur entfernt. Das ist nur schwer zu glauben, wenn man weiß, dass er 150 Gipfel einschließt, die zwischen 3.000 und 4.100 Meter hoch sind. Sie sind eingebettet in eine wilde Landschaft mit kristallklaren Bergseen, Gletschern und Wiesen voller Alpenblumen. Im ersten Tal ankommen, können wir uns kaum mehr losreißen. Wir übernachten an einem wilden Flusslauf, das Wasser gluckert und die Grillen zirpen. Die Sonne geht genau hinter dem Berg unter, den wir am nächsten Tag besteigen wollen. Diese Wanderung wird unser Aufktakt.

Unten im Tal gleicht die Landschaft einem Dschungel: die Wälder dicht sind, die Wiesen hoch und die Wege schwer zu erkennen. Ganz im Gegenteil dazu wird die Berglandschaft mit jedem Höhenmeter rauer und wilder. Wir kraxeln über Geröllfelder und laufen kilometerweit auf schmalen Graten dem Horizont entgegen. Die Gipfel sind oft von Nebel umschlossen. Zwischen den Steinplatten ist der Schnee noch immer nicht geschmolzen, die Bergseen sind so kalt, dass uns die Luft wegbleibt.
Kurzgefasst: es ist perfekt.

Nicht nur einmal habe ich das Gefühl, mir plötzlich ganz genau vorstellen zu können, wie dieser Teil der Welt einmal ohne uns Menschen ausgesehen haben muss. Der Nationalpark Ècrins ist eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten, in denen die Berge unberührt und Wege nicht markiert waren. Ohne topografische Karten in Papierform hören hier die meisten Wanderungen auf, bevor sie richtig begonnen haben. Und genau das ist es, was den Reiz dieses Nationalparks ausmacht.

Ein flüchtiger Blick auf den Mont Blanc

Als wir am Mont-Blanc-Massiv ankommen, versteckt sich der Gipfel in den Wolken. Das ist es aber nicht, das uns zum Weiterfahren bringt. Es sind all die Menschen, die vollen Wege und überlaufenen Stellplätze.
Nach wunderbar einsamen Tagen im Nationalpark Ècrins erschlägt uns der Wandertourismus regelrecht – und wir entscheiden, auf die andere Seite des Massivs weiterzufahren – über die Grenze in die Schweiz.

Roadtrip Endstation: Schweiz

Das Wallis versteckt sich regelrecht im hintersten Eck der Schweiz. Ist entweder von Frankreich aus mit dem Straßennetz verbunden oder aber von Schweizer Seite über verschiedene, kurvige und panoramareiche Alpenpässe und Tunnel. Hier scheint alles eine Nummer größer zu sein, zumindest, was die Berglandschaft angeht: Die Startpunkte unserer Wanderungen sind meist auf über 1.000 Metern über Meereshöhe. Dafür steigen wir umso höher nach oben, oft auf mehr als 3.000 Meter. Im Wallis muss man für diese Höhen kein erfahrener Alpinist oder gar Gletscherexperte sein. Manche 3.000er lassen sich relativ einfach über gut ausgewiesene Wanderwege erklimmen. Sie schenken den Wanderern aber trotzdem das Panorama der ganz Großen. Im Morgenlicht bestaunen wir vom Gipfel aus ein Meer aus Bergen, Gletscher in der Ferne, das Matterhorn und ganz hinten am Horizont der Mont Blanc.

In Gedanken fahre ich unsere Reiseroute nach: hinter dem Mont Blanc die kurvige Straße bis in den Nationalpark Ècrins. Von dort aus bis zur Côte d’Azur, über das Mittelmeer zurück nach Korsika.
Obwohl das alles in greifbarer Nähe scheint – zumindest, was das Straßennetz und die Entfernungen angeht, so schwer kann ich das begreifen: dass wir heute in einem dichten Nadelwald auf 1.500 Metern
übernachtet haben, dick eingewickelt in unsere Schlafsäcke – während wir vor ein paar Tagen noch vom Bus aus in karibisches Meer gerannt sind. Wer hätte schon gedacht, dass sich die Karibik und das Matterhorn so nahe sind?

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Das musst du wissen:

Mit dem Bulli durch Korsika, Frankreich und die Schweiz

Anreise: Festland-Frankreich haben wir von Korsika aus über die Fährverbindung zwischen Ajaccio und Toulon erreicht. Die Fähren fahren aber ebenso den Hafen von Nizza an.

Reisezeit: Korsika hat ein mediterranes Klima mit trockenen, heißen Sommern. Der Winter an der Küste ist mild, aber feucht. Im Gebirge fällt Schnee, der oft bis tief ins Frühjahr liegen bleibt.
Die alpinen Regionen in Frankreich und der Schweiz sind geprägt von kalten, schneereichen Wintern. Wanderungen auf Höhen ab 2.000 Metern sind, je nach Winter, oft erst ab Juni wieder möglich.

Camping: Wildcamping ist auf Korsika, genau wie in Frankreich und der Schweiz, verboten. Wer das Risiko von Strafen nicht eingehen will, kann auf Campingplätzen übernachten. Oder aber auf Wohnmobilstellplätzen, auf denen wir für ein paar Euro nächtigen dürfen.

Text: Franziska Consolati