Zwei für Pech und Schwefel: Ulla Lohmann und Basti Hofmann

Kein Berg zu hoch, kein Urwald zu tief, kein Vulkan zu heiß – in den USA sind die Fotografen Ulla Lohmann und Basti Hofmann längst eine große Nummer, nun schicken sie sich an, auch den heimischen Markt zu beeindrucken.

Ulla Lohmann

Gerade kommt ihr von einer sechswöchigen Reise zurück …
Ulla: Wir waren in Tasmanien zum Klettern für unseren Sponsor Canon und haben dort noch eine Reportage für das Magazin Terra Mater über Tasmanische Teufel produziert. Zuvor waren wir auf Papua-Neuguinea und haben dort eine Fotoreise geleitet.
Basti: Das ist ein ganz typisches Beispiel für unsere Touren. Wir müssen auf einer Reise mehrere Sachen koppeln, sonst bekommen wir es nicht refinanziert.

Erinnerst du dich noch an dein erstes honoriertes Foto?
Ulla: Als ich 18 Jahre alt war, habe ich meine erste Weltreise gemacht und habe jeden Monat drei, vier Doppelseiten im Regionalmagazin Willi veröffentlicht. Zwei Jahre lang. Das waren damals je 400 Mark – was meine Reise um einige Monate verlängerte.

Ulla Lohmann

Ulla Lohmann (40) stammt aus Enkenbach-Alsenborn. Ein Bundessieg bei Jugend forscht 1996 spülte ihr 3000 Mark in die Reisekasse, die direkt nach dem Abi investiert wurde. Seither hat die Neugier auf fremde Kulturen und weiße Flecken kein Stück nachgelassen. Zusammen mit ihrem Mann Basti Hofmann (32) lebt sie in Hohenschäftlarn an der Isar. Basti begleitet Ulla seit Jahren auf ihren Expeditionen ans Ende der Welt. Dort sorgt der passionierte Kletterer dann auch dafür, dass Ulla nicht beim Blick durch den Kamerasucher aus Versehen in den Vulkan fällt.

Was braucht man heutzutage, außer einer Kamera und viel Talent, für eine Profikarriere als Fotograf?
Ulla: Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und harte Arbeit. Wir haben immer wieder Praktikanten, die denken, wir würden nur durch die Weltgeschichte gondeln und fotografieren. Dieser kreative Teil der Arbeit beträgt aber nur fünf Prozent unserer Zeit, die Nacharbeit am Computer eingeschlossen. Der Rest ist Orga. E-Mails, Socialmedia, Vermarktung, Leute kontakten und Geschichten verkaufen, auf Messen gehen, bei Magazinen und Fernsehsendern Klinken putzen, Konzepte schreiben. Ohne exzessive Leidenschaft für deine Themen geht das nicht. Du musst brennen für deine Bildideen, und du musst leiden, um sie zu erreichen. Am wichtigsten sind aber die Geschichten. Jedes gute Bild braucht eine noch bessere Geschichte dahinter, die sich den Leuten erschließt, die sie mitnimmt und beschäftigt. Mit einer neuen Kamera, die heute jeder bedienen kann, und Talent ist es definitiv nicht getan.

Muss man auch bühnentauglich sein?
Ulla: Selbstvermarktung wird immer wichtiger. Die ganzen Blogger machen es vor. Ich bin zwar auf Facebook und Instagram, aber andere können das deutlich besser. Doch wenn es hilft, eine Geschichte publik zu machen, dann baue ich mich eben in die Geschichte mit ein.

Wie wird man Canon-Ambassador?
Ulla: Canon hat meine Arbeit einige Jahre beobachtet und ist dann auf mich zugekommen. Wenn es doch nur immer so einfach wäre …

Bekommst du auch Erlkönige zum Test?
Ulla: Ich durfte tatsächlich die EOS 5 Mark IV ein Dreivierteljahr vor Markteinführung testen. Als erste Fotografin weltweit. Sie hat ein paar Features, die sie einzigartig in ihrer Klasse machen. So kann man beispielsweise nachträglich am Fokuspunkt schrauben und die Schärfeebene verschieben.

Hast du Vorbilder in Sachen Fotografie?
Ulla: Keiner fotografiert Menschen wie David Alan Harvey. Ich habe ihm lange bei seinen Workshops assistiert. Er nimmt einfach eine Kamera mit und du hast den ganzen Tag das Gefühl, er unterhält sich nett mit Freunden und macht eher nebenher ein paar Schnappschüsse. Aber die sind dann grandios.
Carsten Peter ist für mich der Abenteuerfotograf schlechthin. Er geht an extreme Orte – und dort noch einen Schritt weiter. Trotzdem schafft er es, in diesem Grenzbereich mit nicht nachlassender Motivation perfekte Bilder zu produzieren.
Von Yann Arthus-Bertrand, dem berühmten französischen Luftbild- fotografen, habe ich gelernt, Fragen zu stellen und zuzuhören. Sein neuester Kinofilm heißt »Human«. Dafür haben wir auf der ganzen Welt 2000 Menschen in über 60 Ländern dieselben intimen Fragen gestellt. Und egal wo wir gefragt haben, die Antworten auf die Kernfragen lauteten überall gleich – und das ist wunderschön.

Du bist im Explorers Club von National Geographic, oder?

Ulla: National Geographic ist zuerst einmal meine Bildagentur. Da wird aufgenommen, wer schon mal im US-Magazin veröffentlicht hat. Ich habe zudem ein Stipendium von National Geographic bekommen. Mit dem bin ich auf Expedition in Papua-Neuguinea gewesen, um Mumien zu erforschen. Tja, und dann wurde ich in den New York Explorers Club gewählt. Das ist eine illustre Vereinigung legendärer Eroberer und Ent- decker. Darunter Sir Edmund Hillary, Roald Amundsen, Neil Armstrong, Reinhold Messner, Dian Fossey, Thor Heyerdahl. Sinn und Zweck des Clubs ist es, Expeditionen zu finanzieren, die dazu dienen, weiße Flecken auf der Landkarte mit Farbe zu füllen. Dabei geht es nicht nur um die Sache selbst, es soll auch etwas Bleibendes entstehen. Viele meiner Projekte haben daher einen wissenschaftlichen Hintergrund.

Unser Job ist es, weiße Flecken auf der Landkarte mit Farbe zu füllen.

Wie kam es zum Erstkontakt mit National Geographic?

Ulla: Als Koch! Ich war auf meiner ersten Weltreise und wollte unbedingt einen aktiven Vulkan sehen. Also bin ich auf die Südseeinsel Vanuatu gereist. Dort war zeitgleich ein Team von National Geographic unterwegs. Die hatten enorm viel Gepäck dabei und ich war mit meinem kleinen Rucksack ständig im Bild. Also habe ich sie gefragt, ob sie nicht einen Koch gebrauchen könnten. Brauchten sie. Der Deutsche Carsten Peter hat die Geschichte als Fotograf begleitet und ich war dann tatsächlich auf einem der Bilder, die im Magazin abgedruckt wurde. Als anschließend die Bildlegenden verifiziert werden mussten, hat die Autorin mit mir Kontakt aufgenommen. Sie hat in einer E-Mail nebenbei erwähnt, ich solle sie doch mal besuchen, wenn ich in Washington bin. Und zack, stand ich bei Ann Williams vor der Tür. Sie hat mir die Redaktion gezeigt und ich habe schnell realisiert, dass es vom Koch bis zum Fotografen ein weiter Weg ist.

Reicht die Fotografie heute zum Lebensunterhalt?
Ulla: Ich weiß gar nicht, ob ich jemals nur von der Fotografie leben konnte. Ich habe beispielsweise 20 Dokumentarfilme als Regisseurin, Kamerafrau oder Produzentin gemacht. Mehrgleisig ist das Zauberwort. Deshalb bin ich auch froh, dass Basti und ich uns so gut ergänzen. Wir können als Team alles abdecken: von 360°-Aufnahmen über Drohnenshots bis zu 3D-Scans. Dazu stemmen wir die ganze Logistik, Bergführerei und Lohnbuchhaltung für die Träger inklusive.

Wo habt ihr euch kennengelernt?
Basti: Ganz unspektakulär in der Kletterhalle in Bad Tölz. Da habe ich als Trainer gearbeitet und Ulla hatte keine Dusche zu Hause. Wenn Waschtag war, ist sie immer in die Kletterhalle gekommen.
Ulla: Basti stand vor der Entscheidung, bei Lufthansa Pilot zu werden. Und ich stand vor der Entscheidung, ob ich permanent in den Südpazifik gehe und mich dort als Tauchlehrerin und Geschichtenerzählerin verdinge. Vorher wollte ich aber noch mal ausprobieren, wie es ist, in Deutschland zu leben. Das hatte ich seit dem Abitur nicht mehr. Aus den drei Monaten wurden dann sechs, dann kam Basti in mein Leben und draußen begann die Klettersaison. Irgendwann war klar, dass Basti kein Pilot wird und ich keine Tauchlehrerin. Stattdessen wollten wir zusammen was aufziehen. Heute macht Basti Technik und Logistik. Und ich bin fürs Kreative und das Reden auf den Vorträgen zuständig. Dort könnt ihr meist auch Basti bewundern, wenn er meine Vorträge auf dem Flügel musikalisch untermalt.

Und nach der Hochzeit auf die Malediven?
Basti: So ähnlich. Ich mag hohe Berge, Ulla aktive Vulkane. Also haben wir einen Kompromiss gefunden und sind auf den höchsten aktiven Vulkan der Welt. Der ist knapp 7000 Meter hoch und steht in der Atacamawüste in Chile.
Ulla: Dort hatte es nachts bis zu –30° Grad Celsius, romantisches Schlafsackkoppeln war also eher schwierig. Den klassischen Klischees haben wir damit wohl nicht genügt, aber es war klasse.

Ihr gebt euer Wissen auch in Workshops weiter.
Wie muss ich mir das vorstellen?
Ulla: Die Workshops finden meist in Südtirol statt, gehen über eine Woche und bestehen aus Modulen, die aufeinander aufbauen. Ziel ist es, Geschichten zu erzählen. Sei es mit Landschafts- oder mit Porträtbildern. Und nach sechs Tagen baut man aus den Einzelbildern eine Fotoreportage zusammen. Wir machen ganz leichte Bergwanderungen mit nur eineinhalb Stunden Gehzeit – sind dafür aber trotzdem den ganzen Tag unterwegs. Sich Zeit nehmen und die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen, das bringt einen nicht nur fotografisch weiter, das entschleunigt auch ungemein. Kernstück sind die abendlichen Bildbesprechungen, da muss jeder seine fünf besten Bilder des Tages zeigen.


2001 habe ich von einem Vulkanausbruch in Papua-Neuguinea gehört. Da bin ich sofort los. Obwohl mich alle für verrückt erklärt haben – für ein Mädel ist das eine No-go-Zone.

Eure Fotoreisen führen dagegen mehrheitlich nach Papua-Neuguinea und Vanuatu. Wäre das auch was für Leser des Globetrotter Magazins?
Ulla: Papua ist ein absolut ungewöhnliches Land mit extremen Kontrasten, einzigartigen Bewohnern, einer ungewöhnlichen Tierwelt und ohne große touristische Infrastruktur. Auch von den Vielgereisten waren die wenigsten bisher dort. In Vanuatu besteigen wir den aktiven Vulkan und campen fünf Nächte im Krater, in dessen Schlund ein Lavasee blubbert. Wer noch näher ran will, mit dem seilen wir uns sogar noch ein Stück tiefer in den Krater.

Wann bist du erstmals mit Papua-Neuguinea und seinen Einwohnern in Kontakt gekommen?
Ulla: Während meines Umweltmanagement-Studiums in Australien habe ich von einem Vulkanausbruch dort gehört. Das war 2001. Da habe ich mir sofort ein Flugticket gekauft und bin los. Obwohl mich alle für verrückt erklärt haben, als Mädel alleine nach Papua zu reisen. Glücklicherweise habe ich im Flieger jemanden kennengelernt, der mich unter seine Fittiche genommen hat. Er hat mir für die ersten drei, vier Wochen einen Bodyguard mit Knarre zur Seite gestellt, und so konnte ich mir den Vulkanausbruch bewacht anschauen. So hatte ich genügend Zeit, Land, Leute und Kultur etwas kennenzulernen. Wenn man einmal realisiert hat, wie die Leute dort ticken und wenn man die Sprache spricht, ist es sehr viel sicherer.

Wie ticken die denn?
Ulla. Sie sind sehr ehrlich. Und emotional. Vor allem in Kombination mit Alkohol kann es schon mal brenzlig werden. Wenn man aber einmal in einem Dorf und mit den Strukturen vertraut ist, passiert einem nichts mehr. Die Menschen dort sind mit unserer Gesellschaft noch nicht lange in Berührung. Deswegen muss man einfach ein paar Grundregeln einhalten. Kleiderregeln etwa. Ich kann dort oben ohne rumlaufen, aber wehe, du zeigst deine Oberschenkel. Oder die Hüfte. Das ist zu sexy.

Kann dort jeder zu den Stämmen marschieren und sagen »Moin, hier bin ich«?
Ulla: Nein, von Individualreisen kann ich echt nur abraten. Du musst das Land, die Leute und die Sprache gut kennen, um sicher zu sein. Es gibt unglaublich viele Tabus, die du unwissentlich verletzt und dann die größten Probleme bekommst. Abgesehen davon würdest du nirgends ankommen. Es gibt weder Schilder noch Straßennamen, du wüsstest überhaupt nicht, wo du hinmüsstest. Natürlich kannst du als Pauschaltourist eine Reise buchen, wo du in deinem Hotel sitzt und Sing-Sings vor deinem Fenster bewunderst. Um das echte Papua zu erleben, musst du deine Komfortzone verlassen. Bei unseren Reisen wohnen wir mit den Menschen in ihrem Dorf, nicht im Hotel.

Ulla Lohmann

Was hat es mit dem Mumienkult auf sich?
Ulla: Als ich 2001 den Vulkanausbruch fotografiert hatte, habe ich in einem Reiseführer aus den 70er-Jahren gelesen, dass es noch einen Stamm gibt, der seine Toten »raucht« (they smoke their dead). Ich wusste nicht, was das bedeutet. Ich habe dann mehrere Jahre gebraucht, bis ich den Stamm gefunden habe. Und es hat Zeit gebraucht, bis ich vom Stamm akzeptiert wurde. Da habe ich dann gesehen, dass sie ihre Toten räuchern und dadurch mumifizieren. Das fand ich extrem spannend, weil für sie der Tod zum Leben dazugehört. Nicht wie bei uns, wo die Toten im Boden vergraben werden, Kreuz drauf und fertig. Dort werden die Toten über drei Monate in einer Hütte mumifiziert und dann über dem Dorf auf einen Felsvorsprung gesetzt, damit sie das Dorf bewachen können. Manche von ihnen machen das seit über 70 Jahren.

Wir waren schon 500 Meter tief drin. Da kam ein Hitzeschwall aus der 1200 Grad heißen Lava und hat uns fast das Gesicht verbrannt.

Und dann hast du eine Mumifizierung selbst erlebt …
Ulla: Für Gemtasu, den Stammeshäuptling, war ich wie eine Tochter. Als Basti mich heiraten wollte, musste er mich mit einem Schwein bei ihm auslösen. Gemtasu wollte nach seinem Tod unbedingt mumifiziert werden – und ich sollte es dokumentieren, damit dieser Brauch nicht ausstirbt. Im letzten Jahr war es dann so weit. Er ist friedlich eingeschlafen und die Prozedur sollte beginnen. Wir waren zufällig mit einer Reisegruppe dort, aber ich konnte es nicht. Ich bin auf dem Absatz umgedreht und nach Hause geflogen. Fünf Tage lang plagte mich mein Gewissen, da ich es Gemtasu ja versprochen hatte. Schließlich war es Basti, der mich überredete, wieder hinzufliegen.

Am ersten Tag konnte ich gar keine Kamera in die Hand nehmen. Ich bin in die Hütte gekommen und habe nur das Feuer am Boden gesehen. Die Frauen haben einen Klagegesang angestimmt. Ich habe dann am Feuer hochgeschaut und seine Füsse gesehen. Den Bauch und dann sein Gesicht. Und das war einfach nur friedlich. Am zweiten Tag haben mich alle gefragt, wo denn meine Kamera sei. Dann habe ich fotografiert – mit Tränen und Rauch in den Augen. Veröffentlicht wurden die Bilder weltweit in Geo und National Geographic – das hätte Gemtasu sicher sehr gefallen.

Wie verständigt ihr euch in Papua und Vanuatu?
Basti: Wir sprechen beide Pidgin und Bislama. Das sind Kunstsprachen. Die wurden von den Missionaren eingeführt, damit zwischen den Stämmen eine Kommunikation möglich ist. Es sind also nicht die kompliziertesten Sprachen der Welt. In Papua gibt es 800 verschiedene Stammesdialekte. Ganz viele Stammeskriege sind nur passiert, weil sich die Leute einfach nicht verstanden haben.

Neben Papua sind aktive Vulkane euer zweites Steckenpferd. Seid ihr Gefahrensucher?
Ulla: Es ist gefährlich, aber es ist kalkulierbar. Wir arbeiten immer sehr eng mit Vulkanologen zusammen, außerdem hat Basti Geologie und ich habe Geographie studiert. Und bevor wir uns ganz nah ranwagen, beobachten wir den Vulkan immer längere Zeit.

Wo müsst ihr unbedingt noch hin?
Ulla: Zum Erebus. Das ist ein aktiver Vulkan samt Lavasee mitten in der Antarktis. Man braucht dafür viel Geld und die Unterstützung der Amerikaner, die dort eine Forschungsstation betreiben. Deshalb hoffe ich, dass mich die Aufnahme in den Explorers Club eines Tages dort hinbringt.

Ist man als Fotograf automatisch ein guter Kameramann?
Ulla: Das Handwerk kann man ohne Probleme lernen. Viel schwieriger ist es, deinem Gegenüber die Scheu vor der Kamera zu nehmen. Nur so bekommst du authentische Aufnahmen und O-Töne. Das ist beim Fotografieren ein bisschen einfacher. Ich muss aber gestehen, dass ich auch gern mit »echten« Kameraleuten zusammenarbeite, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Es gibt darunter aber nicht viele, die einem auf den Grund eines Vulkankraters folgen.

In eurem Film »Spitting Distance« macht ihr genau das …
Basti: Da kam unser Kameramann Jochen Schmoll ganz schön ins Schwitzen – im wahrsten Sinne. Wir standen vor der Entscheidung, uns von der zweiten auf die dritte Terrasse abzuseilen. Wir waren schon 500 Meter tief im Vulkan und wollten uns noch mal 200 Meter weiter abseilen. Da kam plötzlich ein Hitzeschwall aus der 1200 Grad heißen Lava und hat uns fast das Gesicht verbrannt. Unser Wissenschaftler hat mit seiner Hitzepistole das Gestein gemessen: 80 Grad. Ullas Milchmädchenrechnung: In der Sauna hat es 90 Grad, also nichts wie runter …

Ulla Lohmann

Der kreative Teil der Arbeit beträgt nur fünf Prozent. Der Rest ist Orga und Vermarktung.

Und wenn die Seile gerissen wären?
Basti: Die Bergwacht kommt jedenfalls nicht. 2014 hatten wir es schon einmal versucht, kamen aber nur bis auf die zweite Terrasse. Dann fing es an zu regnen. Wenn es regnet, fällt dieser Regen durch vulkanische Gase und wird zu saurem Regen. Und wir hatten keine Ahnung, was das mit den Seilen macht. Da hatten wir richtig Schiss.

Neben den Nischenthemen habt ihr auch einen Bildband samt Vortrag über die Dolomiten im Repertoire. Ist das nicht sehr gewöhnlich?
Ulla: Es ist mir ein absolutes Herzensthema, weil es wichtig ist, den Leuten die Augen zu öffnen. Dafür, wie schön es vor der eigenen Haustür ist. Ich kannte diese Gegend vorher selbst kaum. Umso spannender war dann das Projekt. Wir haben ein ganzes Jahr etappenweise die Dolomiten durchquert. Von der Brenta bis zur Marmolada. Mit Tourenski, kletternd, bikend und wandernd.

Ulla Lohmann

Wo macht ihr Urlaub?
Ulla: Wenn wir Zeit haben, sind wir extrem gern zu Hause. Das liegt südlich von München. Dort macht mir sogar Gartenarbeit Spaß. Im Anschluss fahren wir mit dem Fahrrad an einen See und gehen Klettern.
Basti: Dieser Sport ist unser großer gemeinsamer Nenner und lässt sich beinahe überall ausüben – selbst bei uns vor der Haustür. Ich geh’ auch gern Gleitschirmfliegen, doch da hatte ich 2016 einen echten »Closecall«. Mitten im Flug begann sich mein Schirm aufzulösen, was mich zu einer ruppigen Notlandung zwang. Verglichen mit dem, was hätte passieren können, war der lädierte Knöchel ein guter Preis. Nur Klettern ging danach erstmal nicht mehr.

Dann lieber Klettern. Wie schwer klettert ihr?
Ulla: Ich sollte wegen einer Verletzung an der Kniescheibe besser nicht stürzen. Daher übernimmt Basti stets den Vorstieg. Wir haben gerade den Totem Pole in Australien gemeistert, der gilt als 7b+. Das ist eine 70 Meter hohe Felsnadel inmitten der tosenden tasmanischen See, die so aussieht, als würde sie jede Sekunde zusammenbrechen.

Wo kann man euch demnächst live sehen?
Auf www.ullalohmann.com finden sich alle Vortragstermine sowie die Workshops und Expeditionsreisen – 2017 sind wir jedoch fast schon ausgebucht. Auch unser Facebook- und Instagram-Account lohnt einen Blick.

Das nehm ich mit

Alles für eine Expedition nach Vanuatu

      Text: Michael Neumann