Trends und Nachhaltigkeit auf der ersten OutDoor by ISPO 2019

Von Sonntag, den 30. Juni bis Mittwoch, den 3. Juli ging in München die erste OutDoor by ISPO über die Bühne – die größte Fachmesse für den Bereich Outdoorsport mit über 1.000 Ausstellern aus 35 Ländern. Wir waren für Euch auf der Messe unterwegs und haben nach den neuesten Trends und Neuigkeiten Ausschau gehalten.

Holger Rauner

Umwelt und Nachhaltigkeit

Für die Messe und viele Aussteller steht der Umweltschutz ganz oben auf dem Programm. So hat das OutDoor by ISPO-Team gemeinsam mit der European Outdoor Group (EOG) und der European Outdoor Conservation Association (EOCA) sowie den wichtigsten Ausstellern einen eigenen Verhaltenskodex erarbeitet und vorgestellt, der für eine möglichst nachhaltige Messe sorgen soll. Dieser „Code of Conduct“ enthält konkrete Vorschläge für alle Partner, Aussteller und Besucher der Veranstaltung. Dabei geht es vor allem um Wasser- und Stromverbrauch, Müllreduzierung und Recycling an den Messeständen, aber auch um einen klimafreundlicheren Umgang mit Marketingmaterialien, Standbau oder An- und Abreise. Als Hintergrund gab die Messe an, dass die OutDoor by ISPO in naher Zukunft klimaneutral sein möchte. Ein hoch gestecktes Ziel, an dem alle Beteiligten gemeinsam diszipliniert arbeiten müssen.

Vorreiter des Umweltgedankens

Bekannte Vorreiter in Sachen Umweltschutz sind der amerikanische Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia und der deutsche Outdoor-Ausrüster Vaude, die beide schon seit längerem auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und ökologische sowie soziale Verantwortung setzen. Aber auch kleinere Firmen ziehen nach und machen von sich reden: Die schwedische Schuhmarke Icebug legte Berichte und Zahlen vor, die sie zur ersten klimapositiven Outdoor-Schuhmarke überhaupt machen. Dazu folgt Icebug der „Climate Neutral Now“ Initiative der Vereinten Nationen und kompensiert seit Ende 2019 mehr Emissionen als produziert werden. Erwähnenswert auch das schwedische Unternehmen Primus, vor allem für Outdoor-Kocher bekannt, das sämtliche CO2-Emissionen, die bei der Herstellung des Gases für Gaskocher und Kartuschen anfallen, in einem Hilfsprojekt in Uganda kompensiert. Direkt auf der Messe setzt Starboard an: Der SUP-Hersteller ermittelte den Energieverbrauch der gesamten Messe und kompensiert den entsprechenden CO2-Verbrauch nun um ein Zehnfaches durch das Pflanzen von Mangroven im Thor Heyerdahl Climate Park in Myanmar.

Weniger Müll, bessere Lösungen

In den neun Hallen der OutDoor by ISPO konnte man erfreulicherweise viele Ansätze für ein Umdenken beobachten: Mehrweggeschirr und Verzicht auf gedruckte Kataloge oder USB Sticks waren dabei nur ein paar der direkt sichtbaren Maßnahmen vor Ort. Viel wichtiger jedoch erscheint der Einsatz von regenerierten Materialien in den Produkten – sei es bei Bekleidung oder Sportgeräten – wie die zu 100 % regenerierte und regenerative Nylonfaser Econyl, die aus Nylonabfällen, wie zum Beispiel ausgedienten Fischernetzen, hergestellt wird. Nach Angaben des Herstellers Aquafil sparen 10.000 Tonnen Econyl rund 70.000 Fässer Rohöl ein und vermeiden 57.100 Tonnen CO2-Emissionen. So reduziert die Herstellung von Econyl die Auswirkungen auf den Treibhauseffekt um rund 80 % im Vergleich zu herkömmlichen Nylonfasern. Die Faser wird im Sommer 2020 von vielen Herstellern in ihren Kollektionen verarbeitet. Neben recycelten Materialien legen Hersteller den Fokus außerdem auf nachwachsende Rohstoffe aus der Natur wie das industriell aus Eukalyptusholz hergestellte Lyocell, auch bekannt als Tencel, oder die bereits von vielen Marken verarbeitete Merinowolle. Und sogar aus recyceltem Kaffeesatz lässt sich Funktionsbekleidung herstellen, wie man an dem Funktionsstoff „S.Café“ sehen kann, den Schöffel zu S.Café Airmem weiterentwickelt hat. Die neue, leichte Membran, die zu einem Viertel aus Kaffeeöl besteht, hemmt auf natürliche Weise Gerüche und wird nächstes Jahr unter anderem in Jacken integriert. Oder wie wäre es mit atmungsaktivem Nylon, das in 200 Tagen zu fast 100 Prozent industriell kompostierbar ist, zu sehen auf der Messe bei dem deutschen Schlafsackhersteller Grüezi Bag. Herkömmliche Polyester würde dafür rund 400 Jahre benötigen. Ebenfalls sehr aktiv sind die großen Zulieferer wie Polartec (Stichwort Eco Engineering-Standard) oder PrimaLoft (PrimaLoft Bio – das erste 100% recycelte, biologisch abbaubare synthetische Isolier- und Funktionsgewebe), die ständig weiter an neuen, umweltverträglichen Materialien für Außenstoffe, Füllungen oder Futterstoffe arbeiten.

Nicht nur auf der Messe, auch beim Einkauf

Soweit nur einige Beispiele, über die wir uns freuen, da auch Globetrotter bemüht ist, kontinuierlich an der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks zu arbeiten. Und natürlich freuen wir uns über jedes klimaneutrale Produkt, das wir in unseren Stores anbieten können. Eines der ersten war übrigens der Schulrucksack Kånken von Fjällräven, der bereits 1978 auf den Markt kam und 2008 zum ersten klimaneutralen Rucksack weltweit weiterentwickelt wurde. Bis heute ist der Rucksack ein Dauerbrenner und für nächstes Jahr erhält er sogar Zuwachs durch zwei neue Familienmitglieder: den urban ausgelegten Kånken Totepack und den um die Hüfte tragbaren Kånken Hip Pack für Wertsachen.

Neue Fjällräven Classic Destinationen

Apropos Fjällräven: Sowohl am Sonntagabend direkt auf der OutDoor by ISPO also auch am Montag in unserer Münchener Globetrotter Filiale am Isartor ging es um ein ganz besonderes Thema: Den Fjällräven Classic. Bereits seit Jahren geht es dabei nicht mehr um nur eine Veranstaltung. Das seit 2005 ausgetragene Original im schwedischen Lappland oberhalb des Polarkreises wurde ja bereits um die Langstreckenwanderungen in Dänemark, den USA und Hongkong ergänzt. Zur OutDoor by ISPO gab es auf den beiden gut besuchten Events auf der Messe und in der Stadt nun die großen Neuigkeiten: Den Classic gibt es in Zukunft auch an vier komplett neuen Destinationen in Korea, China, Großbritannien und Deutschland. Die deutsche Ausgabe wird im Mai 2020 im Allgäu stattfinden. Nähere Details dazu bald auf der Website https://classic.fjallraven.com/ und hier im Blog.  

Neues von Fjällräven, Primus und Hanwag

Fjällräven – wie auch die Schwesterfirmen Hanwag und Primus – hatte nicht nur den Classic als Neuigkeit auf der OutDoor by ISPO im Gepäck. Für die Frühjahr- und Sommerkollektion 2020 hat sich Fjällräven passend zu den heißen Temperaturen auf der OutDoor by ISPO auf Bekleidung für Outdooraktivitäten bei warmen Temperaturen konzentriert. Mit den Abisko Midsummer Trousers gibt es nächsten Sommer eine Hose aus luftig-leichtem Material, die sich durch Passform und Belüftung perfekt für eine Wanderung in warmem Klima eignet. Mit dem Update der High Coast-Kollektion und ihren leichten, vielseitigen und komfortablen Kleidungsstücken und Rucksäcken ist man immer bereit für einen unkomplizierten, aktiven Lifestyle. Die Bergtagen-Kollektion dagegen wurde für ein Leben oberhalb der Baumgrenze entworfen. Bergtagen ist Fjällrävens technischste Kollektion, die in enger Zusammenarbeit mit dem Schwedischen Bergführerverband entwickelt wurde. Jede Schicht ist Teil eines umfangreichen Bekleidungssystems, das auf verschiedene Weise kombiniert werden kann – abhängig von der Intensität der Bewegung, der Witterung und der Jahreszeit. Dieses System wird nun durch Kleidungsstücke für wärmere Temperaturen in alpinen Regionen erweitert: leichte Materialien, mehr Belüftung, dazu die gewohnte Langlebigkeit und Robustheit. Perfekt für Gipfelstürmer, die im Sommer ganz hoch hinauswollen.

Eine echte Innovation bringt Hanwag bald in die Läden: Der Ferrata Low eröffnet das Feld der bedingt steigeisenfesten Halbschuhe. Er ist ein leichter, aber dennoch äußerst stabiler und kompromissloser Klettersteigschuh und eignet sich für gut trainierte Experten, die einen niedrigeren Schuh mit mehr Bewegungsfreiheit und bessere Ventilation möchten. Kommt man an ein Schneefeld, kann man zur Querung kurzzeitig Steigeisen anschnallen – zuvor bei Halbschuhen ein Ding der Unmöglichkeit.

Etwas richtig Neues gab es auch bei Primus am Stand zu sehen: Der neue Kocher „Fire Stick“ passt geschlossen in seiner praktisch zylindrischen Form perfekt in jede Rucksacktasche und ist schnell griff- und einsatzbereit. Unabhängig von Höhe, Temperatur oder Füllmenge der Kartusche sorgt ein effizienter Druckregulator immer für optimale Brennerleistung. Der kompakte Aufschraubkocher ist aber auch sonst sicher und komfortabel: Die Topfauflagen aus Edelstahl sowie der Brenner selbst sind robust und bieten durch die clevere Konstruktion einen hervorragenden Wind- und Transportschutz.

Gewinner überall: Die Outstanding Outdoor Awards

Wie jedes Jahr auf der ISPO und auch die Vorgängermesse in Friedrichshafen, kürte die OutDoor by ISPO die besten neuen Produkte der Branche im Rahmen der neuen Outstanding Outdoor Awards. Aus insgesamt 203 Einreichungen in 28 Kategorien wählte die internationale Expertenjury die Produkte, die durch ihre besondere Funktionalität, ein außergewöhnliches Design, Verbesserung der Sicherheit oder herausragende Innovationsleistung neue Maßstäbe setzen. Auch hier immer im Fokus: Das Thema Nachhaltigkeit. Neben den ausgezeichneten Produkten für Outdoor-Erlebnisse wie Camping, Trekking, Trailrunning oder Klettern, vergab die Jury insgesamt viermal das Label „Outstanding Product“ für herausragende Leistungen innerhalb maßgeblicher Branchen-Trends. In der Kategorie „Sustainability“ überzeugte die All-Wetter-Jacke „Redmont“ von Vaude mit ihrer doppelt nachhaltigen Kombination aus GOTS (Global Organic Textile Standard)-zertifizierter Bio-Baumwolle und einer Färbung aus natürlichen Grundstoffen. Den Sieg in der Kategorie „Comfort Performance“ trug The North Face mit der „FUTURELIGHT™“ Jacke nach Hause. Selbst unter besonders schweißtreibenden Bedingungen bietet die Jacke ein trockenes Innenklima sowie eine hervorragende Haptik und damit ungeahnten Komfort. Möglich wird dies dank Nano-Spinning – durch das Verfahren entstehen Öffnungen im Nanometerbereich, die das Material besonders porös, aber immer noch absolut wasserdicht macht. Eine extrem leichte Revolution für Bergsteiger und damit Sieger in der Kategorie „Lightweight“ ist der nur 120 Gramm schwere Mountaineering Gurt „FLY“ von PETZL. In der Kategorie „Urban Outdoor“ wurde die „MYSHELTER Parley” Jacke von adidas Terrex zum Outstanding Product gewählt. Sie zeigt, wie herausragende Outdoor-Performance und urbaner Lifestyle zusammenpassen. Der Verzicht auf Färbung hebt das innere Nahtband hervor, welches eine kraftvolle Botschaft vermittelt: „For the Ocean”. Insgesamt wurden 21 Gold Winner und die Outstanding Products ausgezeichnet. Eine genaue Übersicht aller Gewinner gibt es auf https://www.ispo.com/awards/ispo-award/outstanding-outdoor.

Mehr als Wandern, Klettern und Bergsteigen: Auch die Stadt kann Outdoor

Die OutDoor by ISPO in München bot nicht nur viel Neues und echte Gewinner für klassische Outdoor-Sportarten wie Bergsteigen oder Klettern. Ob Urban Outdoor, Outdoor-Yoga oder StandUp Paddling – die Anreize zum Draußensein werden immer vielfältiger. So definiert mittlerweile auch die European Outdoor Group den Begriff „Outdoor“ um einiges freier und breiter als noch vor wenigen Jahren. Ein Rundgang über die Messe bestätigte dies: So gut wie alles, was man aktiv in Freien unternehmen kann, ist im Prinzip „Outdoor“ und gehört somit nicht nur auf die Messe, sondern auch auf den Wunschzettel eines jeden naturverbundenen Sportlers. Von den Millennials über Familien bis hin zu Senioren leben Zielgruppen mit unterschiedlichen Ansprüchen ihre ganz eigene Interpretation des Draußenseins, egal ob beim Luxus-Camping oder auf einer minimalistische Bikereise. Ein Wachstumsmarkt, und entsprechend stark auf der OutDoor by ISPO vertreten, ist hier der Bereich Urban Mobility. Auch Großstadtmenschen benötigen nun mal ein Outfit, das zu ihrem Lebensstil passt und auf dem Arbeitsweg genauso gut wie im Büro getragen werden kann. Auch hierbei ist natürlich das Thema Umwelt vorrangig – Merino, PFC-frei, Recycling und Made in Europe waren hier die gängigsten Schlagworte.

Von Wellness bis Vanlife

Nicht zu übersehen auf der OutDoor by ISPO: Wellness und Yoga sind mittlerweile kein Trend mehr, sondern endgültig auch im Outdoor-Bereich angekommen. Ob im Alltag, am Wochenende oder im Urlaub: Das Thema „Health & Fitness“ ist nicht mehr wegzudenken und mit so gut wie allen anderen Outdoor-Aktivitäten kombinierbar. Yoga unter freiem Himmel, am Berg, auf dem StandUp Paddelboard – alles ist möglich, Hauptsache es findet draußen statt. Und warum dann nicht gleich auch die Nächte unter freiem Himmel verbringen? Noch nie waren auf einer Outdoor-Messe so viele Camping-Anbieter zu finden. Und wir sprechen nicht nur von klassischen Berg- und Biwakzelten. Der Trend geht hin zu Glamping und Vanlife. Unterwegs sein, die Freiheit genießen, verweilen wo es gefällt: Camping ist in und viel facettenreicher als früher. Während der deutsche Hersteller Heimplanet sich mit seinen stylischen, aufblasbaren Zeltmodellen besonders an eine junge, hippe Zielgruppe richtet, mutiert mit Lotus Belle der Camping- zum Luxusurlaub – naturverbunden, nachhaltig und doch mit allem Komfort. Auch Dachzelte gehören zum neuen Outdoor-Reisetrend, auf der diesjährigen Messe bereits stark vertreten durch Campwerk, Thule Tepui und 50Ten.

OutDays by ISPO: OutDoor by ISPO-Gefühl für alle von München bis Hamburg

Vanlife war auch ein Thema im Programm der OutDays 2019 der Messe München. Da die OutDoor by ISPO eine reine Fachmesse ist und für Endverbraucher die Türen deswegen verschlossen bleiben, dachte sich das Messe-Team: Warum das Gefühl und die Trends der Messe nicht auch in die Stadt und das Umand tragen? Und so konnte das interessierte Münchner Publikum parallel zur Messe auf Veranstaltungen wie Mountainbiken an der Isar mit bekannten Athleten, Laufschuhtests, Open Air-Filmabende oder Nachtwanderungen zurückgreifen. Im Münchner Globetrotter Store fanden im Rahmen der OutDays ebenfalls einige tolle Events statt: Tim Leatherman kam vorbei, um Multitools zu signieren, eine Kletterwand mit Augmented Reality lud drei Tage lang zum spielerischen Klettern ein und der bereits angesprochenen Fjällräven Classic Event erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit. Aber auch über die Grenzen Münchens heraus brachte die Messe das OutDoor by ISPO-Gefühl unter die Leute: So beim Gletscherbiwak am Hintertuxer Gletscher, bei der Campervan Challenge im Voralpenland oder der HamburgHero Challenge. Letztere startete in Hamburg und wurde von Globetrotter gemeinsam mit der OutDoor by ISPO, Ahoi Bullis und dem Walden Magazin organisiert. Acht glückliche Gewinner erhielten je einen VW T6 Cailfornia von Ahoi Bullis und jede Menge nützliche Produkte von Frilufts, um damit eine Woche durch den Norden des Landes oder nach Skandinavien zu fahren. Unterwegs hatten sie die ein oder andere Outdoor-Aufgabe zu bewältigen und auf Instagram zu posten. Die aktivsten Teams konnten dann noch einmal einen Einkaufsgutschein und eine weitere Bulli-Woche gewinnen.

Outdoor – immer und überall

Die OutDoor by ISPO war eine gelungene Premiere der größten Outdoor-Messe in München. Zusammen mit den OutDays eine runde Sache für alle – interessant, aufschlussreich und vor allem lehrreich: Outdoor ist vieles, aber ohne den Respekt vor der Natur und den richtigen Umgang mit den Ressourcen kann es nicht funktionieren. Wir freuen uns, in München viel Neues gesehen und gelernt zu haben, und wir sind stolz, Teil des Ganzen zu sein. Outdoor ist ein Lebensgefühl — immer und überall. Natürlich auch hier bei Globetrotter!

Wolfgang Greiner

4. Juli 2019